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Ostwind (German Edition)

Ostwind (German Edition)

Titel: Ostwind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Wimmer
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Wasser. Auf Mikas Gesicht spiegelte sich ein unbeschreibliches Glucksgefuhl. Sie kamen vor Herrn Kaan zum Stehen. Vorsichtig streckte er die Hand aus und streichelte Ostwinds Kopf. Der Hengst ließ es geschehen. Der alte Mann war sichtlich beruhrt. Er schaute zu Mika auf, die ihn nass, aber glucklich vom Pferderucken anstrahlte.
    »Ja, jetzt können wir anfangen«, sagte Herr Kaan.
    Von nun an war Mika Tag für Tag mit Ostwind auf der Koppel, egal ob bei Sonne, Regen oder Wind. In weiten Kreisen ritt sie um Herrn Kaan, zunächst noch etwas wackelig, aber zunehmend sicherer. Herr Kaan drehte sich mit ihnen um seine eigene Achse und gab ihr Anweisungen.
    Mika wurde von Tag zu Tag selbstbewusster. Zwar fühlte sie sich abends vom langen Tag auf Ostwinds Rücken wie gerädert. Aber eine wachsende Zufriedenheit machte jeden Muskelschmerz wieder wett. Auch traute sie sich jeden Tag ein bisschen mehr zu. Sie probierte es einhändig, steigerte das Tempo, ritt im Schritt und im Galopp. Nur das Aufsteigen machte ihr noch lange Probleme, denn sie ritt ohne Sattel und ohne Steigbügel.
    Aber bald kam es ihr so vor, als hätte sie nie in ihrem Leben etwas anderes gemacht, als zu reiten. Sie fühlte sich auf Ostwinds Rücken so sicher wie auf ihrem Kickboard. Inzwischen schaffte sie es sogar, sich auf Ostwinds Rücken zu knien und sich langsam zu erheben. Erst vorsichtig und etwas wackelig, bis sie mit einem triumphierenden Lacheln auf seinem Rucken stand. Dann machte Ostwind ein paar Schritte, damit Mika zwei Apfel von einem hohen Apfelbaum pflucken konnte.
    Nach einem langen Trainingstag, das letzte Licht lag über der Koppel, ritt Mika auf Ostwind mit kerzengeradem Sitz und ausgestreckten Armen um Herrn Kaan. Herr Kaan schnippte mit den Fingern, sie wurde schneller, er schnippte wieder, sie wurde langsamer, er schnippte erneut, sie wurde schneller. Als er noch einmal schnippte, ließ sich Mika nach vorne sinken und tat so, als würde sie auf dem Pferderucken gleich einschlafen. Herr Kahn unterdrückte ein Lächeln.

11. Kapitel
    Geduckt galoppierte ein Reiter auf ein hohes Hindernis zu. Das Pferd schnaubte angestrengt, es wurde schneller. Doch kurz vor dem Sprung drehte es ab und verweigerte.
    Maria Kaltenbach, die in der Mitte des Reitplatzes auf ihren Stock gestutzt stand, schuttelte frustriert den Kopf.
    »Nein! Du musst ihn harter rannehmen, Michelle! Er hat das nicht zu entscheiden! Zeig ihm, wer oben sitzt! Gleich noch mal!«, rief sie.
    Michelle nickte knapp. Dann galoppierte sie erneut an. Dabei griff sie hart in die Zugel und zog Weingrafs Kopf herunter. Sam, der das Training verfolgte, sah besorgt aus.
    Michelle bemerkte es nicht. Sie war allein auf das Hindernis konzentriert und galoppierte Weingraf unbarmherzig darauf zu, indem sie ihn mit den Sporen antrieb. Die Metalltrense spannte sich hart in Weingrafs Maul, die Lederriemen knarzten.
    Michelles Ritt wurde schneller. Hufe krachten auf den Boden und wirbelten Staub auf. Die Gerte traf Weingrafs Hinterteil, als das Hindernis vor ihnen auftauchte. Dann hob Michelle sich aus dem Sattel und sprang ab, ihr Gesicht war vor Anspannung zur Grimasse verzerrt. Sam schloss die Augen.
    Die Latte wackelte, dann fiel sie krachend auf den Boden. Michelle landete auf der anderen Seite und ballte frustriert die Hand zur Faust. Die Pferdemadchen, die wie immer am Gatter hingen, tuschelten, als Michelle in einem Bogen ausritt. Maria Kaltenbach schuttelte ratlos den Kopf.
    »Der Landestrainer kommt zu unserem Turnier in ein paar Tagen. Du weißt, was das fur uns bedeutet«, sagte Maria Kaltenbach, als Michelle neben ihr zum Stehen kam.
    Michelle saß ab und nahm ihren Helm ab. Sie sah verzweifelt aus. »Ja! Aber er nimmt einfach die Beine nicht hoch genug! Ich weiß nicht, was ich noch machen soll!«, rief sie.
    Maria Kaltenbach warf einen ernsten Blick auf den nassgeschwitzten Weingraf, dann zu Michelle.
    »Du weißt, ich halte große Stucke auf dich. Ich sehe viel von mir in dir«, sagte sie.
    Michelle nickte verbissen.
    Maria Kaltenbach lächelte knapp. »Also mach dir einen Knoten in den Hintern. Und ihm Beine!«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
    »Ja, Frau Kaltenbach«, sagte Michelle und blieb zuruck. Wutend drosch sie mit ihrer Gerte ans Gatter. Tinka fiel vor Schreck fast vom Zaun.
    »Absatteln!«, rief Michelle herrisch. Sofort wurde sie von den Pferdemädchen umringt. »Ich! Ich! Ich!«, riefen sie wild durcheinander.
    Unterdessen lief Mika zur Koppel und machte

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