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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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weinte.
     
    »Aber warum hast du dieses Aussehen? Ist dir das beim Übergang durch … ach, wodurch auch immer … passiert?«
    !Xabbu war mit seinen geschickten Pavianfingern dabei, Feuer zu machen. Er war auf Bäume geklettert und hatte dort tote Äste gefunden, die relativ trocken waren, weil sie nicht am Boden gelegen hatten. Jetzt stieg von dem Holzstück, das er zwischen seine langen Füße geklemmt hatte, ein winziges Rauchfähnchen auf.
    »Ich habe dir erzählt, daß ich einen Traum hatte«, sagte er. »Ich träumte, es sei an der Zeit, daß alle ersten Menschen sich wieder zusammenschließen. Es sei an der Zeit, daß meine Familie zurückzahlt, was sie den Leuten schuldet, die auf den Fersen sitzen. Deswegen – und noch aus anderen Gründen, die dir praktischer erscheinen würden – habe ich diesen Sim zusätzlich zu einer normaleren menschlichen Gestalt als Ersatz gewählt. Aber als ich hier eintraf, war dies der Körper, den ich erhalten hatte. Ich kann keine Möglichkeit entdecken, etwas daran zu ändern, deshalb mußte ich diese Gestalt behalten, obwohl ich dich lieber nicht erschreckt hätte.«
    Renie lächelte. Wieder mit !Xabbu vereint zu sein, hatte ihren Mut schon gehoben, und der Anblick eines glimmenden roten Punktes in dem ausgehöhlten Ast hob ihn noch mehr. »Du hattest praktische Gründe, diesen Sim zu wählen? Was ist denn so praktisch daran, ein Pavian zu sein?«
    !Xabbu blickte sie lange an. Die vorspringenden knochigen Brauen und die hundeähnliche Schnauze hatten etwas Komisches, aber die Persönlichkeit des kleinen Mannes war trotz allem dahinter spürbar. »Vieles, Renie. Ich kann an Plätze, wo du nicht hinkannst – zum Beispiel konnte ich auf einen Baum klettern und diese Äste finden, stimmt’s? Ich habe Zähne«, er bleckte kurz sein eindrucksvolles Gebiß, »die sich als nützlich erweisen können. Und ich kann mich unbemerkt hierhin und dorthin begeben, weil Stadtmenschen Tiere nicht registrieren – und ich vermute, das gilt auch in einer derart fremdartigen Welt wie dieser. Wenn man bedenkt, wie wenig wir über dieses Netzwerk und seine Simulationen wissen, sind das alles, glaube ich, wertvolle Vorzüge.«
    Die dürren Kräuselblätter hatten jetzt Feuer gefangen. Als !Xabbu mit diesen kleinen Flammen einen größeren Brand entfachte, streckte Renie ihre Hände nach der Wärme aus. »Hast du versucht, mit Jeremiah zu reden?«
    !Xabbu nickte. »Ich bin sicher, wir beide haben die gleichen Entdeckungen gemacht.«
    Renie lehnte sich zurück. »Das alles ist kaum zu glauben. Es fühlt sich unglaublich real an, nicht wahr? Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, wenn wir direkte Nervenanschlüsse hätten?«
    »Ich wollte, wir hätten welche.« Der Pavian hockte sich hin und schürte das Feuer. »Es ist frustrierend, nicht mehr Sachen riechen zu können. Dieser Sim möchte Naseninformationen haben.«
    »Ich fürchte, dem Militär waren Gerüche nicht sehr wichtig. Die V-Tankanlage ist mit einer ziemlich rudimentären Geruchspalette ausgestattet. Die Benutzer sollten wahrscheinlich bloß imstande sein, Gerätebrände, schlechte Luft und ein paar andere Sachen zu riechen, aber darüber hinaus … Was meinst du eigentlich mit ›Naseninformationen‹?«
    »Bevor ich zum erstenmal in die VR eintrat, war mir gar nicht klar, wie sehr ich mich auf meinen Geruchssinn verlasse, Renie. Außerdem, vielleicht weil ich einen Tiersim habe, scheint das Betriebssystem dieses Netzwerks mir einen leicht anderen … wie sagst du dazu? … sensorischen Input zu verschaffen. Es kommt mir so vor, als könnte ich viele Dinge tun, die ich im anderen Leben niemals tun könnte.«
    Ein kurzer Schauder durchrieselte Renie, als !Xabbu von einem »anderen Leben« sprach, aber dann wurde sie abgelenkt, weil er sich vorbeugte und sie mit seiner langen Schnauze beschnüffelte. Die leichte Berührung kitzelte sie, und sie schob ihn weg. »Was machst du da?«
    »Ich präge mir deinen Geruch ein, oder wenigstens den Geruch, den unsere Geräte dir geben. Wenn ich besser ausgestattet wäre, müßte ich mich gar nicht groß bemühen. Aber jetzt, denke ich, werde ich dich finden können, falls ich dich wieder verliere.« Er klang mit sich selbst zufrieden.
    »Mich finden ist nicht das Problem. Uns finden, das ist die Schwierigkeit. Wo sind wir? Wo sollen wir hin? Wir müssen bald etwas unternehmen – Stundengläser und imaginäre Städte sind mir egal, aber mein Bruder stirbt!«
    »Ich weiß. Zuerst müssen wir

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