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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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daß die meisten dieser Vorgänge von einer einzigen Gruppe kontrolliert wurden, wobei diese Leute ihre Transaktionen so gut kaschiert hatten, daß ich nur mit Glück und einer gewissen Begabung, Muster zu erkennen, auf ihre Spur kommen und ihre Namen in Erfahrung bringen konnte.
    Diese Leute, reiche und mächtige Männer und Frauen, waren ein Konsortium, das sich die Gralsbruderschaft nannte.«
    »So ’ne christliche Kiste«, meinte der robotische Goggleboy. »Geil auf Gott und so.«
    »Ich konnte an ihren Aktivitäten nichts besonders Christliches feststellen«, bemerkte Sellars. »Sie gaben unvorstellbare Geldmengen für technische Entwicklungen aus und bauten anscheinend … irgend etwas. Was dieses Etwas war, konnte ich nicht herausfinden. Aber ich hatte jede Menge freie Zeit, und meine Neugier war geweckt.
    Ich betrieb diese Ermittlungen etliche Jahre lang, und das ungute Gefühl, das ich hatte, nahm zu. Es kam mir unwahrscheinlich vor, daß irgend jemand so viel Aufwand und Mittel in eine Sache steckte, wie die Bruderschaft das getan hatte, und es dennoch geheimhielt. Zunächst vermutete ich dahinter das langfristige Projekt, ein Unternehmen von Null aufzubauen, aber nach einer Weile ließ die schiere Menge an Geld und Zeit, die in diese unsichtbare Anlage floß, das Ganze unmöglich erscheinen. Wie konnte diese Bruderschaft unzählige Milliarden ausgeben, das Vermögen ganzer Familien und das lebenslang aufgehäufte Kapital vieler der reichsten Leute der Welt zwei Jahrzehnte lang einfach in ein metaphorisches Loch kippen, ohne dabei etwas einzunehmen, und dennoch darauf hoffen, daß es sich irgendwie rentierte? Was für ein Vorhaben konnte jemals eine derartige Investition lohnen?
    Ich erwog andere Ziele, welche die Bruderschaft haben könnte, darunter einige, die so verstiegen waren wie im abgeschmacktesten Netzthriller. Regierungen stürzen? Diese Leute stürzten ohnehin schon Regierungen mit der gleichen Leichtigkeit, mit der normale Leute den Arbeitsplatz oder die Garderobe wechselten. Die Welt erobern? Wozu? Diese Leute besaßen bereits alles, was ein Mensch sich wünschen konnte – Luxus und Macht in unvorstellbarem Ausmaß. Einer aus der Bruderschaft, der Finanzier Jiun Bhao, kann an seinem persönlichen Einkommen gemessen als das fünfzehntreichste Land der Welt gelten.«
    »Jiun Bhao!« Quan Li war entsetzt. »Ist er einer der Männer, die meiner Enkelin das angetan haben?« Sie wackelte erregt auf ihrem Stuhl hin und her. »Sie nennen ihn ›Kaiser‹ – die chinesische Regierung tut nichts ohne sein Einverständnis.«
    Sellars neigte den Kopf. »Ganz genau. Aber warum sollten solche Leute irgend etwas unternehmen wollen, um das weltweite Gleichgewicht der Macht zu stören, fragte ich mich. Sie tragen und verkörpern diese Macht. Was taten sie eigentlich, und warum taten sie es?«
    »Und?« fragte Sweet William. »Ich mach den Trommelwirbel, mein Lieber. Die Antwort lautet?«
    »Es gibt immer noch mehr Fragen als Antworten, fürchte ich. Als ich anfing, Gerüchte über etwas aufzuschnappen, das sich Otherland oder Anderland nannte, angeblich das größte und stärkste Simulationsnetzwerk der Welt, begriff ich endlich das Was. Aber das Warum … das ist nach wie vor rätselhaft.«
    »’ne Revolvernetzstory von ’ner geheimen Verschwörung?« fragte der chromstählerne Kampfroboter. »Mit Aliens und so? Trans scänniges Zeug, Mann.«
    »Das ist es allerdings«, erwiderte Sellars, »eine Verschwörung. Wenn es das nicht wäre, warum dann dieser immense Aufwand, es geheimzuhalten? Aber wenn ihr meint, ich wäre bloß ein Panikmacher, erinnert euch bitte an den Umstand, der die meisten von euch überhaupt hierhergeführt hat. Die Bruderschaft hat ein ungewöhnliches Interesse an Kindern.«
    Er machte eine Pause, aber der Saal blieb still. Sogar Atasco und seine Frau lauschten gebannt.
    »Als mir einmal klar war, wen ich beobachten mußte, und ich anfing, die Namen der heimlichen Herren von Anderland herauszufinden, konnte ich mich auf die Suche nach spezifischeren Informationen machen. Ich entdeckte, daß mehrere der führenden Mitglieder der Organisation sich außerordentlich stark für Kinder interessieren, aber in einer Art und Weise, die sogar noch bizarrer und extremer ist als Pädophilie. Wenn man sich die Unmengen der von ihnen gesponserten medizinischen und soziologischen Forschungsprojekte anschaut, die Zahl der Kinderärzte, die kurzfristig bei Unternehmen mit Verbindungen zur Bruderschaft

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