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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Schreckens und der blinden, scharfen Schneide des Lebens. Die beiden ließen sich gar nicht vergleichen. Das eine war ein Job, das andere war Sex. Man konnte gut in seinem Job und darauf stolz sein, aber niemand würde jemals eine Bestleistung auf dem einen Gebiet mit der Ekstase des anderen verwechseln.
    Celestino war wieder in seinen Schädelknochen. »Das Rausziehen läuft, Jefe. Willst du eine Leitung ins Sicherheitsnetz haben?«
    »Herrgott, selbstverständlich! Meine Güte! Spur eins, bitte melden.«
    Das Fenster der Spur eins zeigte abermals schwarzes Wasser, diesmal von noch höher oben. »Fünfzehn Kilometer entfernt. Nähern uns.«
    »Haltet euch bereit.«
    Kurz darauf schwoll die Musik zum Crescendo an. Eine Reihe winziger Fenster blinkte am Rand seines Gesichtsfeldes auf.
    »Spur drei, welches ist der Rundspruchkanal?«
    »Der zweite von links«, antwortete Celestino. »Derzeit still.«
    Dread stellte ihn ein und prüfte nach, nicht weil er dachte, der Gearmann sei derart inkompetent, sondern weil er in dieser einzigartigen, hochfliegenden und gottgleichen Verfassung war – er wollte jedes Fünkchen, jedes fallende Blatt unmittelbar unter Kontrolle haben. Wie Celestino gesagt hatte, herrschte auf dem Kanal völlige Funkstille.
    »Spur eins, los.«
    Die Stille hielt noch ein paar Augenblicke an. Dann hörte er das Knistern eines Funkgeräts in seinem Ohr. Um sicherzugehen, stellte er in seiner Leitung zur Spur eins den Ton ab, aber er konnte ihn nach wie vor über den Sicherheitskanal der Isla del Santuario hören. Er lauschte mit den Ohren des Objekts.
    »Mayday! Santuario, könnt ihr mich hören?« Es gab eine kurze Verzögerung zwischen dem Spanisch des angeblichen Piloten und der Übersetzung von Dreads System, aber er war schon zufrieden – unter einer professionellen Machofassade klang der Schauspieler so, daß man ihm die Panik ohne weiteres abnahm. Die Beinhas hatten eine gute Wahl getroffen. »Santuario, könnt ihr mich empfangen? Hier ist XA 1339 aus Sincelejo. Mayday! Könnt ihr mich hören?«
    »Hier ist Santuario, XA 1339. Wir haben euch auf dem Radar. Ihr seid zu nahe. Bitte dreht nach Osten ab, und verlaßt unsere Sperrzone.«
    Dread nickte. Höflich, aber prompt und entschieden. Der neue Sicherheitsdienst der Insel war sein Geld wert.
    »Wir haben unseren Heckrotor verloren. Santuario, könnt ihr mich hören? Wir haben unseren Heckrotor verloren. Erbitten Landeerlaubnis.«
    Die Pause war nur kurz. »Ausgeschlossen. Dies ist eine Luftsperrzone, zugelassen vom UN-Luftverkehrsgesetz. Schlage vor, ihr fliegt Cartagena an, Flughafen oder Hubschrauberlandeplatz. Es sind nur ungefähr fünf Kilometer.«
    Der wütende Aufschrei des Piloten war höchst überzeugend. Dread mußte lachen. »Verdammte Schweine! Ich schmiere ab! Ich komme nicht bis Cartagena! Ich habe vier Passagiere und zwei Mann Besatzung, und ich kann das Ding kaum noch in der Luft halten.«
    Die Isla del Santuario fuhr fort, ihrem Namen keine Ehre zu machen. »Tut mir sehr leid. XA 1339, aber das verstößt gegen meine ausdrücklichen Anweisungen, ich wiederhole, gegen meine ausdrücklichen Anweisungen. Noch einmal: Fliegt Cartagena an. Wenn ihr hier zu landen versucht, sind wir gezwungen, euch als Angreifer zu behandeln. Hast du verstanden?«
    Als der Pilot wieder sprach, war seine Stimme hart und bitter. Der ohrenbetäubende Lärm, der einige seiner Worte zerhackte, klang ganz eindeutig nach einem mörderisch rüttelnden Turboprop-Helikopter. »Ich kann das Ding… verdammte Rotor… nicht mehr. Wir schmieren ab. Ich sehe zu … eure kostbare Insel stürzen. Ich hoffe… in der Hölle schmoren.«
    Eine andere dringende spanische Stimme schaltete sich ein. Dread überprüfte die blinkenden Lichter und vergewisserte sich, daß es einer der Nebenkanäle des Inselsicherheitsdienstes war.
    »Sichtkontakt, Chef. Der Heckrotor ist beschädigt, wie er gesagt hat. Er kommt sehr nahe ans Wasser, fliegt Zickzack. Sie könnten auf die Klippen stürzen… O mein Gott, sie stürzen ab!«
    Aus großer Ferne scholl ein dumpfes Scheppern über das dunkle Wasser, wie wenn ein Holzhammer auf einen festgehaltenen Gong schlägt. Dread lächelte.
    »Sie sind in unserem Gebiet abgestürzt. Chef. Der Helikopter ist nicht in Flammen aufgegangen, es kann also Überlebende geben, aber die Zerstörer-U-Boote werden in wenigen Minuten bei ihnen sein.«
    »Scheiße. Bist du sicher, daß sie in unserer Zone sind, Ojeda?« Dem Kommandanten des

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