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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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schnappten nach Luft. Paul erholte sich als erster, wälzte sich auf den Bauch und kroch auf seinen Feind zu, der sich bei seinem Anblick schleunigst aufrappelte.
    »Was soll das?« Der Fremde wich tänzelnd vor Pauls weit ausholendem Griff zurück. »Willst du uns beide umbringen?«
    Jetzt erst bemerkte Paul, daß der Fremde nicht mehr mit dem abgetragenen altmodischen Anzug bekleidet war, den er vorher angehabt hatte. Irgendwie – durch Zauberei, schien es Paul – hatte er sich eine glänzende Weste und ein Paar Pluderhosen zugelegt, die in ein Märchen aus tausendundeiner Nacht gepaßt hätten. Paul blickte kurz an sich hinab und sah, daß er ähnliche Sachen trug, weite Seidenhosen und dünne, spitze Pantoffeln an den Füßen, aber er dachte gar nicht daran, einzuhalten und sich zu fragen, was das bedeuten mochte.
    »Uns beide? Nein«, keuchte er und richtete sich mühselig auf. »Nur dich will ich umbringen.« Seine Rippen schmerzten von dem Fall, und seine Beine waren kraftlos. Dennoch wußte er, daß er, wenn nötig, bis zum Ende kämpfen würde, und verspürte dabei sogar eine kleine innere Genugtuung darüber, daß er, der als Junge nicht gut in Sport gewesen war und sich vor Kämpfen immer gedrückt hatte, doch kein Feigling war.
    Ja, ich werde kämpfen, dachte Paul, und damit veränderte sich zugleich seine ganze Einstellung zu sich selbst, zu seiner Situation. Ich werde nicht einfach aufgeben.
    »Halt, Mann«, sagte der Fremde und erhob die Hände. »Ich bin nicht dein Feind. Ich wollte dir einen Gefallen tun, aber ich habe mich schrecklich ungeschickt angestellt.«
    »Einen Gefallen?« Paul wischte sich den Schweiß von der Stirn und tat einen weiteren Schritt nach vorn, ging aber nicht sofort zum Angriff über. »Du hast mich entführt. Du hast mich angelogen, und dann hast du mich durch dieses … dieses Dings gestoßen.« Er deutete fuchtelnd auf den Hügel über ihnen und die Stelle, an der sie gelandet waren. »Was weiß ich, was das war. Und das soll ein Gefallen sein?«
    »Wie ich schon sagen wollte«, erwiderte der Mann. »Ich muß mich bei dir entschuldigen, und das tue ich hiermit: Es tut mir sehr, sehr leid. Willst du noch einmal auf mich losgehen, oder willst du mich erklären lassen?«
    Paul musterte ihn. Im Grunde genommen war er nicht darauf erpicht, noch einmal seine Kräfte mit dem Fremden zu messen. Trotz seiner schlanken Statur hatte sich der Körper des Mannes hart und elastisch wie geflochtenes Leder angefühlt, und anders als Paul schien er sich nichts getan zu haben oder auch nur außer Atem zu sein. »Also gut, erkläre.«
    Der Fremde setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden. »Ich sah dich auf dem Markt. Du schienst nicht dort hinzugehören, und ich beobachtete dich. Und dann sah ich deine Begleiter. Sie waren nicht, was sie zu sein schienen, aber dir war das offenbar gar nicht bewußt.«
    »Nicht, was sie zu sein schienen. Das hast du vorhin auch schon gesagt. Was soll das heißen?«
    »Das kann ich nicht genau sagen.« Der Fremde lächelte wieder, und seine offene, bescheidene Miene war dabei so einnehmend, daß Paul sich vornahm, ihm schon aus Prinzip nicht zu trauen. »Sie machten den Eindruck eines ganz normalen englischen Paares, wie man es an so einem Ort erwarten würde, aber etwas an ihnen, ein Schatten unter diesem Anschein, erinnerte mich an Raubtiere. Gott Schiva gab mir die Überzeugung ein, sie seien nicht, was sie zu sein schienen, und du seist in Gefahr.« Er breitete die Arme aus. »Also sah ich es als meine Pflicht an, dich dort wegzuschaffen.«
    Paul erinnerte sich, daß die Pankies auch ihm einen Moment lang Angst gemacht hatten. Sie hatten den Bestien geglichen, die ihn verfolgten, auch wenn sie sich in keiner Weise ähnlich verhalten hatten. Sein Mißtrauen gegen den Fremden ließ ein wenig nach. »Warum hast du mich dann nicht einfach gewarnt? Warum hast du mich durch dieses Dingsda gestoßen? Überhaupt, was sind das für Lichter, durch die man von einem Ort zum andern kommt?«
    Der Fremde sah ihn verdutzt an. »Gateways? Durchgänge oder Türen sagt man auch dazu. Wie nennst du sie?«
    Jetzt war es an Paul, befremdet zu schauen. »Ich nenne sie gar nichts. Ich weiß nicht mal, was sie sind.«
    Der Fremde blickte ihn mit seinen tiefen braunen Augen durchdringend an. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Wir müssen ausführlicher reden. Aber wir müssen uns auch durch diese Welt zu einem anderen Gateway begeben, denn dies ist das Land meines

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