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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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irgendwas abhanden gekommen?«
    »Abhanden gekommen?« Wells’ helle Augen wurden schmal.
    »Na ja, Kleinigkeiten. Gearteile, solche Sachen. Virtuelle Gegenstände.«
    »Ich glaube, ich verstehe nicht recht, Daniel. Willst du damit sagen, aus deinem System sind virtuelle Gegenstände verschwunden? Du … hast was verlegt?«
    Yacoubian zögerte einen Moment. »Ja. Bloß mein Feuerzeug. Ich muß es in einer der Domänen liegengelassen haben. Ich vermute, wenn die Simulation komplex genug ist, kann man darin genauso was verlieren wie im RL, stimmt’s?«
    Wells nickte. »Ich denke. Du hast demnach nichts Wichtiges verloren? Egal was es ist, du kannst es einfach duplizieren.«
    »Selbstverständlich! Klar, es war bloß ein Feuerzeug. Ich nehm jetzt den Ausgang, Bob.«
    »Danke, daß du mich angehört hast. Ich hoffe, ich war nicht zu grob.«
    »Takt ist nicht deine Stärke, Bob, aber ich denke, ich werd’s überleben.«
    »Freut mich zu hören, Daniel. Mach’s gut.«
    Das Eßzimmer, das offene Fenster und das unaufhörliche Anrollen des Pazifischen Ozeans waren im Nu verschwunden.

 
Kapitel
     
Die schönste Straße der Welt
     
    NETFEED/SITCOM-LIVE:
    Reisen mit dem unsichtbaren Hund »Sprootie«!
    (Bild: Wengweng Chos Wohnzimmer)
    Cho: O nein! Jemand hat meinen Bericht an den Bezirksgouverneur kaputt gemacht! Er ist völlig zerrissen! Aber dieses Zimmer war den ganzen Tag über abgeschlossen!
    Shuo (flüstert): Sprootie! Du bist ein böser Hund! Ich sollte dir deine kleinen unsichtbaren Eier abschneiden!
    (Off: Lachen)
    Cho: Dafür wird man mich hinrichten! Meine Familie wird nicht einmal meine Lebensversicherung ausgezahlt bekommen. Oh, das ist schrecklich!
    Shuo: Ich werde mir etwas einfallen lassen, um dir zu helfen, Verehrter Cho. (Flüstert:) Aber der schlaue Sprootie wird bestimmt wieder für einiges Durcheinander sorgen!
    (Off: Lachen und Applaus)
     
     
    > Das blaue Neonflimmern verblaßte. Die Funken flackerten und gingen aus. Flach auf dem Rücken unter einem sternenlosen Nachthimmel liegend versuchte Paul, das alles zu verstehen – Nandis Enthüllungen, den plötzlichen Angriff, die Flucht vor den Kriegern des Khans, das ganze unbegreifliche Kuddelmuddel. Und jetzt hatte der Fluß ihn wieder erfaßt, ihn ein weiteres Mal von einer Realität in die nächste befördert, von Xanadu nach…?
    Von dort aus, wo er langgestreckt auf dem Boden des Bootes lag, konnte er nur den dicken weißen Vollmond sehen, beruhigend gewöhnlich zwar, aber was hatte das schon zu besagen? Welche neue Schreckensszene mochte wohl diesmal dran sein? Der von Krokodilen wimmelnde Amazonas? Die Belagerung von Khartum? Oder etwas noch Abwegigeres, etwas, das er nicht einmal vermuten konnte, die Ausgeburt der Fieberträume eines reichen alten Teufels? Ein überwältigendes Heimwehgefühl bemächtigte sich seiner.
    Und es ist Felix Jongleur, der mir das angetan hat.
    Bei dem Namen, dem letzten, was Nandi ihm noch mitgeteilt hatte, klang etwas in ihm an. Er hatte ihn schon einmal gehört, da war er sicher – vielleicht hatte der Mann, der sich in der abenteuerlichen Marswelt aus alten Groschenromanen Professor Bagwalter genannt hatte, ihn erwähnt. Aber es war mehr daran, es gab eine Resonanz, die tiefer ging und eigenartig losgelöste Bilder mit sich brachte – einen Kessel, ein Fenster, einen Raum voller Vögel. Die Bilder waren so flüchtig wie vage; wenn er versuchte, sie festzuhalten, ihnen eine sinnvolle Form zu geben, zerfielen sie und hinterließen nur einen stumpfen Schmerz, der sich nicht sehr vom Heimweh unterschied.
    Jongleur. Es war immerhin etwas, ein Name, mit dem er arbeiten konnte, sowohl innen in seinem Kopf als auch außen in diesen aneinandergereihten Welten. Ein Werkzeug, vielleicht sogar ein Kompaß. Etwas, womit er anfangen konnte, sich zu orientieren.
    Aber diese neue Simulation ist keine von denen Jongleurs. Jedenfalls hat Nandi das gesagt.
    Der Gedanke gab ihm die Kraft, sich mit den Ellbogen auf den Bootsrand zu stemmen und sich umzuschauen. Die Luft war kühl an seinen Wangen, die Nacht frisch, aber nicht ungemütlich. Er schien warm bekleidet zu sein (die orientalische Tracht war offenbar in der Xanadu-Simulation zurückgeblieben), aber viel mehr interessierte ihn, was vor ihm lag: Aus irgendeinem Grund sah man nicht sehr klar, aber das dort am Ufer waren eindeutig verstreute Lichter, eine bescheidene Anzahl, aber immerhin.
    Wenigstens bin ich nicht in der Wildnis gelandet, sagte er sich, in einem

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