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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Krittapong, einem Technologieunternehmen, das Wells’ Telemorphix an Macht nur wenig nachstand, und als Frau, deren Name in allen geheimen Sklavenagenturen Südostasiens mit ehrfürchtigem Grauen geflüstert wurde – sie hatte mehr als nur ein paar Bediente mit eigener Hand zu Tode geprügelt –, hatte Dedoblanco keine besondere Übung darin, sich in Geduld zu fassen. »Ich verlange auf der Stelle Antworten!«
    »Ich bürge persönlich dafür …«, begann Osiris, aber jetzt riß Sobek wieder aufgeregt seine Krokodilschnauze auf.
    »Du kannst nicht unser Geld nehmen und uns dann erklären, wir hätten keine Rechte!« brüllte er. »Das ist kriminell!«
    »Bist du von Sinnen, Ambodulu?« Osiris zitterte sichtlich. »Was schwätzt du da für ein Zeug?«
    Die ganze Versammlung schien in eine wüste Krakeelerei auszuarten, als Jiun Bhao die Hand hob. Nach und nach erstarben die Stimmen.
    »Das ist keine Art, geschäftlich miteinander umzugehen«, sagte Jiun und wiegte bedächtig sein Vogelhaupt hin und her. »Sehr betrüblich. Völlig inakzeptabel.« Er hielt inne und sah sich um. Es blieb still. »Genosse Vorsitzender, mehrere unserer Mitglieder haben um mehr Informationen über diese … wie war das Wort? … diese ›Spasmen‹ im System gebeten. Gewiß hast du gegen eine solche berechtigte Bitte nichts einzuwenden?«
    »Nein.« Osiris hatte sich beruhigt. »Natürlich nicht.«
    »Dann könntest du ihnen vielleicht zusichern, zu unserem nächsten Treffen einen Bericht vorzulegen? Bei allem Respekt vor deinem gewiß sehr vollen Terminkalender wäre es ein sinnvolles Gegenmittel gegen einige der allzu emotionalen Reaktionen, die wir heute erlebt haben.«
    Der Alte Mann zögerte nur einen Augenblick. »Gewiß. Das ist durchaus einzusehen. Ich werde etwas aufsetzen lassen.«
    »Was Brauchbares«, sagte Yacoubian und wünschte sofort, er hätte es gelassen. Jiun Bhaos verärgerter Blick war – selbst vermittelt über ein virtuelles Interface – so durchdringend, daß er am liebsten im Boden versunken wäre.
    »Und«, fuhr der Gott der Weisheit fort, nunmehr an Wells gewandt, »vielleicht könnte unser amerikanischer Genosse etwas Ähnliches aufsetzen lassen, woraus hervorgeht, was er aus seiner Perspektive über die Probleme weiß?«
    »Gewiß.« Das gelbe Lächeln war eine winzige Idee dezenter als vorher.
    »Ausgezeichnet. Sehr gütig.« Jiun Bhao machte gegen beide Protagonisten eine angedeutete Verbeugung – eher ein Kopfnicken – und breitete dann die Arme aus. »Wir hatten einen anstrengenden Tag, und wir haben viele wichtige Dinge besprochen. Vielleicht sollten wir uns jetzt bis zu unserer nächsten Zusammenkunft voneinander verabschieden.«
    Weder Osiris noch sonst jemand widersprach.
    Als der Westliche Palast im Ägypten des Alten Mannes gerade entschwand, hörte Yacoubian Bob Wells’ Stimme in seinem Ohr.
    »Auf ein Wort, Daniel.«
     
    Nach dem Moment der Finsternis trat schlagartig eine blendende Helle ein, und im Nu erstand ein weitläufiger, sonniger Raum, ein hohes Eßzimmer mit einem Blick durch die riesigen Fenster auf eine felsige Küste, in der Yacoubian den Rand des Pazifiks vermutete. Trotz der Ausmaße des Raumes stand nur ein einziger kompakter Tisch darin. Wells setzte sich auf die eine Seite; sein Sim bildete seinen wirklichen Körper mit einer Detailgenauigkeit nach, die nur wenig hinter der Perfektion des Gralssystems zurückblieb.
    »Bist du sicher, daß das eine gute Idee ist?« fragte der General, als er sich seinerseits setzte. »Sollten wir nicht lieber einen Ort im RL aufsuchen wie bei unserm Gespräch neulich?«
    »Abgesehen von deiner Leitung und meiner Leitung ist dies eine dedizierte Maschine, Daniel«, sagte Wells. »Und wenn wir hier fertig sind, lösche ich den Code. Warte, ich mache auf.«
    Die Fenster lösten sich auf, so daß zwischen dem Tisch und dem Meer vor der Steilküste nur noch Luft war. Das Dröhnen der Brandung schwoll an, bis es den ganzen Raum füllte. Ohne sich zu bewegen, stellte Wells es zurück, bis es nicht mehr als ein leises Pulsen war. Der Geruch des Wassers und die Prise Ozon wirkten einigermaßen echt. »Besser als ein Restaurant, meinst du nicht?« fragte der Besitzer von Telemorphix. »Aber wenn du gern was Atmosphärisches hättest, einen Drink oder so, sag nur Bescheid.«
    »Ich rauche einfach«, sagte Yacoubian. »Da das dein Laden ist, kannst du bestimmt dafür sorgen, daß der Rauch nicht in deine Richtung weht.« Der General holte eine seiner

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