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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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in Gedanken immer noch ganz woanders. »Die haben nichts zu besagen. Es sind Schatten.« Sein Blick fiel auf den Löwen, und seine Lippen kräuselten sich angewidert. »Vielleicht sind nicht alle Schatten. Aber bedeutungslos sind sie trotzdem.«
    Der Löwe erblickte das Feuerzeug, und seine Raubtieraugen wurden schmäler. »Wo hast du das her?«
    » !Xabbu , was wird hier gespielt?« fragte Renie fast flüsternd.
    »Und noch andere Sachen habe ich falsch beurteilt.« !Xabbu faßte mit seiner freien Hand Emily am Handgelenk und zog sie auf die Füße. Sie sträubte sich, aber er stemmte sich mit gespreizten Zehen dagegen, bis er sie in die Hocke gezerrt hatte. »Ich erkläre es dir später«, sagte er, und dann: »Lauft!«
    Er riß abermals an Emilys Arm, und sie stolperte in die Richtung des Flußufers. Eine Sekunde war Renie wie gelähmt, dann sprintete sie hinter ihnen her. Der Löwe brüllte keine Befehle, aber gleich darauf fühlte sie den donnernden Tritt der ihnen nachsetzenden Bärenwesen.
    !Xabbu zerrte die taumelnde Emily zum Ufer und weiter in den Fluß hinein, bis ihm das Wasser an seine schmalen Affenschultern reichte. Renie nahm an, er werde versuchen hinüberzuschwimmen, aber statt dessen drehte er das Mädchen herum und schob es flußabwärts vor sich her, bevor er sich nach Renie umschaute.
    »Lauft einfach in der Richtung weiter«, sagte er eindringlich. Als Renie an ihm vorbeispritzte, schwamm er zum Ufer zurück.
    »Was hast du vor?«
    »Sieh zu, daß Emily weiter flußabwärts geht«, rief er zurück. »Vertrau mir!«
    Sie blieb abrupt stehen und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. »Ich laß nicht zu, daß du dich opferst, um uns zu retten!« schrie sie. »Das ist altmodischer Schwachsinn!«
    »Renie! Bitte vertrau mir!« rief er ihr aus dem Ufergebüsch zu. Die krachenden Schritte der Diener des Löwen waren schon ganz nahe.
    Sie zögerte kurz. Emily war hingefallen; von der Strömung geschoben und mitgerissen hatte sie Mühe, sich wieder aufzurappeln. Renie fluchte und watete zu ihr.
    Durch den Flußschlamm und das hohe Wasser kamen sie nur qualvoll langsam voran, aber Renie sah, daß zumindest !Xabbus erste Idee gut war – sie waren immer noch schneller als der Löwe und seine riesigen Kreaturen, die sich mühsam den Weg durch das Dschungeldickicht bahnen mußten. Sie wußte auch, daß es letzten Endes sinnlos war. Schon jetzt rang sie nach Atem, und Emily würde nur noch wenige Minuten durchhalten, während sie keinen Zweifel hatte, daß ihre Verfolger praktisch nicht müde werden konnten. Wenn !Xabbu hoffte, sie könnten bis zur nächsten Übergangsstelle waten, die womöglich zwanzig oder dreißig Kilometer entfernt war, dann war das zwar sehr tapfer, aber leider völlig aussichtslos.
    Der Löwe hatte ihre Taktik durchschaut. Eines seiner Bärenmonster brach aus dem Unterholz hervor auf die Uferböschung, die unter seinem Gewicht abbröckelte und ihm einen Sturz in den Fluß bescherte, aber am ganzen moosigen Leib triefend tauchte es sofort wieder auf, schnappte mit dem Stachelmaul seines augenlosen Pflanzenkopfes in ihre Richtung und verfolgte sie mit erschreckender Schnelligkeit durch das seichte Wasser. Renie erhöhte das Tempo, wobei sie Emily halb tragen mußte, die sich kaum noch aufrecht halten konnte, aber sie hörte die platschenden Geräusche hinter sich näher kommen, begleitet von den donnernden Schritten der Verfolger, die sich am Ufer durch den Dschungel pflügten.
    Ihre Beine waren schon gefährlich butterig geworden, als sie einen dünnen graubraunen Arm erspähte, der unmittelbar vor ihr von einem Baumast winkte.
    »Hier lang!« rief !Xabbu . Sie stolperten auf den Ast zu, und er packte Emily und half ihr ans Ufer hoch. Das Ungetüm hinter ihnen zeigte weder durch Brüllen, Zischen oder sonst etwas eine Reaktion, aber es ließ sich nach vorn fallen, so daß es auf allen vieren waten konnte, und wurde dadurch noch schneller. Der gräßliche Pflanzenkopf durchfurchte das Wasser wie der Bug eines Tankers.
    Renie und Emily quälten sich hinter !Xabbu her die Böschung hinauf und durch die dichten Zweige.
    »Ich dachte mir, ich würde im Wald schneller vorankommen als ihr«, erklärte er, während sie sich einen Weg in den Dschungel hinein bahnten.
    »Aber wo wollen wir hin? Denen entkommen wir nie.«
    »Hierhin«, sagte er, wobei er anhielt und der weinenden Emily half, sich von einer Schlingpflanze loszumachen. Auch er keuchte, doch seine Stimme war merkwürdig ruhig.

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