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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Wasser zu legen, bis ihre Temperatur zurückging und sie wieder einigermaßen klar denken konnten. Alle Krokodile der Welt waren ihnen ganz egal. Danach setzten sie sich eng zusammen in die dünne Schattenlinie der einzigen Palme im ganzen Umkreis. Obwohl das Flußwasser schon nach wenigen Sekunden von seiner Haut verdunstet war, fror und zitterte Orlando vor lauter Überhitzung.
    »Wenn wir doch bloß … was weiß ich, irgend’nen Sonnenschutz hätten«, murmelte Fredericks matt. »Ein Zelt oder sowas.«
    »Wenn wir bloß ’nen vollklimatisierten Jet hätten«, knurrte Orlando mit zusammengebissenen Zähnen. »Dann könnten wir nach Kairo fliegen und dabei Erdnüsse aus kleinen Tütchen knabbern.«
    Sein Freund warf ihm einen gekränkten Blick zu. »Okay, chizz. Dann sag ich eben nichts mehr.«
    »Entschuldige. Mir geht’s nicht besonders.«
    Fredericks nickte bedrückt. »Das Warten ist echt grausam. Es dauert noch Stunden, bis es wieder dunkel wird. Ich wünschte, wir könnten uns einfach irgendwo hinlegen.« Er betrachtete seinen zerfledderten Pithlitumhang, von dem unten ein breiter Streifen abgerissen worden war, als eine Art Kefije für Orlandos Kopf. »Nein, im Grunde wünschte ich nur, ich hätte mehr Kleidungsstücke, mit denen wir uns vor der Sonne schützen könnten. Und dein Schwert, um sie zu schneiden.« Fredericks runzelte die Stirn. »Ich finde das bescheidener, als sich einen Jet zu wünschen.«
    Orlando tat das Lachen weh, als ob er teilweise eingerostet wäre. »Tja, Fredericks, kann schon sein.« Er sah auf seine sonnengebräunten, muskulösen Beine. Wenn er seinen alten Thargorsim im Kampfanzug gehabt hätte, die Version, an die er gewöhnt war, dann wäre wenigstens seine Haut bedeckt gewesen.
    O ja, mit schwarzem Leder, erinnerte er sich. Das wäre phantastisch, nicht wahr?
    Fredericks war in Schweigen versunken. Der Hitzeschleier verzerrte die eintönige rote Landschaft und den stumpfblauen Himmel, als ob sie in einer Isolierzelle aus antikem Glas säßen. Das mit der Kleidung war wirklich seltsam, sinnierte Orlando. Er hatte immer noch keine Ahnung, warum er einen Sim des jungen Thargor hatte und nicht den reifen Krieger aus Orlandos späteren Jahren in Mittland. Es erschien ihm so – willkürlich. Er hätte es einleuchtend gefunden, wenn das Otherlandnetzwerk Thargor komplett ausgeschlossen und einen anderen Sim an seine Stelle gesetzt hätte, aber warum zum Teufel hatte es statt dessen eine frühere Version von Thargor genommen? Warum? Wenn die Otherlandleute sowas Superakkurates machen konnten, wie seine alten Thargordaten aufspüren, indem sie entweder Orlandos System oder Mittland häckten, warum machten sie sich dann die Mühe, seinen Sim dementsprechend zu verändern, aber ließen ihn daraufhin frei im Netzwerk herumlaufen?
    Er bekam die Frage wegen der erdrückenden Hitze nicht richtig zu fassen. Einen Moment drohte der ganze Gedankengang zu verwirbeln und sich aufzulösen wie eine der Sandhosen, die sich von Zeit zu Zeit in der Wüste erhoben, aber Orlando hielt mit aller Kraft daran fest.
    Es ist, als ob uns jemand beobachtet, erkannte er schließlich. Aus Neugier irgendwie. Aber ist die Neugier freundlich oder feindlich? Versuchen sie uns zu helfen … oder treiben sie bloß irgendein supergrausames Spiel mit uns? Er hatte keine Mühe, sich die Mitglieder der Gralsbruderschaft in seiner überhitzten Phantasie dabei vorzustellen, wie sie in irgendeiner Vorstandsetage zusammensaßen und sich Foltermethoden für Orlando und seine Freunde überlegten – ein Haufen monströser alter Männer, die jedesmal brüllend lachten und sich gegenseitig auf den Rücken klopften, wenn die nächste Peinigung ihre Wirkung tat. Er beschloß, seinen neuen Verdacht nicht mit Fredericks zu teilen.
    Sein Freund überflog mit apathischem Blick den Fluß. Von der Stelle aus, wo sie im länger werdenden Schatten der einzelnen Palme saßen, war zwischen dem träge dahinfließenden Nil und den Bergen zu beiden Seiten nichts zu sehen als endloser, unwirtlicher Sand.
    »Was meinst du, wie weit es zur nächsten Stadt ist?« fragte Fredericks. »So weit kann’s doch gar nicht sein, oder? Wenn unsere wirklichen Körper im Krankenhaus liegen, werden wir nicht verdursten oder verhungern, das heißt, wir müssen eigentlich bloß einen überdachten Platz finden.« Er zog die Stirn kraus. »Ich wünschte, ich hätte besser aufgepaßt, als wir in der Schule Altägypten hatten.«
    »Ich glaube kaum, daß das hier

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