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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Leute?«
    !Xabbus Affengesicht war so traurig, daß sein bloßer Anblick sie fast schon zum Weinen brachte. »Das sind die Leute, die mir die Schule und die Universität ermöglicht haben, Renie. Ich habe dir davon erzählt. Jedenfalls hieß die Gruppe so, die meine Ausbildung bezahlt hat – der Kreis. Kann das ein Zufall sein?«
    Renie konnte nicht mehr klar denken. Kunoharas Worte trudelten ihr im Kopf herum, wurden immer krauser und wirrer. Sie mußte sie sich merken. Er hatte Sachen gesagt, über die sie später genauer nachdenken mußte. Als Antwort auf !Xabbu konnte sie nicht mehr tun, als den Kopf zu schütteln.
    Sie saßen immer noch schweigend da, als die Libelle zurückkehrte und die Strickleiter heruntergelassen wurde.
    »Das ist ja wie in der Steinzeit, Herrgott nochmal!« wütete Cullen, während sie und !Xabbu sich anschnallten. »Einfach nicht zu glauben!«
    »Das System veranstaltet allerlei verrückte Sachen«, erläuterte Lenore. »Wir können nicht richtig mit dem Stock kommunizieren.«
    »Überhaupt nicht kommunizieren können wir«, fauchte Cullen. »Nicht offline gehen, gar nichts.«
    »Ihr könnt auch nicht offline gehen?« Renie konnte beinahe einen dumpfen Trommelwirbel hören, ein anschwellendes Spannungssignal direkt von ihrem tierischen Rautenhirn.
    Lenore zuckte mit den Achseln. »Tja, ihr seid nicht die einzigen, scheint’s. Normalerweise wäre es ziemlich egal, aber der Eciton-Schwarm ist umgeschwenkt. Er bewegt sich auf den Stock zu.«
    »Genau«, sagte Cullen bitter. »Und wenn er ihn erreicht, bevor wir die Leute dort warnen können, damit sie alles abdichten, werden diese verdammten Scheinameisen ihn schlicht plattmachen. Und nach Kunoharas dämlichen Regeln werden wir ihn dann fast von Null wieder aufbauen und neu programmieren müssen.«
    Renie war schon kurz davor gewesen, ihre Begegnung mit dem Herrn der Simwelt zu erwähnen, beschloß aber jetzt, es nicht zu tun. Sie warf !Xabbu einen mahnenden Blick zu und hoffte, er würde ihn verstehen und seinerseits über ihr Erlebnis Stillschweigen bewahren.
    Irgend etwas war ganz offenbar im Gange, und Renie hatte deutlich das deprimierende Gefühl, daß es weitaus komplizierter war, als diese beiden jungen Entomologen sich träumen ließen. Das Otherlandnetzwerk veränderte sich – Sellars hatte eine Bemerkung darüber gemacht. Es hatte so etwas wie eine kritische Masse erreicht. Aber diese beiden hier wußten nur, daß es eine wunderbare Gelegenheit war, akademische Simulationen durchzuführen, ein hervorragendes Spielzeug, eine Art Erlebnispark für Wissenschaftler; sie begriffen nicht, daß das Ganze die Burg eines Menschenfressers war, erbaut mit Knochen und Blut.
    Das Schweigen dauerte an. Das Flugzeug flitzte weiter, an großen, gewölbten Rindenwänden vorbei, zwischen Blättern hindurch, die wie riesige grüne Segel wirkten.
    »Ich habe eine Frage«, ergriff !Xabbu schließlich das Wort. »Du sagst, daß ihr die Simulation nicht verlassen könnt, genau wie wir, und daß ihr nicht mit dem Stock kommunizieren könnt, eurem Zuhause.«
    »Das ist nicht mein Zuhause«, unterbrach der Pilot barsch. »Ich hab tatsächlich ein Leben, Affenmensch, stell dir vor.«
    »Sei nicht so giftig, Cully«, sagte Lenore begütigend.
    »Was ich nicht verstehe«, fuhr !Xabbu fort, »ist, weshalb ihr euch nicht einfach aussteckt.« Seine kleinen Augen blickten den Piloten durchdringend an. »Warum macht ihr das nicht?«
    »Weil jemand das mit dem Eciton-Schwarm ausrichten muß«, antwortete Cullen.
    »Aber könntet ihr das offline nicht besser machen, wenn die normale Kommunikation innerhalb dieser Simwelt nicht funktioniert?«
    Renie war beeindruckt, wie genau der kleine Mann die Sache durchdacht hatte; er benutzte offensichtlich das Dilemma der Wissenschaftler dazu, ihrem eigenen Problem auf den Grund zu gehen.
    »Ach«, sagte Cullen mit jäher und überraschender Wut, »wenn du es genau wissen willst, ich kann meine beschissene Buchse nicht finden. Es ist, als wäre sie gar nicht da. Irgendwie scännt die ganze Chose total. Total. Das heißt, solange niemand in mein Labor kommt und meinen Stecker rauszieht, muß ich warten, bis das System neu gestartet wird oder irgendwer den Blockmist repariert, der da läuft.«
    Jetzt hörte Renie die Angst unter der Wut und wußte, daß ihre Befürchtungen nur allzu begründet gewesen waren.
    Bevor jemand noch etwas sagen konnte, wurde das Flugzeug von einem Stoß zur Seite geschleudert.
    »Mist!« schrie

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