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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zusammengesetzten Gerätetürme; Joseph, der dicht dahinter folgte, war es schleierhaft, wozu die ganzen Apparate gut sein sollten. »Wieso?«
    »Beim Ausmisten von Speichern hab ich das Ding gefunden, das ich vor ’ner ganzen Weile mal als Demostreifen für dich zusammengebastelt hab – für dein Projekt ›Kommunikation auf dem Lande‹, weißt du noch? Wo die kleinen tanzenden Bullenboxen drin vorkamen?«
    »Ach so, ja. Das ist wirklich schon eine Weile her.« Del Ray hatte sich mittlerweile bis zum Sessel vorgearbeitet. »Das ist Joseph Sulaweyo. Ich war früher mal mit seiner Tochter Renie zusammen, erinnerst du dich?«
    »Klarer Fall. Die war in Ordnung.« Der wuchtige junge Mann nickte anerkennend. Er warf Joseph einen Blick zu, ohne jedoch aufzustehen oder ihm die Hand zu reichen.
    »Wie kommst du zu so ’nem Namen wie Elefant?« wollte Joseph wissen.
    Der Elefant wandte sich an Del Ray. »Wieso hast du ihm das gesagt? Ich kann den Namen nicht leiden.«
    »Wirklich? Aber er ist doch respektvoll gemeint«, beeilte sich Del Ray zu versichern. »Weil ein Elefant nie was vergißt, weißt du. Und sie sind schlau und kommen mit ihrem Rüssel überall rein.«
    »Echt?« Der Elefant legte seine Stirn in Falten wie ein kleiner Junge, der weiter an den Weihnachtsmann glauben will.
    Long Joseph glaubte zu wissen, wie der Name gemeint war – respektvoll ganz gewiß nicht. Nicht nur war der Bauch des jungen Mannes breiter als seine Schultern, er hatte auch die schlaffe Haut und graue Gesichtsfarbe eines Menschen, der nicht viel an die Sonne kam. Eine Schicht von leeren Knabberpackungen, Plastikflaschen und Fertiggerichtschachteln unter dem Tisch und darum war der Beweis.
    »Und wie schon gesagt«, fuhr Del Ray hastig fort, »ich bräuchte deine Hilfe. Du bist der einzige, dem ich zutraue, daß er das hinkriegt.«
    Der Elefant nickte wissend. »Könntest du am Fon nicht sagen, hast du gemeint. Glaub ich gern. Mann, deine frühern Chefs bei der UNComm spielen grad total verrückt. Man kann keinen Furz lassen, ohne daß gleich jemand an der Tür klingelt und dir was von EBE erzählt.«
    »Electronic Breaking and Entering«, erklärte Del Ray Joseph, dem das völlig schnurz war. »Häcken, um den altmodischen Ausdruck zu benutzen. Mein Freund hier ist einer der Experten für Datenbeschaffung auf der ganzen Welt – legal, ganz legal, deshalb hat er ja auch soviel für uns bei der UNComm gemacht! –, aber es gibt einfach jede Menge Bürokratie, Zollschranken und was nicht noch alles …« Er drehte sich wieder dem besagten jungen Experten zu. »Und jetzt hätte ich gern, daß du was für mich rausfindest.«
    Nachdem ihm nun die gebührende Reverenz erwiesen war, neigte der Elefant sein Haupt. »Schieß los.«
    Während Del Ray Long Josephs bruchstückhafte Erinnerungen an den Militärstützpunkt in den Bergen wiedergab, ging es Joseph durch den Kopf, ob dieser dicke junge Mann vielleicht irgendwo Bier versteckt hatte. Er wollte erst fragen, aber die Aussicht, sich den nächsten leidigen Vortrag von Del Ray anhören zu müssen, bewog ihn dann, sich auf eigene Faust umzuschauen. Die geräumige Lagerhalle erschien ihm groß genug, um alles mögliche zu bergen, auch einen Kühlschrank mit erfreulichen Überraschungen drin, und überhaupt hatte er damit wenigstens eine sinnvolle Beschäftigung. Als er davonschlenderte, zauberte der Elefant bereits über dem Schreibtisch Bilder in die Luft, eine bunte Figur nach der anderen, die so hell leuchteten, daß die Gerätetürme lange Schatten warfen.
    »Op an, Mann«, sagte der Elefant stolz. »So’n Hologrammdisplay findste privat südlich von Nairobi nicht nochmal.«
     
    Der doppelt breite Mammutkühlschrank, der Long Joseph zunächst so fröhlich gestimmt hatte, schien nur alkoholfreie Getränke zu enthalten – massenweise Plastikflaschen in Reih und Glied wie chinesische Soldaten beim Waffenappell. Joseph fand schließlich eine einzelne Flasche mit der Aufschrift »Janajan« hinter den Beuteln mit Ersatzteilen, die unerklärlicherweise neben den Colareserven und Fertiggerichten des Elefanten lagerten. Es hatte einen unangenehm fruchtigen Geschmack, aber es war immerhin Bier – man merkte sogar ein klein bißchen was davon in den Knien. Joseph süffelte es langsam, während er durch die Apparatelandschaft spazierte, denn er wußte ja nicht, wann er das nächste bekommen würde.
    Er hatte es nicht eilig, zu Del Ray und seinem fetten Freund zurückzukehren, die gebückt vor den

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