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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Gestalt in einen größeren Raum kam, dessen weit auseinandertretende gekrümmte Wände von !Xabbus Fackel nur zum Teil beleuchtet wurden. Die Seiten des runden Raumes ragten himmelwärts, aber über ihnen war nur Sternenlose Schwärze zu sehen. Sie hätten am Grund eines großen Brunnens stehen können, aber in dem Fall hatte jemand oben den Deckel daraufgelassen.
    In der Mitte stand auf dem höckerigen Steinfußboden das einzige, was sich außer ihnen dort befand, ein kleiner pyramidenförmiger Altar aus rohen, feuchten Blöcken, nicht ganz zwei Meter hoch. Auf der steinernen Abschlußplatte lag ein halber Granatapfel, der aussah, als ob er eben erst dort hingetan worden wäre. Als !Xabbu sich mit der Fackel näherte, konnten alle die Kerne erkennen, die wie Rubine die trockenen weißen Fächer füllten.
    Ein Augenblick geradezu andächtigen Schweigens wurde von einem Schwall von Echos unterbrochen, die lauter und näher als vorher durch den Gang hinter ihnen tönten.
    »Und was sollen wir jetzt machen?« fragte Fredericks verzweifelt. »Sie sind hinter uns her, wahrscheinlich Hektors Freunde. Die bringen uns um!«
    Die jetzt auf dem nackten Boden liegende Frau, deren Kopf T4b fürsorglich hielt – in Pauls Augen niemand anders als Ava –, regte sich und murmelte gequält vor sich hin. Paul fühlte sich eigentümlich von ihr getrennt, und es kam ihm nicht wie eine gute Trennung vor. Er spürte, daß etwas angestoßen worden war und daß es unabhängig davon, was er tat, seinen Gang nehmen würde, aber die Erfahrung hatte ihn auch gelehrt, daß er nicht in Lähmung verfallen durfte.
    »Das Feuerzeug, Martine«, meinte Renie. »Öffne einen Durchgang.«
    Die Frau holte es aus einem Beutel an ihrem Gürtel hervor. Obwohl Renie und die anderen des längeren von dem Zugangsgerät gesprochen hatten, sah Paul es zum erstenmal. Er war ein wenig enttäuscht, daß es einem gewöhnlichen Feuerzeug so sehr ähnelte.
    »Emily! Komm zurück!« rief T4b plötzlich. Das Mädchen hatte sich unter seinem Arm hervorgewunden und kroch stöhnend über den harten Boden. Sie warf sich Martine zu Füßen und preßte ihr Gesicht gegen die Knöchel der Frau wie eine Katze, die gefüttert werden will. Aber Katzen schluchzen nicht.
    »Oh, bitte, bring uns hier weg!« wimmerte sie. Es versetzte Paul einen Stich ins Herz, das vertraute Gesicht so schmerzverzerrt zu sehen, aber er fühlte sich nach wie vor handlungsunfähig. »Mach einen Durchgang auf, ja, mach einen Durchgang auf! Ich muß hier weg!« Sie schlang ihre Arme um die Beine der blinden Frau. »Sie wollen mir mein Kind wegnehmen! Es tut weh!«
    Martine wankte und schüttelte verstört und unwillig den Kopf. »Ich kann gar nichts ausrichten, wenn sie mich umstößt. Könnte bitte jemand …!«
    T4b kam eilig herbei und hob das weinende Mädchen auf. Martine hielt das Feuerzeug vor sich und runzelte mit solcher Konzentration die Stirn, daß Paul halb damit rechnete, gleich einen Strahlenkranz um sie herum aufflammen zu sehen, aber nichts derart Dramatisches geschah. Es geschah überhaupt nichts.
    »Es … es funktioniert nicht«, sagte Martine mit bebender Stimme, nachdem eine lange Minute verflossen war. »Nicht einmal die einfachsten Befehle. Das Gerät reagiert nicht.«
    Von allen Seiten umraunten sie jetzt die Verfolgerstimmen, begleitet vom hallenden Geräusch trappelnder Schritte. Paul hörte sie, aber nur noch mit einem Ohr, denn eine kalte Gewißheit wuchs in ihm und wurde mit jeder Sekunde stärker.
    »Wie kann das grade jetzt kaputtgehen?« rief Renie. »Grade wo wir’s am dringendsten brauchen? Da muß jemand dahinterstecken!«
    »Vielleicht sollen wir nicht weggehen«, meinte Florimel nachdenklich. »Haben wir getan, was uns hier in Troja zu tun bestimmt war?«
    »Von wem bestimmt?« Renie schrie fast vor Anspannung.
    »Wenn ich vielleicht einen Versuch mit dem Feuerzeug mache …«, erbot sich !Xabbu .
    »Nein.«
    Alle drehten sich um. Paul spürte ihre Blicke, er jedoch schaute nur auf den merkwürdigen, kargen Altar. »Ich weiß, warum wir hier sind, hier unten an diesem Ort … wenigstens glaube ich es zu wissen. Ich verstehe nicht alles, aber …« Er trat vor. Die anderen wichen zurück, als ob er einen hochexplosiven Sprengstoff in der Hand hätte, aber er hatte nichts weiter als ein dünnes Tuch, einen Schleier mit einer eingewobenen Feder. Er blieb vor dem Altar stehen und legte das Tuch behutsam auf den kalten Stein.
    »Aval« rief er. Das von T4b gehaltene

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