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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Blasenhaus erfüllte Paul mit klaustrophobischem Entsetzen: Jeden Moment konnten die bohrenden Stacheln durch die transparenten Wände stoßen, und dann würde das ganze Ding in Fetzen gehen und die brodelnde Masse direkt auf sie stürzen. Aber was konnten sie machen? Sie waren umzingelt, und selbst wenn sie entkamen, warteten die Zwillinge schon auf ihn. Sobald er aus der Blase heraus und im offenen Gelände war, würden sie ihn gnadenlos zur Strecke bringen …
    »Du hast immer noch nicht meine Frage beantwortet, Kunohara.« Martines Stimme war angespannt – Paul hörte, daß sie sich mit Gewalt im Zaum hielt. »Wir müssen uns aufeinander verlassen können, sonst sind wir verloren. Hattest du einen Informanten unter uns?«
    Er wirbelte zornig herum. »Du hast kein Recht, mich ins Verhör zu nehmen! Du mit deiner Achtlosigkeit hast uns das alles eingebrockt!« Er funkelte sie an und wandte sich dann wieder dem Fenster zu. »Ich werde hinausgehen. Mit Wells kann ich wenigstens reden, auch wenn ihm wohl kaum zu trauen ist.«
    »Hinhängen will er uns, äi«, knurrte T4b, aber der markige Ton konnte seine Furcht nicht verhehlen. »Kommt nicht in die Tüte!«
    Zu seinem eigenen Erstaunen sagte Paul: »Dann gehe ich mit ihm.«
    Kunohara schaute verwundert, aber in seinen Augen glomm auch kalte Wut. »Warum? Meinst du, wenn dieser Knabe da recht hätte und ich euch verraten wollte, daß du mich aufhalten könntest?«
    »Darum geht’s nicht. Diese Kreaturen, die Zwillinge. Sie sind von Anfang an hinter mir her gewesen. Wenn ich es bin, den sie haben wollen, dann … na ja, vielleicht würden die andern ohne mich unbehelligt bleiben.« Laut ausgesprochen hörte es sich noch alberner an, aber er konnte einfach nicht hier sitzen und darauf warten, daß alles zusammenbrach.
    »Ich weiß nicht, ob ich dich recht verstehe«, sagte Kunohara. »Aber in meinem Beisein bist du dort draußen nicht in größerer Gefahr als hier.«
    »Vielleicht könntest du einfach … uns alle irgendwie wegschaffen.« Paul bereute bereits, daß er so unbedacht vorgeprescht war. »Wäre das nicht besser? Wenn du uns alle irgendwo anders hinversetzen würdest, so wie gestern, als du uns vor der Geißelspinne gerettet hast?«
    »Und denen mein Haus überlassen?« Kunohara sah ihn entrüstet an. »Allein dieses Haus hält mich hier am Leben. Es ist mein lokales Interface, die Schaltstelle meiner Macht, auch wenn nicht mehr viel davon übrig ist. Wenn ich fliehe und sie diesen Ort zerstören, würden wir uns in der Welt da draußen keine halbe Stunde halten können.« Sein Gesicht war eine Maske des Zorns. »Also, willst du immer noch mitkommen, wenn ich mit Wells verhandle?«
    Paul holte tief Luft. »Ich denke schon. Ja.«
    Das Haus verschwand, und an seiner Stelle erschien ein kaltes, windiges Flußufer. Das erhöhte Stück Fels, auf dem sie jetzt standen, war von verformten Käfern und Wespen umwimmelt, deren Gesumme so laut war, daß ihm fast übel wurde. Die Blase, die sie verlassen hatten, war unter einer Unmenge krabbelnder Insekten nicht mehr zu sehen.
    »Wells!« schrie Kunohara einer menschlichen Gestalt zu, die den Angriff vom Rand des Felsstücks aus verfolgte. »Robert Wells!«
    Der Mann auf dem Rücken eines Käfers, der im Verhältnis so groß war wie ein Elefant, drehte sich auf den Ruf hin um. Er bearbeitete den Panzer seines Reittiers mit den Fersen, bis dieses sich mit einer fast mechanischen Unbeirrbarkeit langsam zu ihnen herumdrehte. Der Reiter beugte sich vor und kniff die Augen zusammen.
    »Ah«, sagte er fröhlich. »Doktor Kunohara, vermute ich?«
    Zu Pauls Verwunderung sah Wells’ Sim nicht ganz realitätsgetreu aus. Die hellen Haare und der allgemeine Gesichtsschnitt ähnelten Nachrichtenbildern des Technokraten, an die er sich erinnern konnte, aber im Ganzen hatten die Züge etwas Unfertiges, beinahe Puppenhaftes.
    Kunohara schaute verbissen. »Ja, der bin ich. Aber ich kann mich nicht erinnern, dich hierher eingeladen zu haben, Wells. Du hast sogar einen der Jumpsuits meiner Wissenschaftler an, wie ich sehe. Was ist mit der Abmachung, die ich mit der Bruderschaft hatte?«
    Wells warf Paul einen kurzen, gleichgültigen Blick zu, bevor er sich wieder Kunohara zuwandte. »Ach ja, die Bruderschaft. Tja, das Schiff ist auf einen ziemlichen Eisberg gelaufen, falls du es noch nicht wußtest.« Er lachte glucksend. Paul kannte den Mann nicht, aber er kam ihm merkwürdig vor, beinahe ein bißchen verrückt. »Ja, ja, der alte Mann

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