Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
sondierenden Stielaugen und tastenden Spinnenbeinen die Blase. Das Brummen aus dem Obergeschoß wurde lauter. Die Klapptür fing an, sich unter dem Gewicht der durch das zerrissene Dach einfallenden Wespen nach innen zu wölben.
    »Die schrotten uns«, keuchte T4b. »Aber’n paar von den Krabblern gehn mit drauf.«
    »Nein.« Kunohara deutete auf einen Platz am Boden. »Stellt euch dort hin!«
    Martine, die das Summen kaum mehr ertragen konnte, hielt sich die Ohren zu. »Was hast du vor?«
    »Das einzige, was noch geht«, antwortete Kunohara mit erhobener Stimme, um den Radau von oben zu übertönen. »Ihre Blockade umgibt jetzt auch dieses Haus – ich kann mich nicht einmal mehr selbst versetzen! Aber wenn ihr fort seid, kann ich vielleicht noch etwas retten.« Er nahm Martine am Arm und zog sie unsanft zu der Stelle, die er angegeben hatte.
    »Was, will er uns den Viechern verfüttern?« schrie T4b. »Kannste nullen…!«
    Der ungeduldige Kunohara zischte ihn wütend an. »Habt ihr mir nicht schon genug geschadet? Müßt ihr mich auch noch beleidigen? Auf die verdammte Stelle da, los!«
    Paul faßte T4b und schob ihn an den Platz, wo bereits Martine und Florimel standen. Der Boden wölbte sich jäh zu einer kugeligen Form nach außen. T4b rutschte aus und riß die beiden Frauen mit zu Boden. »Der ersäuft uns!« kreischte er.
    Paul sah Kunohara an, doch dessen Gegenblick verriet nichts, und so überließ er sich dem Schicksal und glitt in die größer werdende Ausstülpung hinunter. Sogleich umspülte sie das Wasser des Flusses, und die durchscheinenden Garnelen waren nur noch Zentimeter entfernt.
    »Und du?« rief Paul zu Kunohara hoch.
    »Eine Sache muß ich noch machen, sonst schnappen sie euch einfach, wenn ihr hier an der Oberfläche treibt. Stützt euch gut ab.« Er kehrte Paul den Rücken zu und vollführte wieder eine Reihe mysteriöser Gesten. Wie zur Antwort erscholl draußen ein Donnerschlag, der das wütende Gebrumme der Wespen übertönte. Ein Blitz zuckte, aber durch das Wasser, das sie inzwischen fast ganz umschloß, erschien er lediglich als ein verschwommenes Leuchten. Die Ausstülpung war zu einer kleinen Blase geworden, die nur noch durch ein schrumpfendes Loch mit dem übrigen Haus verbunden war. Paul hockte zusammengequetscht zwischen Florimel und T4b und konnte sich kaum mehr rühren. Kunohara ließ die Hände sinken wie ein Dirigent am Schluß einer Symphonie, und das Loch, durch das Paul ihn ansah, ging vollends zu. Mit einem jähen Ruck, bei dem Paul der Magen in die Kniekehlen sackte, riß sich die kleine Blase von dem Haus los, das sie hervorgebracht hatte, und sauste an die Wasseroberfläche.
    Der Druck war so stark, daß die Kugel richtiggehend aus dem Wasser herausschoß und wieder zurückfiel. Paul und seine Gefährten purzelten übereinander und stießen mit Ellbogen, Köpfen und Knien schmerzhaft zusammen. Doch das Gefühl der Freiheit war von kurzer Dauer. Sie waren nur ein kleines Stück vom Haus und seiner wimmelnden Wespendecke entfernt aufgetaucht. Riesige Regentropfen krachten auf sie nieder, brachten den Fluß zum Schäumen und schnippten ihr winziges, rundes Rettungsboot wie eine Murmel hin und her.
    Paul machte sich von den anderen los und preßte das Gesicht an die Blasenwand. Selbst der sintflutartige Regen hatte den Angriff der Zwillinge nicht aufhalten können: Die Brücke über das aufgewühlte Wasser, bestehend aus hunderttausend ineinander verhakten Wespen und Käfern, war jetzt fertig. Im Licht eines Blitzes sah er, wie die Grille und die Raupe ohne Hast von dem Felsen herunterstiegen und das Landende der Insektenkette betraten wie Eroberer die heruntergelassene Zugbrücke einer Burg. Paul war sich nicht sicher, aber er meinte, den seinen Käfer anspornenden Wells dahinter zu erkennen.
    »Sie haben uns gesehen!« schrie Florimel, und einen Moment lang hatte Paul keine Ahnung, was sie meinte. Die Zwillinge und Wells waren jedenfalls zu weit weg, um ihre Blase von den vielen anderen unterscheiden zu können, die der Regen aufgepeitscht hatte. Da sah er, daß etliche der mutierten Wespen mit zielgerichteten Bewegungen, wenn auch ausdruckslosen Gesichtern auf sie zugeschwommen kamen. Einige waren von den reißenden Wellen bereits weggeschwemmt worden, doch andere paddelten mit der sturen Entschlossenheit von Hunden unbeirrt weiter.
    Ihre runde Arche bekam abermals einen gewaltigen Regentropfen ab und wurde hart zur Seite gewirbelt. Paul mußte sich gegen die Wölbung

Weitere Kostenlose Bücher