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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Albtraum geworden, und mehrmals glitt Sam in Halluzinationen ab. Einmal sah sie den Eingang ihrer Schule in West Virginia so deutlich, als ob sie auf der Treppe davorstände. Sie hob sogar die Hand, um die Tür aufzuziehen, war schon auf den Radau in den hallenden Gängen gefaßt, doch als sie sich besann, hatte sie die Hand ins Nichts ausgestreckt, und !Xabbu betrachtete sie sorgenvoll. Einige Male sah sie auch Orlando und ihre Eltern, ferne, aber unverwechselbare Gestalten. Einmal sah sie ihren Großvater beim Heckenschneiden.
    Sogar !Xabbu wirkte bedrückt von der Monotonie und dem Stumpfsinn der bleichen Wolkenwelt, dem ewig gleichen sinnlosen Schritt-für-Schritt, und zog sich immer mehr in sich selbst zurück. Als er daher mitten in einer seiner Orientierungen abrupt stehenblieb und die inzwischen sterbenslangweilig gewordene Routine des Drehens und Lauschens, Drehens und Lauschens unterbrach, dachte Sam, er hätte nun seinerseits eine Halluzination, eine Vision von Renie vielleicht oder von der Wüstenheimat seines Volkes.
    »Ich kann es nicht glauben!« Überraschenderweise hatte er einen aufgeregten Ton in der Stimme wie schon seit einiger Zeit nicht mehr. »Es sei denn, ich verliere den Verstand.« Er lachte. »Kommt, hier lang.«
    Jongleur, der sich mit dem Automatismus eines Traumwandlers fortbewegte, gehorchte widerspruchslos und setzte einen Fuß vor den anderen, als folgte er einer Bedienungsanleitung für Gehwerkzeuge. Sam beeilte sich, zu !Xabbu aufzuschließen.
    »Was ist los?« fragte sie. »Hast du was gehört?«
    »Du mußt still sein, Sam.«
    »’tschuldigung.« Sie ließ sich ein Stück zurückfallen. Bitte, laß ihn recht haben, dachte sie, während sie die geschmeidige Spannung seines nackten Rückens betrachtete. Bitte, laß ihn etwas finden. Ich hasse dieses Grau. Ich hasse es so sehr…
    Plötzlich hielt !Xabbu an und ging in die Hocke. Die silberne Leere umgab ihn unverändert und allem Anschein nach unveränderlich. Der kleine Mann bekam große Augen. Er streckte die Finger nach etwas Unsichtbarem aus und machte kleine Rührbewegungen dicht über dem Boden, bis Sam befürchtete, daß er tatsächlich den Verstand verloren hatte.
    »Was machst du da?« Sie schrie es fast.
    »Fühle, Sam, fühle!« Er zog sie zu sich herunter, faßte ihre Hand und hielt sie in das vollkommen leere Stück Nichts, das genauso aussah wie das ganze andere endlose Nichts ringsumher. »Da. Siehst du?«
    Sie schüttelte zaghaft den Kopf. Jongleur war inzwischen zu ihnen gestoßen und blickte auf sie nieder, als wären sie Bettler, die er in seinem Rosengarten entdeckt hätte. »Ich sehe gar nichts«, jammerte sie.
    »Entschuldige. Ich habe mich falsch ausgedrückt – es gibt nichts zu sehen. Aber vielleicht kannst du es fühlen oder hören …« Er nahm ihre beiden Hände und bewegte sie knapp über dem Boden behutsam hin und her. »Na?« Als sie wieder verneinen mußte, ließ er sie los. »Versuche es allein. Konzentriere dich.«
    Es dauerte eine ganze Weile, aber schließlich fühlte sie es – eine unendlich zarte und geringe Kraftwirkung, ein schwacher, hautwarmer Luftstrom vielleicht oder eine so sachte Vibration, daß Sam sie kaum vom Pulsen des Blutes in ihren Fingern unterscheiden konnte. »Was … was ist das?«
    »Ein Fluß«, sagte !Xabbu triumphierend. »Ich bin ganz sicher. Zumindest wird es einer werden.«

Kapitel
Hannibals Rückkehr
    NETFEED/INTERAKTIV:
    HN, Hr. 6.5 (Eu, NAm) – »Teen Mob!«
    (Bild: Mako und Schnauzkauz suchen eine Ladenpassage nach Klorine ab)
    Off-Stimme: Die selbstmordgefährdete Klorine (Bibi Tanzy) hat soeben entdeckt, daß sie nicht die biologische Tochter ihrer Eltern ist. Sie schluckt eine Überdosis Tabletten, aber niemand vom Teen Mob weiß, wo sie sich aufhält. Ihren Freunden Schnauzkauz und Mako bleiben nur zwei Stunden Zeit, sie zu finden, bevor es zu spät ist. Die Produzenten behaupten: »Das Überraschungsende des Jahres!« Gesucht 12 VerkäuferInnen in der Madness Mall, ApothekerIn. Flak an: HN.TNMB.CAST
     
     
    > »Das hätten wir uns denken können«, sagte Florimel bitter, während sie im Sichtfenster den kleinen, fernen Käferreiter anstarrte. »Jemand wie Robert Wells wird immer einen Weg finden, sich auf die Seite der Sieger zu schlagen.«
    Alle waren wie erstarrt und wußten nicht, was sie tun sollten. Selbst Kunohara hatte alle Versuche aufgegeben, sein defektes System zum Funktionieren zu bringen. Das wilde Gedränge der mutierten Wespen auf dem

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