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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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waren. Schließlich war sie auch hier beschäftigt, nicht wahr?
    »Auf dieser Etage bin ich noch nie gewesen«, gestand sie ihm. Nachdem er ihr gesagt hatte, wo sie hinmußte, bat sie ihn, im Aufzugvorraum zu warten. Sonst konnte jemand bemerken, daß ein Aufzug auf einer Etage zu lange festgehalten wurde.
    Die Toilette war leer. Sie setzte sich in die hinterste Kabine und zog die Füße hoch. »Erzähl mir, was los ist«, sagte sie zu Ramsey. »Wo seid ihr die ganze Zeit gewesen? Ich versuche schon den ganzen Tag, euch zu erreichen.«
    Seine Erklärung war nicht dazu angetan, ihr Mut und Zuversicht einzuflößen. Im Gegenteil, man hätte meinen können, er hätte sie sich eigens zu dem Zweck ausgedacht, ihr das letzte bißchen Hoffnung zu rauben. »Oh, Gott steh uns bei, Sellars ist … bewußtlos? Und wer ist dieser Beezle, der für ihn eingesprungen ist? Ist er einer der Spezialisten von diesem Offizier oder was?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Ramsey klang nicht sehr erpicht darauf, sie zu erzählen. »Jetzt müssen wir erst mal entscheiden, was wir machen. Bist du an einem sicheren Ort?«
    Sie mußte lachen. »Ich bin in feindlichem Territorium, Herr Ramsey! Ich bin ungefähr so sicher wie eine Kakerlake in der Badewanne, wenn das Licht angeht. Wenn jemand mich nicht mit einem Schuh zerklatscht, ja, dann bin ich wohl bestens aufgehoben.«
    »Ich tue, was ich kann, Olga, ehrlich. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich alles versucht habe, um dich zu erreichen, seit Sellars … seit das mit ihm passiert ist.« Er holte tief Luft. »Ich stelle dich jetzt zu Beezle durch. Er … er ist ein bißchen verschroben. Aber keine Bange, er ist auf seine Art sehr kompetent.«
    »Mit Verschrobenheit kann ich leben, Herr Ramsey.«
    Die Stimme, die nach kurzem Warten ertönte, klang wie die eines alten Komikers aus der Fernsehära. »Du bist Olga, was? Sehr erfreut.«
    »Gleichfalls.« Sie schüttelte den Kopf. Da saß sie nun voll bekleidet auf dem Klo und unterhielt sich mit einem abgehalfterten Tingeltangelheini, und das wahrscheinlich fünf Meter unterhalb von bewaffneten Männern, die sie mit Wonne erschießen oder zumindest bewußtlos prügeln würden, wenn sie wüßten, was sie im Schilde führte. Es müßte eigentlich eine leichtere, vernünftigere Art geben, Selbstmord zu begehen, sagte sie sich.
    »Also, wenn’s auf der Etage ’nen Haufen Apparate gibt, dann isses vielleicht das, wo Sellars hinterher ist«, meinte Beezle, nachdem sie ihm die Informationen von Jerome weitergegeben hatte. »Werden wir erst wissen, wenn wir da oben den Durchblick haben, und selbst das wird uns nix helfen, weil dieser Sellars laut Ramsey im Moment ’n verdammt stiller Teilhaber ist, könnte man sagen.« Sein abfälliges Schnauben war gut hörbar und beinahe komisch. »Aber gesetzt den Fall, du kommst überhaupt hoch, biste Hackfleisch, wenn du da unbefugt reinspazierst, tick?«
    Er hörte sich ein bißchen alt für solchen Kiddieslang an, aber Olga war ihr Leben lang mit Schauleuten zusammen gewesen, die sich gern betont locker gaben. »Von mir aus auch tick.«
    »Das heißt, wir müssen erst nochmal was mit deiner Marke anstellen. Ich hab keinen Dunst, was Sellars vorgehabt hat. Ich hab dazu bei ihm nix gefunden, aber ich such noch weiter. Kann sein, daß er ’nen amtlichen Code zum Reinkommen hatte, aber ich hab den nicht. Vielleicht kannst du jemand Zugangsberechtigten auftreiben, dann könnt ich irgendwie ’ne Befugnis türken.«
    »Es gibt einen Raumpfleger, der mir hilft«, sagte Olga zögernd. »Er ist schon mal auf dieser Etage gewesen.«
    »Was?« Ramsey hatte mitgehört. »Olga, wir dürfen auf keinen Fall jemand Fremden einweihen …!«
    »Ich habe ihn nicht eingeweiht«, versetzte sie ärgerlich. »Wofür hältst du mich? Ich habe ihn auf hinterhältige Weise angelogen. Er ist geistesgestört oder wenigstens ein bißchen minderbemittelt, du kannst dir also vorstellen, wie mir dabei zumute ist, ihn derart auszunutzen.« Sie war wieder den Tränen nahe. »Würden die Daten auf seiner Marke dir helfen?«
    »Yeah.« Der Fremde namens Beezle überlegte sich die Sache eine Weile. »Vielleicht könntest du ihn mit ’ner Ausrede vorschicken, und …«
    »Auf keinen Fall! Und wenn er deinetwegen irgendwie in Gefahr gerät, bringe ich dich um!«
    »Mich umbringen?« Das rauhe Lachen schnarrte ihr in den Ohren. »Lady, die Eltern von dem Jungen ham wochenlang versucht, mich zu drezzen, und sind elend gescheitert, da weiß

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