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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sich, daß er nicht ausgiebiger mit Sorensen hatte reden können und nicht einmal den mysteriösen Sellars kennengelernt hatte, bevor die Sache aufgeflogen war. Es war, als wäre er unvorbereitet in einen großen Mordprozeß hineinspaziert und hätte dann feststellen müssen, daß er der Angeklagte war.
    Seine nervösen Gedanken wurden von Christabel unterbrochen, die an ihm vorbei auf ihren Vater zulief. Sorensen drehte sich um und winkte sie weg. »Es ist heiß, Christabel«, sagte er scharf. »Ich bringe ihn dir, wenn er fertig ist.«
    Ihr Gesicht verzog sich, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ramsey sah hilflos zu Captain Parkins hinüber, der immer noch grimmig auf den blauen Teppich starrte, als ob der ihm irgend etwas getan hätte, dann ging er hin, nahm sie an der Hand und führte sie zur Couch zurück. »Schon gut, Schätzchen. Setz dich zu mir. Erzähl mir was aus deiner Schule. Wer ist deine Lehrerin?«
    Im hinteren Raum tat es einen Rums. Ramsey hatte kurz den Eindruck, die zornig erhobene Stimme des Generals zu hören. Die beiden Leibwächter wechselten einen raschen Blick und wandten sich wieder dem Spiel zu. Ramsey fragte sich, mit wem der General wohl konferierte und warum ihm das wichtiger war, als Sorensen zu verhören. Der Mann hatte zweifellos viel Aufwand getrieben, um den Vater des Mädchens ausfindig zu machen: Merkwürdig, daß er dann die Angelegenheit eine halbe Stunde und mehr hinausschob. Ramsey guckte auf die Bildschirmwand. Eher eine Stunde. Was war da im Busch?
    Etwas knallte hart gegen die Verbindungstür, als ob jemand sie mit einem Schlitten angebufft hätte. Die verblüffte Frage, warum eine solche Luxussuite dermaßen dünne Türen hatte, daß sie in den Angeln wackelten, wenn jemand während einer hitzig geführten Fonkonferenz nur mit der Faust dagegenschlug, hatte sich kaum in Ramseys Kopf gebildet, als Doyle schon aufgesprungen war. In zwei Riesensätzen hatte er den Raum durchquert, genauso beängstigend schnell, wie Ramsey es befürchtet hatte, und stand jetzt horchend vor der Tür zum Privatzimmer des Generals. Er klopfte zweimal laut an.
    »General? Alles in Ordnung?« Er warf einen kurzen Blick auf Pilger, der sich ebenfalls erhoben hatte, dann klopfte er wieder. »General Yacoubian? Brauchst du irgendwie Hilfe, Sir?« Er lehnte sich an die Tür und lauschte angestrengt auf eine Antwort. Als nichts zu hören war, schlug er wieder gegen die Tür, diesmal mit der flachen Hand. »General! Mach auf, Sir!«
    »Was machen die da?« fragte Christabel und fing wieder an zu weinen. »Warum schreien sie so …?«
    Doyle ging einen Schritt zurück, hielt sich an Pilgers Schulter fest, hob den Fuß und trat mit dem Stiefel gegen die Tür, daß es krachte. »Verriegelt«, knurrte er. Das nächste Mal traten sie beide gleichzeitig, und mit lautem Splittern stürzte die Tür nach innen. Pilger riß sie aus den zerbrochenen Angeln, während Doyle die große Maschinenpistole aus seinem Schulterhalfter zog und hineinging, die Waffe bereits im Anschlag, bevor er aus Ramseys Blickfeld verschwand.
    Gleich darauf tönte seine Stimme aus dem Zimmer. »Scheiße!«
    Pilger folgte ihm, ebenfalls mit schußbereiter Waffe. Ramsey wartete einen Moment. Als kein Feuern zu hören war, erhob er sich und bewegte sich vorsichtig auf die Tür zu, um einen Winkel bemüht, aus dem er erkennen konnte, was los war. Captain Parkins beugte sich mit offenem Mund in seinem Sessel vor.
    »Christabel!« schrie Sorensen irgendwo hinter ihm. »Nicht aufstehen! Du bleibst auf dieser Couch, klar?«
    Doyle lehnte über dem Körper von General Yacoubian, der zwischen der Tür und dem großen Bett der Suite langgestreckt auf dem Boden lag; sein Bademantel war an den Beinen hochgerutscht und über seiner weißbehaarten Brust offen. Die dunkle Haut des Mannes hatte einen unschönen Grauton angenommen. Die Zunge hing ihm aus dem Mund wie ein Scheuerlappenzipfel. Doyle hatte mit Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen. Einen surrealen Augenblick lang fragte sich Ramsey, wie der Leibwächter in den paar Sekunden so heftig hatte drücken können, daß auf der Brust des Generals dieser dicke blaue Fleck entstanden war.
    »Ambulanz in die Garage!« stieß Doyle zwischen den Zähnen hervor. »Der geht uns sonst drauf, Mensch. Und hol den Medkoffer!«
    Pilger sprintete bereits in den Vorraum zurück und drückte mit dem Finger auf die Buchse in seinem Hals. Er brabbelte hastig eine Codefolge ins Leere, dann fuhr er jäh herum und

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