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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Umsicht verlangte. Da !Xabbu unter ihr sie auf Stellen hinwies, wo sie sich gut festhalten oder sicher stehen und sich kurz verschnaufen konnte, erreichten sie den Boden ohne Zwischenfälle.
    Der Grund der Grube war eigentümlich glatt, eher wie eine abgekühlte Schmelzmasse als wie die Sohle einer richtigen Schlucht. Renie sah zu den Sternen und dem kreisrunden dunklen Himmelsausschnitt hoch oben auf. Die Entfernung war schwindelerregend. Gerade wollte sie zu !Xabbu eine Bemerkung über den Wiederaufstieg zum Felsgesims machen – sie überlegte bereits, ob sie es ohne eine längere Erholungspause schaffen konnte –, da hielt er die Hand hoch zum Zeichen, daß sie still sein sollte.
    Aus der Nähe betrachtet war die Spalte in der Felswand größer als erwartet. Bis zu ihrer schmalen Spitze war sie vier- oder fünfmal so hoch wie Renie, und weiter unten war die in pfirsichfarbenem Licht glühende Öffnung breit genug, daß ein Auto durchfahren konnte.
    !Xabbu trat lautlos und vorsichtig darauf zu. Das Licht überflutete ihn, als wäre es flüssig, so daß sie von ihm nur noch die schlanke Silhouette sehen konnte. Von jäher Angst gepackt eilte sie an seine Seite.
    Als sie eintraten, befanden sie sich in einem hohen Gang aus rauhem Gestein, in dem Renie wegen des milden Glanzes, der ihn erfüllte, zunächst nichts erkennen konnte. Nach einer Weile meinte sie, eine Ordnung in dem Leuchten wahrzunehmen, so als ob die Wände des Ganges voll abgeschlossener Nischen wären und jede eine kleine Lichtquelle enthielte.
    Was sind das für Lichter? fragte sie sich. Es ist wie in einem Bienenstock. Es müssen Hunderte sein … Tausende …
    »Ich hörte euer Sprechen und eure anderen Laute«, sagte eine ruhige Stimme hinter ihnen. Renie fuhr herum. »Ich überlegte – ich fragte mich … wunderte mich? … wann ihr kommen würdet.«
    Im Eingang des Felsenschlunds stand ein hochgewachsener Mann und versperrte ihnen den Fluchtweg. Ganz benommen vor Schreck und dem ganzen Leuchten ringsherum dauerte es einen Moment, ehe Renie ihn und das unförmige Ding, das er in der Hand hielt, erkannte.
    Es war Ricardo Klement.
     
     
    > »Okay, also der Andere war in so ’nem Satelliten drin, und die Gralsdaten sind auf so spezial Laserstrahlen zu ihm hochgesaust und wieder zurück … oder so ähnlich. Chizz. Und dann ist der Andere mit dem Satelliten runter und auf Jongleur draufgeknallt, und der ist in die Luft geflogen und jetzt tot.« Sam gab sich alle Mühe, die vielen neuen Informationen zu sortieren. »Das ist voll megachizz. Aber Dread nicht. Ist nicht tot, meine ich.«
    »Wie gesagt, ich weiß es nicht«, entgegnete Sellars. »Ich versuche herauszufinden, was mit ihm geschehen ist, aber es kann eine Weile dauern …«
    »Gut. Wir wissen nicht, was mit Dread ist, also der Teil ist weniger chizz. Aber heißt das, daß wir den Andern bloß dafür gerettet haben, daß er sich umbringen konnte?« Sie schüttelte den Kopf. »Mann, das dumpft doch!«
    »Wir haben ihn nicht gerettet«, sagte Sellars. »Der Andere hatte zuviel gelitten, erst von Jongleur und der Gralsbruderschaft, dann von diesem Dread. Er hatte bereits beschlossen, daß er nicht mehr leben wollte. So etwas … so etwas kommt vor.« In der Stimme des Mannes schwang ein merkwürdiger Ton, den Sam nicht verstand. Sie wandte sich Orlando zu, um zu sehen, ob ihm der Ton auch aufgefallen war, aber ihr Freund starrte auf den Pfad, als fürchtete er zu stolpern. »Als ich Cho-Cho online brachte und mich dabei mit den Abwehrmechanismen des Netzwerks herumschlug, wurde ich vom Andern überlistet. Ich dachte, seine ganze Aufmerksamkeit wäre darauf gerichtet, mich zu bekämpfen, doch während ich noch voll damit beschäftigt war, ihn und seine Strategie zu verstehen und seine Angriffe abzuschlagen, traf er Vorbereitungen dafür, mich zu benutzen. Als ich die Datenklemme öffnete und erst einmal von der gewaltigen Informationsschwemme überwältigt wurde, war er bereit.
    Wenn er gewollt hätte, hätte er mich mühelos töten können – aber er wollte etwas ganz anderes. Er gelangte über meine Leitung in Felix Jongleurs zentrales Steuerungssystem für das Netzwerk, in den einzigen Teil, von dem er strikt ausgeschlossen war, weil dazu die Mechanismen gehörten, die ihn gefangenhielten. Bis ich endlich begriff, was vor sich ging, hatte er bereits den Satelliten aus der Umlaufbahn gelenkt und seinen sorgfältig gezielten Sturzflug angetreten. Von da an war er nicht mehr zu retten: die

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