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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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pechschwarzen Tank voll Gel gefangen zu sein, wurde ihr ganz flau im Magen.
    »Vielleicht sollten wir … warten.« !Xabbu hatte Mühe, die Augen offenzuhalten. »Warten, bis …«
    »Ein Weilchen jedenfalls«, stimmte sie zu und zog ihn an sich. »Ja, schlaf. Ich halte Wache.«
    Doch die beruhigende Wirkung seines warmen Kopfes an ihrer Brust ließ auch sie rasch in den Schlaf sinken.
     
    Als sie langsam wieder zu sich kam, waren ihre Lider verklebt und so schwer zu öffnen, daß sie sich in der ersten Schrecksekunde sicher war, doch im Tank aufgewacht zu sein. Ihr benommenes Zappeln weckte !Xabbu , der von ihr herunter auf das Felsgesims rollte.
    »Was …?« Er stützte sich auf die Ellbogen.
    Renie sah sich auf dem mittlerweile vertrauten Pfad um, betrachtete die steinerne Wand hinter und den düsteren Abgrund vor ihnen. »Nichts. Ich … Nichts.« Sie kniff die Augen zusammen und schaute noch einmal hin. Der Fluß hatte aufgehört zu leuchten – er war jetzt nur noch ein dunkler Strich am Grund der Grube –, doch etwas anderes erzeugte ein warmes, rötlichgelbes Licht, das dort, wo das Kindwesen gekauert und gewartet hatte, auf die Steine fiel.
    »Da unten leuchtet was«, sagte sie.
    !Xabbu kroch vor und spähte hinab. »Es kommt aus einer Spalte in der Felswand – da, auf der Seite des Flusses.« Er setzte sich hin. »Was kann das sein?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir egal.«
    »Aber vielleicht ist es ein Weg hinaus.« Er schien bereits seine natürliche Spannkraft zurückzugewinnen, wohingegen Renie jetzt, ohne Adrenalinausschüttung, zumute war, als ob sie eine saftige Tracht Prügel bezogen hätte. !Xabbu deutete den Pfad hinauf. »Sieh nur, wie weit es wäre, wieder hinaufzusteigen.«
    »Wer hat was von Hinaufsteigen gesagt? Wir warten, bis Jeremiah oder mein Vater wissen, daß wir bereit sind, rauszukommen. Und wenn wir nichts von ihnen hören, dann werden wir halt irgendwann das Risiko eingehen und es auf eigene Faust wagen, denke ich mal. Also warum sollten wir uns darum scheren, ob es noch einen andern Weg gibt?«
    »Weil es auch etwas anderes sein könnte. Es könnte eine Bedrohung sein. Oder unsere Freunde, die nach uns suchen.«
    »Was, mit Taschenlampen?« Renie tat die Idee mit einer geringschätzigen Handbewegung ab.
    »Dann bleibe du hier und ruhe dich aus«, sagte er. »Ich gehe nachschauen.«
    »Untersteh dich!«
    !Xabbu drehte sich zu ihr um, und seine Miene war überraschend ernst. »Renie, liebst du mich wirklich? Du hast es jedenfalls gesagt.«
    »Na klar.« Sie war von der Frage überrumpelt, fast erschrocken. Ihre Augen brannten ein wenig, und sie zwinkerte. »Selbstverständlich.«
    »Ich habe dasselbe zu dir gesagt. Und es ist die Wahrheit. Wenn dir etwas wichtig wäre, würde ich dich nicht davon abhalten. Wie können wir zusammenleben, wenn du mir nicht soviel Achtung entgegenbringst?«
    »Zusammenleben?« Sie fühlte sich, als ob der Kerl, der ihr vorher die Tracht Prügel verabreicht hatte, ihr noch einen letzten K.-o.-Schlag verpaßt hätte.
    »Das werden wir doch sicherlich versuchen. Willst du das etwa nicht?«
    »Doch. Ich denke schon. Ja, klar, ich hatte bloß …« Sie mußte innehalten und Atem holen. »Ich hatte bloß noch keine Gelegenheit, groß drüber nachzudenken.«
    »Dann kannst du jetzt nachdenken, während ich schauen gehe.« Er lächelte beim Aufstehen, doch er wirkte ein wenig distanziert.
    »Setz dich, verdammt nochmal! So hab ich’s nicht gemeint.« Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Natürlich, !Xabbu , natürlich werden wir zusammenleben. Ich könnte nicht mehr ohne dich sein. Das weiß ich. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, daß wir dieses Gespräch in einer imaginären Welt führen.«
    Diesmal war sein Lächeln ein bißchen echter. »Wir hatten in letzter Zeit keine andere Welt, um ein Gespräch zu führen.«
    »Komm bitte her.« Sie streckte die Arme aus. »Das ist wichtig. Wir sind in der wirklichen Welt noch nie zusammengewesen – als Liebende, meine ich. In mancher Hinsicht kann das genauso kompliziert und anstrengend werden wie unsere Erlebnisse hier in dieser … nichtwirklichen Welt.«
    »Ich denke, da hast du recht, Renie.« Er war wieder ernst geworden.
    »Also fangen wir mit den elementaren Sachen an. Wir scheinen hier festzusitzen, wenigstens fürs erste. Wer oder was dieses komische Licht da macht, scheint sich nicht fortbewegen zu wollen. Wir sind schon seit Stunden hier, und es hat uns bis jetzt nichts getan. Es wird

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