Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
konspirieren.
    Joseph hatte keine Erklärung dafür, es sei denn, daß Del Ray insgeheim auch ein Schwuli war und daß diese untergründige Polung stärker war als anderen Verbindungen. Vielleicht ist das ja der wahre Grund, weshalb er mit meiner Renie Schluß gemacht hat.
    »Das heißt, ich soll auf Leben und Tod diesem Kak hier vertrauen?« nörgelte er.
    »Mach mich nicht an, Joseph Sulaweyo«, sagte Jeremiah. »Nicht, nachdem du tagelang ohne Erklärung weg warst und ich hier alles allein machen mußte.«
    »Ich hab meinen Sohn sehen müssen.« Aber er konnte nicht verhindern, daß ihn ein Hauch von Schuld anwehte. Ihm würde es gewiß nicht schmecken, allein in diesem Loch eingesperrt zu sein. Vielleicht war es auch Jeremiah gar nicht so leichtgefallen. »Na schön, also wer is dieser Sellars? Was hat er für’n Interesse dran, von sonstwo anzurufen und uns zu sagen, was wir tun sollen?«
    »Das Interesse ist, uns das Leben zu retten«, knurrte Jeremiah. »Und wenn ihr vorhin nicht aufgetaucht wärt, hätte ganz allein er mich davor bewahrt, von den Männern da draußen ermordet zu werden.«
    »Er und eine meterdicke Stahlplatte.« Del Ray gab sich Mühe, munter zu klingen, doch es wollte ihm nicht recht gelingen. »Wenn man schon belagert wird, dann gibt’s dafür sicher schlechtere Plätze als einen bombensicheren Militärbunker.«
    »Nicht, wenn wir hier keine Ordnung in den Laden kriegen«, versetzte Jeremiah spitz. »Hört ihr jetzt vielleicht mal zu?«
    Joseph hatte sein Mißtrauen noch nicht ganz überwunden. »Aber wenn der irgendwo in Amerika sitzt, wie du sagst, wie hat er dann den Platz hier gefunden? So mordsgeheim, wie der angeblich is.«
    »Das ist mir auch nicht ganz klar. Er weiß eine Menge über Renie und !Xabbu und diese Französin, er kannte sogar den alten Mann, diesen Singh. Sellars sagt, er ist tot.«
    »Wieso sagt er sowas?« Abergläubische Furcht erfaßte Joseph. Es war ziemlich unheimlich gewesen, den Hörer in der Hand zu halten und auf die Stimme aus dem Nichts zu warten – die Stimme, die dann doch nicht gekommen war. »Dieser Sellars hat dir echt erzählt, daß er tot is?«
    Jeremiah starrte ihn an und schnaubte dann entnervt. »Singh ist tot, hat er gesagt. Singh. Der alte Mann, der Renie und den andern geholfen hat. Hältst du jetzt vielleicht endlich den Mund und hörst dir an, was ich mitgeschrieben habe? Schwerbewaffnete Männer wollen hier einbrechen. Ein Klappbett in der Fahrstuhltür ist auf die Dauer bestimmt keine Lösung.«
    Joseph winkte ab. Das war eine der Sachen, die ihn an Homosexuellen störten – sie regten sich ständig über alles mögliche auf, wie Weiber. »Dann red halt. Ich hör schon zu.«
    Jeremiah schnaubte noch einmal und warf einen Blick auf die Notizen, die er mit einem altmodischen Bleistift auf den Betonpfeiler gekritzelt hatte. »Sellars sagt, es reicht nicht aus, daß wir den Fahrstuhl blockieren, sie können auch durch den Schacht kommen. Wir müssen diese ganze Abteilung der Basis abriegeln. Er sagt, aus den Plänen ist zu ersehen, wie das gehen kann. Aber wir müssen uns außerdem auf eine lange Belagerung vorbereiten, und deshalb müssen wir alles, was wir brauchen, hier herunterschaffen. Joseph, das bedeutet, daß du soviel Verpflegung und Wasser, wie du kannst, aus der Küche holen mußt. Wir wissen nicht, wieviel Zeit wir haben, bis sie durch das Außentor kommen, und deshalb müssen wir hier so schnell wie möglich alles dichtmachen. Wenn das erledigt ist und wir dann noch Zeit haben, holen wir noch mehr Essen und Wasser.«
    »Was, ich soll diese Plastikdinger mit Wasser schleppen, wie wenn ich der letzte Kuli wär? Und wer kümmert sich um die Waffen – Del Ray etwa? Du hättst ihn mal mit der Pistole in der Hand sehen sollen. Der is damit ’ne größere Gefahr für uns als diese Ganoven.«
    Jeremiah schloß die Augen. Del Ray murmelte eine bissige Bemerkung. »Kaum zu glauben, daß es tatsächlich Augenblicke gab, in denen ich deine Gesellschaft vermißt habe«, sagte Jeremiah. »Erstens gibt es hier keine Waffen, so wie es auch kein Büromaterial gibt. Fast alles, was transportabel war, ist mitgegangen, als dieser Stützpunkt stillgelegt wurde. Verpflegung und Wasser haben sie nur deswegen dagelassen, weil sie dachten, sie könnten ihn eines Tages vielleicht mal als Luftschutzbunker oder so benutzen. Zweitens, selbst wenn wir Waffen hätten, könnten wir diese Kerle nicht aufhalten. Du hast selbst gesagt, daß sie ausgerüstet sind

Weitere Kostenlose Bücher