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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ein bißchen was einbildete und sie ihn an dem Punkt zu fassen bekommen konnte.
    Stan hatte den Mann so weit, daß er sich fauchend zur Wehr setzte, es war also Zeit für ihren Einsatz. »Detective Chan?« Sie legte eine gewisse Härte in ihre Stimme. »Ich glaube nicht, daß dies unter den Umständen die richtige Vorgehensweise ist. Wie wär’s, wenn du ein Glas Wasser trinken gingst?«
    »Pff, kann ich drauf verzichten.« Stan warf dem Häftling einen Blick abgrundtiefer Verachtung zu. »Aber wenn du meinst, du hast bei diesem Stück Gossendreck mehr Erfolg, bitte sehr.«
    »Hör zu, Herr Pike«, begann Calliope, »rein formal fällst du unter Straßenkriminalität, das heißt, wir sind strenggenommen für dich nicht zuständig. Aber wenn du uns mit ein paar Informationen behilflich bist, und wenn die Informationen etwas taugen, dann könnten wir es eventuell so hindrehen, daß die Anklage nur auf unerlaubten Besitz lautet. Sitzen wirst du mit deinen Vorstrafen trotzdem, aber es wird nicht allzu happig werden.«
    Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber der scharfe Blick, der durch die erstaunlich langen Wimpern aus den schwerlidrigen Augen stach, verriet, daß er interessiert war. »Was wollt ihr? Hinhängen tu ich keinen. Eher aus’m Knast raus is’n Scheißdreck wert, wenn sie mich exen, sobald ich ’nen Fuß in die Darling setze.«
    »Wir wollen nur ein paar Auskünfte. Über einen alten Bekannten von dir, mit dem du seinerzeit im Minda Juvenile Justice Centre gesessen hast. Johnny Wulgaru …?«
    Sein Gesicht blieb leer. »Nie gehört.«
    »Auch Johnny Dark genannt – Johnny Dread?«
    Jetzt regte sich etwas unter der steinernen Maske, flink wie Quecksilber in einem Tiegel. »Ach der – John More Dread? Dread meinste?« Mehrere gegensätzliche Gefühle rangen in ihm, wobei am Ende ein Blick nervösen Mißtrauens herauskam. »Was wollt ihr denn mit dem? Der ist doch hinüber, oder? Tot?«
    »Angeblich. Hast du was anderes gehört?« Sie fixierte ihn, doch die Straßenmaske war schon wieder undurchdringlich. »Wir sind dabei, einen alten Mordfall aufzuklären. An einem Mädchen namens Polly Merapanui.«
    Jetzt war er auf sicherem Pflaster. »Kenn ich nicht. Nie was von gehört.« Er kniff die Augen zusammen und dachte noch einmal nach. »War das die mit den rausgeschnittenen Augen?«
    Calliope beugte sich vor, aber wahrte einen lockeren Ton. »Du weißt was darüber?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Hab’s im Netz gesehen.«
    »Wir wollen bloß wissen, ob du je was über Johnny Dread in Verbindung mit diesem Verbrechen gehört hast. Irgendwas.«
    »Ich tu niemand hinhängen.«
    Stan beugte sich über ihn. »Wie kannst du jemand hinhängen, wenn er tot ist, du kleine Ratte? Red keinen Blödsinn!«
    3Big warf Calliope einen Blick verletzter Ehre zu. »Ist das dein Hund, der da? Weil, wenn er nicht aufhört, mir in die Eier zu zwicken, könnt ihr mich gleich wieder ins Schließfach bringen.«
    Calliope winkte Stan auf seinen Stuhl zurück. »Erzähl mir einfach, was du von John Dread weißt.«
    Der Häftling feixte. »Nichts. Alles vergessen. Und falls ich nach heute je was über ihn höre, vergeß ich das auch. Ein seyi-lo Bluthund war er. Nicht für viel Geld hätt ich den anschmieren mögen.«
    Calliope stellte weiter Fragen, und Stan half mit Bemerkungen über 3Bigs Abkunft und Sozialleben nach, die gelegentlich recht surreal waren. Es war ein Schlagabtausch, doch der Gefangene spielte nicht auf Sieg, sondern rein auf Verteidigung. Diese unbefriedigende Übung zog sich hin, bis auch die letzte Koffeinenergie verpufft und Calliope nur noch müde und sauer war.
    »Das heißt, er ist tot, und du hast ihn ohnehin seit Jahren nicht mehr gesehen. Ist das richtig?«
    Er nickte. »Hundertpro.«
    »Warum habe ich dann das ungute Gefühl, daß du mit irgendwas hinterm Berg hältst? Dir winkt ’ne verdammt lange Zeit im Bau, Herr Pike. Eddie. Kniefick oder wie du dich sonst schimpfst. Wenn ich du wäre, würde ich keine Sekunde zögern, über diesen Tisch zu steigen und hingebungsvoll meinen dicken griechischen Arsch zu lecken, denn auf absehbare Zeit wird dir kaum noch jemand irgendwas anbieten. Höchstens ein Stück Schokolade dafür, daß du dich in der Dusche in Silverwater bückst und die Beine breit machst.« Er war sichtlich ein wenig überrascht, wie abrupt sie aufhörte, die Hilfsbereite zu spielen, behielt aber sein Feixen bei. »Also, warum willst du nicht reden?«
    »Ich red doch.«
    »Aber

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