Outback Love
zärtlich über ihren Rücken und sie zerfloss unter seinen Berührungen. Mit einer Intensität, die sie selbst erschreckte, erwiderte sie seinen Kuss, streichelte seinen Nacken und erschauerte, als sie ihn leise stöhnen hörte.
Stimmengewirr vom anderen Ende des Korridors schreckte sie schließlich auf, und atemlos schauten sie sich in die Augen.
»Gute Nacht Holly«, sagte er heiser, »schlaf gut.«
Enttäuscht und gleichzeitig dankbar, dass er nicht versuchte, die Grenze zu überschreiten, nickte sie. »Danke«, flüsterte sie kaum hörbar, »du auch.«
Sie drehte sich um und betrat ihr Zimmer, schloss leise die Tür hinter sich und lehnte sich mit weichen Knien dagegen.
So stand sie eine ganze Weile, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie in der Lage war, die paar Schritte bis zum Bett zu gehen. Fassungslos ließ sie sich auf die Matratze sinken, und fragte sich, wie er es geschafft hatte, sich in ihr Herz zu schleichen, obwohl sie sich geschworen hatte, nie wieder einem Mann zu vertrauen.
Als Holly am nächsten Morgen nach unten ging, hatte sie ein äußerst mulmiges Gefühl im Bauch. Sie wusste nicht, wie sie Cameron gegenübertreten sollte, und war erleichtert, dass die anderen ebenfalls am Frühstückstisch saßen. In der allgemeinen Unterhaltung fiel es nicht weiter auf, dass sie kaum sprach, und auch ihre Nervosität blieb unbemerkt.
Cameron beteiligte sich wie gewohnt an den Gesprächen, er wirkte locker und gutgelaunt, und allmählich entspannte Holly sich ein bisschen.
Es war nur der Zauber des Augenblicks, machte sie sich klar, er hat sich nichts dabei gedacht, und das sollte sie genauso wenig. Kein Grund für kindische Schwärmerei. Nur ein Kuss. Nichts von Bedeutung.
Die Zeit bis zum Mittag verbrachten sie damit, sich den Kultfilm ‚Back of Beyond‘ anzusehen. Es war ein australischer Dokumentarfilm aus den Fünfziger Jahren, der in eindrucksvollen Bildern zeigte, wie ein Mann den Kampf mit der Wüste aufnahm, um die Post ins Outback zu bringen.
Auf den zweiten Film verzichteten sie zugunsten eines ausgedehnten Bummels mit anschließendem Mittagessen, und am frühen Nachmittag machten sie sich auf den Rückweg nach Roseley Station.
Während der ganzen Zeit verhielt Cameron sich freundlich, aber zurückhaltend, und so beschloss Holly schließlich, den Vorfall zu vergessen.
Umso überraschter war sie, als er nach dem Abendessen plötzlich an ihre Zimmertür klopfte. Sie war gerade dabei, Noah zu wickeln, und wie selbstverständlich nahm er das Baby hoch, als sie fertig war. Er schmuste einen Moment mit ihm, legte ihn dann hin und deckte ihn fürsorglich zu.
»Und, hast du bereut, dass du mit nach Birdsville gefahren bist?«, fragte er scheinbar beiläufig, während er das Moskitonetz über der Wiege zurechtzog.
Hollys Herz begann zu klopfen. »Nein«, erwiderte sie aufrichtig und bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben, »es war … sehr schön.«
Cameron drehte sich um und schaute sie an, der Ausdruck in seinen Augen war nicht zu deuten.
»Das freut mich«, sagte er leise, »mir hat es auch gut gefallen.«
Irgendwie hatte Holly das Gefühl, dass es nicht nur um das Rennen und die übrigen Aktivitäten ging. Doch bevor sie sich darüber richtig klar wurde, war er bereits an der Tür und wünschte ihr eine gute Nacht.
»Gute Nacht«, murmelte sie irritiert.
Er verschwand, und sie ließ sich auf ihr Bett sinken. In was hatte sie sich da nur hineinmanövriert? War sie denn vollkommen verrückt geworden? Hatte sie nicht schon genug Schwierigkeiten? Und hatte sie nicht am eigenen Leib erfahren, wie solche Dinge enden konnten?
Zwar war Cameron nicht wie Eric, das spürte sie, aber sie würde sich trotzdem weitere Probleme einhandeln, wenn sie ihren Gefühlen nachgab.
Ein Kuss hatte gereicht, um ihre ganze Abwehr zum Erliegen zu bringen, und sie wollte sich lieber nicht vorstellen, wie verletzlich sie wäre, falls sie sich tiefer auf ihn einließe.
Nein, das durfte sie nicht zulassen, nicht noch einmal – es war Zeit, zu gehen.
Am anderen Morgen nach dem Frühstück saß Holly im Arbeitszimmer und durchforstete zum wiederholten Male die Angebote in den diversen Jobbörsen. Schließlich fand sie das Inserat eines Hotels in Melbourne, das ein Zimmermädchen suchte. Selbst wenn es nicht unbedingt das war, was ihr vorschwebte, beschloss sie, sich nach den Bedingungen zu erkundigen. Alles war besser, als noch länger hierzubleiben oder gar nach England zurückkehren zu
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