Outback
Waden- und Schienbeinbruch links.“ Sie drehte sich um.
„Wieso sollte plötzlich ein Frauenmörder einen Mann umbringen“, warf Paddy ein, „und wo ist der verdammte Kopf? Wie ich mitbekommen habe, waren Kopf und Kl amotten bei den anderen Fällen immer in der Nähe vergraben, hab ich Recht? Also , ganz ehrlich, ich würde Ihnen nicht raten, den ganzen Platz aufreißen zu lassen. Da hat Billy Henderson sicher was dagegen.“
Shane ärg erte sich, dass die Gerichtsmed i z iner in ihn so einfach hatte stehen lassen. Er wandte sich zu Paddy:
„Eins merken Sie sich: Ob Billy oder sonst i rgendjemand irgendetwas gegen die Art meiner Ermittlungen hat, ist mir verdammt egal. Der Parkplatz wird aufgerissen. Und zwar der ganze! “ Er sah sich um. „Und wo kann ich hier wohnen? Ich kann mich nicht entscheiden, Paddy, ob im Hilton oder im Hyatt. Was würden Sie mir empfehlen?“
„Die Zimmer im Pub sind ganz in Ordnung“, antwortete Paddy Dunegal trocken . Bestimmt, dachte Shane. Er konnte sie sich schon vorstellen.
Paddy drückte die Schwingtür des Coocooloora-Pubs auf. Countrymusik jammerte aus den Boxen, Spielautomaten fiepten, Männer mit Hüten lehnten an der Theke. Die Luft roch nach Fett, Zwiebeln, Zigaretten und Bier. Genauso hatte es sich Shane vorgestellt.
„Hi, Paddy! Das ist ja ´ne Geschichte, und das bei uns!“, rief die Frau hinter der Theke, eine blasse Mittfünfzigerin mit fettigem Haar.
„Der Fraue nkiller hier bei uns! Ich hab sch on den ganzen Tag ´ne Gänsehaut!“
„Hi, Kate!“ Dunegal hob die Hand zum Gruß. „Das war nicht der Frauenkiller, diesmal hat es einen Mann erwischt.“
„Oh, Gott, jetzt ist ja keiner von uns mehr sicher!“, Kate stieß einen lauten Seufzer aus, um dann gleich wieder sachlich zu fragen:
„Was darf es sein? Steaks oder Hamburger?“
„Für mich ´en Steak und ´en Bier , Kate . Den Hamburger hatte ich die letzten beiden Male. Man soll sich ja schließlich abwechslungsreich ernähren.“ Paddy klopfte auf seinen Bauch.
„Und für Sie?“, wandte sich Kate an Shane. „Sie sehen so aus, als hätten Sie was Kräftiges nötig. Die Steaks sind zart.“
„Das will ich hoffen!“, meinte Paddy lachend und ging zu einem Tisch, „letztes Mal sind mir beinahe die Zähne drin stecken geblieben. Das ist übrigens Detective Shane O’Connor, direkt aus Brisbane! Benehmt euch ´en bisschen , Leute , damit er keine sc hlimmen Gerüchte von uns Bushies in die Welt setzt.“
„Hallo, Detective!“, schnurrte Kate. „Also?“
„Ich nehm auch das Steak“, sagte Shane und Kate strahlte ihn an, „und eine Cola.“ Er setzte sich zu Dunegal an den Tisch .
„Diese ganze Stimmungsmache gege n das Cholesterin!“, fing Paddy an, „i ch sag immer, an irgendwas muss man ja sterben! Dann doch lieber an ´nem Herzschlag als an Krebs . “ Kate brachte die Getränke und Paddy nahm einen Schluck.
„Meine Frau hat stets drauf geachtet, dass ich nichts Falsches gegessen habe. Paddy, keine Steaks mehr!, hat sie gesagt, und die Pommes sind auch tabu! “ Er lachte kurz. „Dann ist sie zuerst gestorben – vor mir. Dabei war sie nie krank. Lung enkrebs.“ Er trank das Bier aus, „hat ihr Leben lang keine Zigarette angerührt.“ Er sah ins leere Glas und Shane fürchtete eine Lebensbeichte.
„Es hat nicht so lange gedauert, aber, wissen Sie, danach bin ich aus der Kirche ausgetreten. Wenn es einen Gott gibt, dann kan n er so ein L eid nicht zulassen.“ Paddy schüttelte den Kopf. „ Ach, reden wir von was anderem! Von fremden Toten. Fällt leichter.“
„Sind Sie s chon lang hier?“, fragte Shane.
„Das kann man wohl sagen. Letztes Jahr hatte ich mein fünfunddreißigjähriges Jubiläum.“
„Nie ´ne Versetzung?“
„Doch! B in schon rumgekommen, aber nachdem meine Frau tot war, wollte ich hierhin zurück. Tja, und seit sieben Jahren bin ich wieder hier. Gefällt mir hier. Ist alles meine Familie. Meine Tochter ist verheiratet und hat zwei Kinder. Mein Sohn studiert in Melbour ne Literatur. Haben Sie Kinder? Kate, noch ´n Bier – zwei Bier!“
„Nein, für m ich noch ´ne Cola“, sagte Shane und antwortete schneller als er wollte: „I ch habe eine Tochter, aber sie lebt bei ihrer Mutter.“ Shane registrierte Widerwillen, Paddy etwas über sein Leben zu erzählen.
„Hm, ja, ja, das ist schon was mit den Kindern. Da freut man sich , wenn sie größer werden und man ihnen was beibringen kann, und dann wollen sie nichts mehr von einem wissen,
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