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Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Titel: Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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die er mit beiden Armen umklammert hielt. Er erinnerte sich noch heute an jedes Wort, das sein Vater damals gesprochen hatte.
    »Das ist mein Sohn Oliver. Er ist neun Jahre alt. Wie Sie vielleicht wissen, habe ich die Leitung dieses Unternehmens von meinem Vater übernommen, und eines Tages dürfte Oliver sie wohl von mir übernehmen. Aber schon heute ist eines klar: Wenn ich ihn jetzt gleich dort unten ans Fließband stellen würde, dann würde er bessere Arbeit abliefern als Sie alle miteinander. Denn Sie sind faul und gierig und zu nichts zu gebrauchen. Sogar mein Sohn kann das sehen.«
    Mit einer Geste bedeutete er Oliver vorzutreten, doch der Junge war wie erstarrt. Schon drangen die ersten Schmährufe von unten herauf. Robert Felton schien sie nicht zu hören. Er packte Oliver an den Schultern und stieß ihn nach vorne ans Geländer.

    »Deshalb werden wir dieses Werk schließen. Mein kleiner Junge will nicht, dass ein Haufen renitenter Faulenzer sein künftiges Erbe vergiften. Er hat Ihre Kündigungen hier in dieser Aktentasche. Ich will, dass Sie sich in alphabetischer Reihenfolge aufstellen, falls das Ihre geistigen Fähigkeiten nicht übersteigt. Er wird Ihnen Ihre Papiere aushändigen, und Sie werden sich schön artig bei ihm bedanken. «
    Die drei Schlägertypen hatten einen offenen Aufstand verhindert, aber noch Wochen danach hatte Oliver einen glühend heißen Kopf bekommen, wenn er an den Abscheu dachte, den ihm diese Männer und Frauen entgegengeschleudert hatten, als sie vor ihm in der Schlange standen, gedemütigt und kochend vor Wut, und ihm die Umschläge aus den zitternden Händen rissen. Einer der Männer – ein Vorarbeiter mit dreißig Jahren Betriebszugehörigkeit – hatte ihm gedankt und ihm dann ins Gesicht gespuckt. Später hatte Oliver die Schreie des Mannes draußen auf dem Parkplatz gehört. Die Schläger hatten ihm beide Arme gebrochen, wie sein Vater auf dem Heimweg zugab – in einem Ton gespielter Missbilligung.
    Als Oliver jetzt das Nachbarhaus durch sein Teleskop beobachtete, wurde er von keinerlei Zweifeln geplagt, nicht an seinem Tun und auch nicht an der Persönlichkeit, die sein Vater zu formen geholfen hatte. In der Schule war er einsam und ängstlich gewesen, von den Mitschülern gnadenlos gequält und verspottet. Wenn der Voyeurismus zu seiner bevorzugten Methode geworden war, mit seinen Mitmenschen in Kontakt zu treten, dann wegen der Distanz und der Kontrolle über das Geschehen, die er dabei genoss. Er konnte sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt gefahrlos zurückziehen.
    Aber heute würde es keinen Rückzug geben.

    Heute hatte er den Jackpot geknackt.
    Er hatte das Haus im Auge behalten, aber niemanden sonst kommen oder gehen sehen. Dann hatte er seinen Blick über die Fenster wandern lassen und war auf den klassischen Traum aller Voyeure gestoßen: eine wunderschöne Frau, die frisch gebadet oder geduscht aus dem Bad kam und splitternackt durch das Schlafzimmer ging. Sie war eine junge Inderin mit makelloser hellbrauner Haut und schlankem, muskulösem Körperbau. Wenn er etwas zu bekritteln hatte, dann nur, dass ihre Brüste für seinen Geschmack ein wenig zu groß waren.
    Oliver sog die Konturen ihres Körpers in sich auf, als sie sich mit einem Handtuch abtrocknete. Sie war so nah, dass er die Poren ihrer Haut sehen konnte, die noch feucht glitzerte. So nah, dass er glaubte, sie riechen zu können, und gewiss auch nahe genug, um sie berühren zu können. Unbewusst bewegte sich seine freie Hand zum Fenster, um genau das zu tun.
    Langsam und liebevoll ließ er das Fernglas nach oben wandern, über ihre Brüste und ihren Hals. Noch besser als ihr Anblick war das Wissen, dass sie absolut nichts von seiner Existenz ahnte. Er hatte schon lange vermutet, dass es das war – die heimliche, verstohlene Intimität –, was den größten Kick brachte.
    Doch just als er sich der Vorfreude auf den Moment hingab, da er tief in ihre Augen blicken würde, war sie verschwunden. Sie huschte so blitzschnell aus dem Bild, dass er zusammenschrak. Oliver drehte das Fernrohr weg und ließ sich auf den Boden fallen, unsicher und erschrocken und zugleich erregt.
    Hatte sie ihn gesehen?

13
    Die Schlafzimmer von Dreamscape waren genauso luxuriös ausgestattet, wie Priya sie sich vorgestellt hatte. Obwohl zurzeit nicht bewohnt, war das Haus nach allen Regeln der Kunst eingerichtet. So gab es ein riesiges achteckiges Bett mit Leder-Applikationen und einem versenkbaren Fernseher am Fußende. Im

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