Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Titel: Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
Vom Netzwerk:
Vielleicht hatten sie sich schon so verändert, dass er sie gar nicht wiedererkennen würde.
    Nein. Er musste an dem Glauben festhalten, dass er seine eigenen Töchter immer wiedererkennen würde. Etwas anderes zu denken war gleichbedeutend damit, jede Hoffnung aufzugeben.
    Er spürte, dass Cassie ihn noch immer ansah.

    »Wie lange ist es her, dass Sie sie zuletzt gesehen haben? «
    »Ach, ich bitte Sie, Cassie.« Er hatte ihr nur widerstrebend von ihnen erzählt, nachdem sie ihn wochenlang hartnäckig bedrängt hatte. Cassie behauptete, sie habe es von Anfang an gewusst, seit sie gesehen hatte, wie er mit Jaden und Sofia umging. Einen geborenen Vater hatte sie ihn genannt und damit ungewollt Salz in seine Wunden gestreut.
    »Ich weiß, dass Sie sie vermissen«, sagte sie. »Wie lange ist es her?«
    »Fast drei Jahre.«
    »O Gott. Ich glaube, ich würde lieber sterben, als so lange …« Sie zuckte zusammen, tätschelte seinen Arm. »Tut mir leid. Ich wollte Ihnen nicht …«
    »Ist schon okay.«
    Die Autos vor ihnen setzten sich in Bewegung. Joe legte den Gang ein, und er wünschte, er hätte einfach das Gaspedal durchtreten und davonrasen können.
    »Es muss doch ihre Entscheidung sein. Also, zumindest die ihrer Mutter.«
    »Wieso sagen Sie das?«
    »Weil ich nicht glaube, dass Sie sie aus Ihrem Leben ausschließen wollen. Sie können unmöglich so herzlos sein. Anders als eine gewisse Person, die wir beide kennen. « Cassie blicke sich verstohlen um, in der Hoffnung, dass Jaden die Anspielung auf seinen abwesenden Vater nicht mitbekommen hatte. »Und ich bin sicher, dass sie gerne den Kontakt zu Ihnen halten würden, wenn sie könnten. Die meisten Mädchen vergöttern ihre Väter.« Sie wirkte selbst überrascht über das plötzliche Zittern in ihrer Stimme.
    »Vielleicht ist es niemandes Entscheidung«, meinte Joe. »Vielleicht sind es einfach nur die Umstände.«

    »Wie können die Umstände denn so schlimm sein?«
    »Das wollen Sie gar nicht wissen.« Er sagte es freundlich, aber mit genügend Nachdruck, um das Gespräch auf der Stelle zu beenden.
    Und eine Zeitlang blieb es auch still im Auto. Doch es war ein nachdenkliches Schweigen, bei dem man beinahe die kleinen Rädchen in Cassies Kopf schnurren hören konnte. Er stellte sich vor, wie sie alle möglichen Fragen formulierte und wieder verwarf. Er wünschte, er hätte es irgendwie erklären können, aber nicht einmal Angela Weaver hatte die ganze Geschichte zu hören bekommen. Wenn er es Cassie jemals erzählen würde, dann nur an dem Tag, an dem er aufhörte, für sie zu arbeiten. Dem Tag, an dem er ein neues Kapitel aufschlagen würde.
    Der Verkehr in ihrer Spur verlangsamte sich und kam zum Erliegen. Cassie räusperte sich und begann sehr vorsichtig: »Als Dean und ich uns getrennt haben – das war furchtbar. Richtig schmutzig. Wenn ich je wieder in so eine Situation geraten sollte, hoffe ich, dass ich besser damit umgehen kann. Das Wohl der Kinder muss doch vorgehen, nicht wahr?«
    Joe nickte, sagte aber nichts. Als er eine Lücke in der Überholspur entdeckte, sah er in den Spiegel, trat aufs Gas und wechselte schnell hinüber. So beschäftigt war er mit dem Verkehr und mit der elenden Zwickmühle, in der er steckte, dass mehrere Minuten vergingen, ehe er so richtig begriff, was Cassie ihm da gesagt hatte.
    Im Alter von neun Jahren hatte Oliver Felton eine komplette Belegschaft gefeuert.
    Sein Vater, damals noch neu im Geschäft, war eifrig darauf bedacht, sich dem Einfluss seines eigenen Vaters zu entziehen und dem Betrieb seinen Stempel aufzudrücken.
Er fing damit an, dass er eine Geschosshülsenfabrik in Sunderland schloss. Nachdem er eine Konkurrenzfirma in Spanien gekauft hatte, mussten nur noch die rund zweihundert britischen Mitarbeiter davon in Kenntnis gesetzt werden, dass ihre Dienste nicht länger benötigt wurden.
    Ohne dass er die anderen Geschäftsführer oder die Personalabteilung vor Ort informiert hätte, war Robert Felton eines Morgens mit einer Aktentasche voller brauner Umschläge und seinem kleinen Sohn im Schlepptau am Werk vorgefahren. In einem anderen Wagen trafen drei hünenhafte, finster aussehende Männer ein, deren Funktion Oliver erst später klar wurde.
    Sein Vater sprach von einer Metallbrücke hoch über dem Boden der Fabrikhalle zu den Arbeitern. Er stellte sich vor, während Oliver einen Schritt hinter ihm wartete, wie gelähmt von der Angst, die ihn instinktiv erfasst hatte, unter dem Kinn die schwere Aktentasche,

Weitere Kostenlose Bücher