Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
unmöglich zu identifizieren sein würde.
Als die Frau Joe erblickte, ließ sie Jaden abrupt los, und der Junge, der sich mit seinem ganzen Gewicht loszureißen versucht hatte, verlor das Gleichgewicht. Er fiel nach vorne und landete hart auf dem Bauch. Dabei glitten ihm mehrere kleine Gegenstände aus der Hand und kullerten über den Boden.
Süßigkeiten.
Die Frau rannte bereits davon. Joe wusste, dass er sie nicht verfolgen konnte, nicht mit dem heulenden Jaden zu seinen Füßen. Er hob den Jungen hoch und murmelte ein paar tröstende Worte, während sein Gehirn fieberhaft arbeitete. Die Süßigkeiten waren ein Hinweis auf eine geplante Aktion; einen gezielten Versuch, Jaden von seiner Mutter wegzulocken. Erst vor dem Modelzone -Geschäft und jetzt hier.
Aber warum? Und warum hatte die Frau so schnell aufgegeben? Mit ein bisschen mehr Mühe hätte sie Jaden ruhig halten und so die entscheidenden Sekunden gewinnen können, um ihn zu entführen.
Es gab nur eine einleuchtende Erklärung. Sie hatten es gar nicht auf Jaden abgesehen.
Das war nur ein Ablenkungsmanöver.
Von Jadens Geschrei angezogen, kam eine Verkäuferin herbeigeeilt. Joe taxierte sie in Sekundenschnelle und kam zu einer positiven Einschätzung. Eine Frau in mittleren Jahren, wahrscheinlich selbst eine Mutter, nach ihrer sorgenvollen Miene zu urteilen.
»Sie müssen kurz für mich auf ihn aufpassen«, sagte er und drückte ihr den Jungen in die Arme. »Ein Notfall in der Familie. Ich bin sofort zurück.«
Er rannte zurück zu der Abteilung, wo er sich von Cassie getrennt hatte, und stellte fest, dass der Laden so
gut wie leer war. Eine perfekte Gelegenheit zuzuschlagen.
Cassie war ziemlich genau da, wo er sie vermutet hatte. Sie war nicht weit gekommen. Der Anblick, der sich ihm bot, war auch nicht gänzlich überraschend.
Zwei Männer hatten sie in die Zange genommen. Der eine groß, der andere klein, aber beide gut durchtrainiert. Sie trugen Jeans, T-Shirts und Baseballkappen. Der Große hatte Cassie von hinten angefallen, er drückte ihr die Arme an den Körper und hielt ihr mit einer Hand den Mund zu. Sie konnte nicht schreien, gab aber ein gedämpftes Wimmern von sich, während sie sich wand und um sich trat und sich verzweifelt zu befreien suchte.
Der andere, kleinere Mann beugte sich über den Buggy und nestelte an dem Gurt herum, mit dem die total verängstigte, heulende Sofia festgeschnallt war. Offensichtlich hatten sie darauf gesetzt, dass das Ablenkungsmanöver ihnen genügend Zeit verschaffen würde. Unter normalen Umständen hätte man davon ausgehen können, dass Joe bei Jaden bleiben würde, um ihn zu trösten und vielleicht auch mit dem Sicherheitsdienst des Ladens zu sprechen, sodass mindestens eine oder zwei Minuten verstrichen wären, ehe er zu Cassie zurückkehrte. Reichlich Zeit, um sie zu überwältigen und mit ihrem eigentlichen Opfer zu verschwinden.
Als Joe auf sie zustürmte, hörte der Kleinere ihn kommen und richtete sich halb auf, als wüsste er nicht recht, wie er reagieren sollte. Durch die Bewegung kam er in Reichweite von Cassie, die blitzschnell austrat und ihn zwischen den Beinen erwischte. Er taumelte rückwärts, brachte es aber noch fertig, einen Warnruf auszustoßen.
Unterdessen musste der Große, als er sich umdrehte, um die Bedrohung einzuschätzen, seinen Griff gelockert
haben. Cassie kämpfte sich frei und warf sich mit einem schrillen Wutschrei auf den zweiten Mann, hämmerte mit den Fäusten auf seinen Kopf ein und stieß ihn von Sofia weg. Der Große vergaß sie und nahm eine Verteidigungshaltung ein, um sich Joe zu widmen.
Als Joe bis auf drei Meter herangekommen war, bremste er schlitternd ab. Ohne das Überraschungsmoment würde ein Angriff in vollem Lauf keinen Vorteil bringen. Im Gegenteil, der Schwung seiner Attacke würde wahrscheinlich sogar gegen ihn eingesetzt werden, besonders, wenn diese beiden ihr Handwerk verstanden.
Hinter ihm ertönte ein Ruf. Joe konnte es nicht riskieren, darauf zu reagieren, doch der Große musste damit gerechnet haben, dass er es tun würde. Er stürzte sich auf Joe und setzte zu einem rechten Schwinger an. Joe wich mühelos aus, doch mit dem folgenden Schlag hatte er nicht gerechnet – eine blitzschnelle Gerade in die Magengrube.
Er krümmte sich unwillkürlich, ging jedoch gleichzeitig in eine Vorwärtsbewegung über, rammte das Kinn des Mannes mit dem Kopf und ließ gleich eine Serie harter Handkantenschläge auf seinen Oberarm folgen, um ihm für
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