Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
weitere Boxhiebe die Kraft zu nehmen.
Wieder ein Ruf, laut und eindringlich. Joe merkte, wie der Große zurückwich; das Blut troff von seiner aufgeplatzten Lippe, und seine Sonnenbrille baumelte an einem Ohr. Er warf seinem Partner einen verunsicherten Blick zu. Cassie fauchte und kämpfte wie eine Besessene, bis sie einen Schlag ins Gesicht bekam und rücklings in einen Ständer mit Kleidern krachte.
Die beiden Angreifer machten kehrt und flüchteten zum hinteren Teil des Ladens, während im gleichen Moment zwei Männer vom Sicherheitsteam des Zentrums auf tauchten.
»Was ist passiert?«, fragte der eine.
»Sie haben versucht, uns auszurauben«, sagte Joe. Es war die logischste Antwort, und sie hatte den Effekt, dass die beiden Sicherheitsleute sich sofort an die Verfolgung machten, was Joe nur recht war.
Nach ein paar Schritten hielt derjenige, der gesprochen hatte, noch einmal kurz inne, um Joe zuzurufen: »Warten Sie dort!«
Joe nickte, obwohl er keineswegs die Absicht hatte, der Anweisung Folge zu leisten. Er half Cassie auf, strich ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und untersuchte sie eingehend. Auf ihrer Wange war der Ansatz eines üblen Hämatoms zu erkennen.
»Sonst alles okay?«
»Wo ist Jaden?«
»In Sicherheit. Aber wir müssen hier verschwinden.«
Während er es sagte, malte sich plötzlich Erleichterung in Cassies Zügen. Die Verkäuferin kam auf sie zu, und Jaden lief vorneweg. Er schlang die Arme um seine Mutter.
»Was ist hier los?«, fragte die Verkäuferin.
»Das wüsste ich auch gern«, antwortete Joe. Drüben am anderen Ende des Ladens entdeckte er ein Ausgangsschild. »Können wir von hier aus das Parkhaus erreichen?«
Die Verkäuferin nickte, doch ihre Miene war besorgt. »Ja, aber sollten Sie nicht …«
»Machen Sie sich um uns keine Gedanken. Vielen Dank noch mal.«
Er vergewisserte sich, dass Sofia immer noch festgeschnallt war. Das arme Mädchen schluchzte, war aber unverletzt. Joe packte den Buggy und marschierte los; Cassie und Jaden hielten sich dicht an seiner Seite. Falls Cassie ein Problem mit seiner Entscheidung hatte, nicht auf die Polizei zu warten, ließ sie es sich nicht anmerken.
Sie war wahrscheinlich nur heilfroh, hier rauszukommen, dachte er. Was ihm selbst Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass die Frau Jaden zum ersten Mal vor dem Spielzeugladen angesprochen hatte; das hier war also der zweite Versuch der Kidnapper. Und wenn sie gewillt waren, zwei Anläufe zu wagen, dann gab es keinen vernünftigen Grund zu der Annahme, dass sie es nicht noch ein drittes Mal versuchen würden.
20
Der Amerikaner lachte leise in sich hinein, doch es klang wenig amüsiert.
»Bobby Felton wohnt gerade mal zwei Häuser weiter von Ihnen, und da schleppen Sie mich eigens aus den Staaten hierher?«
»Unsere Überlegungen«, erwiderte McWhirter mit öligem Charme, »gingen dahin, dass Mr. Felton wohl momentan nicht so zugänglich wäre, wenn wir direkt an ihn herantreten würden.«
»Hm. Dann bin ich also ein Abgesandter, ja? Ein Mittelsmann. «
»Mehr als das«, versicherte Nasenko ihm. »Glauben Sie mir, Sie werden großen Nutzen aus dieser Sache ziehen.«
»Und was genau soll ich tun?«
»Wir sehen da eine ganze Reihe ungenutzter – äh, Marktchancen in Zentralasien«, sagte McWhirter. »Insbesondere in der Republik Kadschitistan.«
»Öl und Erdgas. Und gewisse Schürfrechte. Der neue Präsident ist ein alter Bekannter von mir.«
»Ja, hab schon gehört, dass Sie gute Beziehungen nach da drüben haben.«
»Aber wir brauchen auch andere Beziehungen. In Amerika und in Großbritannien. Wir müssen wissen, wie die Regierungen auf unsere Pläne reagieren werden. Und wir müssen sicher sein, dass wir in diesen Ländern einen Markt haben.«
»Und da kommen Bobby und ich ins Spiel?«
»Wir wissen, dass Mr. Felton enge Beziehungen zu einer Reihe von Schlüsselpersonen unterhält«, hörten sie McWhirter sagen, »und zwar nicht nur in der aktuellen Regierung, sondern, was noch wichtiger ist, in den Reihen der wahrscheinlichen Nachfolger.«
Nasenko fügte hinzu: »Die nächsten Parlamentswahlen in Großbritannien müssen bis spätestens Juni 2010 stattfinden. Eine neue Regierung wäre Felton äußerst willkommen, denke ich.«
Wieder eine Pause. Dann blaffte Travers: »Ist das alles, was Sie von ihm wollen?«
»Ich verstehe nicht …«
»Jedes Projekt, in das es sich zu investieren lohnt, braucht normalerweise ein gewisses Startkapital. Besonders, wenn es
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