Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Terry Fox hielt offenbar sehr viel davon und hatte selbst mehr oder weniger die gleiche Haltung eingenommen. Das galt
auch für Valentins Haushaltshilfe, Maria, die aufgehört hatte zu weinen und sogar das eine oder andere dünne Lächeln zustande brachte. Aber Valentin selbst war nach wie vor mürrisch und unkommunikativ; er starrte nur vor sich hin, als wäre er allein im Raum.
Seine männlichen Begleiter waren kaum besser. Der Amerikaner, Travers, murmelte pausenlos in seinen Bart – Gebete oder Flüche, oder vielleicht beides. Sein Fahrer, der sich als Pete Milton vorgestellt hatte, wirkte starr vor Schock und atmete mühsam durch seine gebrochene Nase. Der Bewacher hatte sich geweigert, ihm beim Stillen der Blutung zu helfen, die erst jetzt allmählich zu versiegen begann.
Wenn es einen Trost gab, dann war es die Tatsache, dass Valentins abscheulicher Leibwächter Juri durch Abwesenheit glänzte. Zwar hoffte Angela nicht direkt, dass sie ihn erschießen würden, aber sie musste feststellen, dass es sie nicht gerade in tiefe Trauer stürzen würde, wenn es so wäre.
Es war ein erschreckendes Eingeständnis, auch sich selbst gegenüber, und die Erkenntnis, dass sie sich so schnell von derart blutrünstigen Gefühlen hatte vereinnahmen lassen, ernüchterte sie.
Ist es das, was in uns allen zum Vorschein kommt, dachte sie, wenn der Lack der Zivilisation erst einmal abfällt?
Ein Fuß stieß gegen den ihren, und als sie aufblickte, sah sie, dass Terry Fox sie mit ernster Miene beobachtete. »Sie machen das wirklich ganz prima«, sagte er. »Ihr Mann wäre stolz auf Sie.«
Ehe Angela etwas erwidern konnte, führte ein anderes Bandenmitglied Oliver Felton in die Garage. Er schien unverletzt; der zerstreute, gequälte Gesichtsausdruck war allerdings nicht untypisch für ihn. Er war ein seltsamer junger
Mann; manche behaupteten sogar, er sei ernsthaft gestört. In all den Jahren, die sie schon Nachbarn waren, hatte Angela kaum ein Dutzend Worte mit ihm gewechselt.
Die Gefangenen mussten zur Seite rutschen, um Platz für den Neuankömmling zu machen. Oliver setzte sich zwischen Maria und Travers, direkt gegenüber von Terry und Angela. Wie Valentin nahm er keinerlei Notiz von ihnen, sondern senkte den Kopf und starrte grimmig auf den Boden.
Angela seufzte. Dieser junge Mann hatte in seinem Leben alle Chancen gehabt, und dennoch weigerte er sich resolut, irgendetwas aus sich zu machen. Sie konnte nicht vergessen, dass sie sich, als ihr eigener Sohn gestorben war, zu ihrer Beschämung gefragt hatte, ob Gott oder das Schicksal ihn nicht verschonen und statt seiner Oliver Felton hätte abberufen können.
Ein weiteres Bandenmitglied betrat die Garage. Wie die anderen war er maskiert, doch seine Bewegungen verrieten Hektik, ja Beunruhigung. Angela tat so, als habe sie nichts bemerkt, spitzte aber die Ohren, als der Neue sich an seinen Komplizen wandte, der Oliver gebracht hatte.
»Wo ist Manderson? Er geht nicht an sein Funkgerät.«
»Ist er nicht bei den Nasenkos?«
»Nein. Er ist spurlos verschwunden.« Der Mann senkte die Stimme, sagte noch etwas, drehte sich um und eilte hinaus.
Ein Problem? , fragte sich Angela. Und dann dachte sie: Gut.
Joe starrte die großen roten Zylinder an. Es waren sechs an der Zahl, jeder siebenundvierzig Kilo schwer und mit Propan gefüllt, wie man es zum Heizen benutzte. Das Zeug
war hochentzündlich. Joe hatte schon einmal mit eigenen Augen die Folgen einer Propangasexplosion gesehen, als bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Drogengangs eine ganze Häuserzeile in die Luft geflogen war.
Soweit er sich erinnern konnte, war damals weniger Gas im Spiel gewesen, als hier in den Flaschen vor ihm stand. Und nicht nur das – Terror‘s Reach war nicht an die Gashauptleitung angeschlossen. Das Gas musste vielmehr mit Lastwagen angeliefert und in großen, meist oberirdischen Tanks gelagert werden. Wenn diese Tanks explodierten, würde auf der Insel kein Stein auf dem anderen bleiben.
Die naheliegende Schlussfolgerung war, dass die Bande vorhatte, durch eine solche verheerende Explosion ihre Spuren zu verwischen. Aber das schien eine exzessive Lösung zu sein, die sorgfältige Planung und zusätzlichen Aufwand erforderte. Sie würden eine Zeitschaltuhr brauchen, einen Zünder und möglicherweise irgendeinen konventionellen Sprengstoff, um das Propan zu entzünden. Joes Instinkt sagte ihm, dass es einen anderen Grund dafür geben musste. Aber
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