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Owen Meany

Owen Meany

Titel: Owen Meany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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und fair – und etwas
einfallsreicher als Yale. Auch Harvard wollte seine Aufnahme um ein Jahr
hinausschieben; aber sie teilten ihm genauer mit, was sie unter einer
»sinnvollen Beschäftigung« verstanden. Owen sollte für die katholische Kirche
arbeiten – auf irgendeinem Gebiet; er könne bei der katholischen Fürsorge arbeiten,
er könne als eine Art [570]  Sozialarbeiter für
eine der katholischen Hilfsorganisationen tätig werden, er könne sogar für die
gleiche katholische Schule arbeiten, deren Heiligenstatue er zerstört hatte.
Father Findley von der St.   Michael’s School erwies sich als netter Mensch; er
verzichtete nicht nur darauf, Anzeige gegen Owen Meany zu erstatten – nachdem
er mit Dan Needham gesprochen hatte, bot er sogar an, Owen (bei der Aufnahme an
ein College) zu helfen, so gut er konnte.
    Selbst einige katholische Schüler hatten sich für Owen eingesetzt.
Buzzy Thurston – der bei jenem Baseballspiel vor Owen mit Schlagen an der Reihe
gewesen war und eigentlich das Spiel hätte beenden müssen – selbst Buzzy
Thurston setzte sich für Owen ein, sagte, Owen hätte es »schwergehabt«, Owen
hätte durchaus seine Probleme. Direktor White und Chief Ben Pike waren voll und
ganz dafür, Owen wegen des Diebstahls und der Verstümmelung von Maria Magdalena
»fertigzumachen«. Doch die St.   Michael’s School und Father Findley verziehen ihm.
    Dan meinte, Father Findley kenne »die Familie« und habe großes
Verständnis gezeigt, als ihm klar wurde, wer Owens Eltern waren – er hatte
schon mit den Meanys zu tun gehabt; und obwohl er sich nicht im einzelnen
darüber ausließ, was er nun mit ihnen »zu tun« gehabt hatte, sagte Father
Findley, er werde tun, was er könne, um Owen zu helfen. »Ich werde auf keinen
Fall etwas unternehmen, was ihm schaden könnte!« sagte Father Findley.
    Dan Needham sagte Owen, daß der Vorschlag von Harvard gut sei.
»Viele Katholiken vollbringen gute Werke«, sagte Dan. »Guck dir doch mal ein
paar von diesen guten Werken an!«
    Eine Zeitlang glaubte ich, Owen würde auf den Vorschlag von Harvard
eingehen – »DEN KATHOLENHANDEL «, wie er es
nannte. Er ging sogar zu Father Findley; doch es schien ihn zu verwirren, wie
sehr sich Father Findley um ihn sorgte. Vielleicht mochte Owen
Father Findley; das könnte ihn ebenfalls verwirrt haben.
    Schließlich lehnte er » DEN
KATHOLENHANDEL « ab.
    [571]  »MEINE ELTERN
WÜRDEN DAS NIE VERSTEHEN«, sagte er. »AUSSERDEM
WILL ICH AN DIE UNIVERSITY OF NEW HAMPSHIRE – ICH WILL BEI DIR BLEIBEN, ICH
WILL DAHIN GEHEN, WOHIN DU GEHST«, sagte er zu mir.
    »Aber da kriegst du kein Stipendium«, rief ich ihm in Erinnerung.
    »MACH DIR DARÜBER MAL KEINE SORGEN «,
meinte er. Zunächst erzählte er mir nicht, wie er bereits an ein »Stipendium«
für diese Uni gekommen war.
    Er ging ins Rekrutierungsbüro der US -Army
in Gravesend; das Ganze wurde »in der Familie« geregelt, wie man in New
Hampshire sagt. Dort wußten sie schon, wer er war – der beste Absolvent der
Gravesend Academy, auch wenn er von dort kein Abschlußzeugnis bekommen hatte.
Er war an der University of New Hampshire zugelassen worden – auch das wußten
sie; sie hatten darüber gelesen, im Gravesend Newsletter. Obendrein war er stadtbekannt;
obwohl er nicht dabeigewesen war, hatte er die Abschlußfeier der Academy
nachhaltig gestört. Was die Herstellung und den Verkauf der gefälschten
Wehrpässe anging, so wußten sie, was es damit auf sich hatte: Dabei ging es um
Alkohol – das war keine Respektlosigkeit gegenüber der amerikanischen Armee,
das wußten sie natürlich. Und welcher vitale junge Amerikaner gestattete sich
nicht gelegentlich ein bißchen Vandalismus?
    Und so bekam Owen Meany sein »Stipendium« für die University of New
Hampshire; er meldete sich fürs Reserveoffiziersausbildungscorps – das » ROTC «; weiß noch jemand, was das war? Man ging auf
Kosten der US -Army an die Uni und belegte dort ein
paar Kurse in den Militärwissenschaflen, die die Armee anbot – Taktik,
Waffentechnik, Logistik, nichts Dramatisches. Im Sommer nach dem ersten
Studienjahr mußte man zur Grundausbildung – die üblichen sechs Wochen. Und bei
Beendigung des Studiums erhielt man einen Offiziersgrad; man beendete das [572]  Studium als Second Lieutenant der United States Army – und schuldete seinem Land vier Jahre aktiven Dienst plus zwei Jahre Dienst
als Reservist.
    »WAS KANN DARAN SCHON SCHLIMM SEIN?« fragte Owen Meany Dan und mich. Als er uns

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