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Owen Meany

Owen Meany

Titel: Owen Meany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Kleintransporter, ich in
meinem Käfer hinterher – zur Ambulanz des Gravesend Hospital. Es war ein
ruhiger Abend – weder Sommer noch Wochenende – deshalb brauchten wir nicht
lange zu warten. Es gab eine Diskussion darüber, wie er für die Behandlung zu
zahlen gedenke.
    »UND WENN ICH NICHT BEZAHLEN KANN?« fragte
er. »HEISST DAS DANN, DASS ICH NICHT BEHANDELT WERDE?«
    Ich war erstaunt, daß er keine Krankenversicherung hatte;
offensichtlich hatten sie keine Familienversicherung, und er hatte nicht mal
den geringen Beitrag für die studentische Krankenversicherung entrichtet.
Schließlich sagte ich, sie sollten die Rechnung an meine Großmutter schicken;
jeder wußte, wer Harriet [663]  Wheelwright war – selbst die Sekretärin in der Ambulanz –, und nach einem Anruf bei meiner
Großmutter wurde diese Zahlungsweise akzeptiert.
    »WAS FÜR EIN LAND !« sagte Owen Meany,
während ein nervös aussehender Arzt – kein Amerikaner – ihm die Unterlippe mit
vier Stichen nähte. » WENIGSTENS BIN ICH BEI DER ARMEE KRANKENVERSICHERT.«
    Owen sagte, er schäme sich, Geld von meiner Großmutter anzunehmen – »SIE HAT MIR SCHON MEHR GEGEBEN, ALS ICH VERDIENE !«
Doch als wir in unserem Haus in der Front Street ankamen, standen wir vor einem
anderen Problem.
    »Grundgütiger Himmel!« sagte meine Großmutter. »Du bist in eine Schlägerei geraten!«
    »ICH BIN BLOSS DIE TREPPE RUNTERGEFALLEN«, sagte
er.
    »Lüg mich nicht an, Owen Meany!« schalt sie ihn.
    »EIN PAAR HALBSTARKE HABEN MICH AM STRAND VON HAMPTON
BEACH ANGEGRIFFEN«, sagte Owen.
    »Lüg mich nicht an!« wiederholte Großmutter.
    Ich konnte sehen, daß Owen zu erraten versuchte, wie es auf meine
Großmutter wirken würde, wenn er ihr erzählte, ihre Enkelin Hester habe ihn
vermöbelt; von ihrer Kotzerei einmal abgesehen, war Hester in Großmutters
Gegenwart immer verhältnismäßig ruhig.
    Owen deutete auf mich. » ER HAT ES GETAN «,
sagte er.
    »Grundgütiger Himmel!« meinte Großmutter. »Du solltest dich schämen,
Johnny!«
    »Ich hab es nicht gewollt«, verteidigte ich mich. »Es war keine ernsthafte Schlägerei – wir haben nur ein bißchen
rumgebalgt.«
    »ES WAR DUNKEL«, erklärte Owen Meany. »ER KONNTE MICH NICHT GUT SEHEN.«
    »Trotzdem solltest du dich schämen!« rügte mich Großmutter.
    »Ja«, erwiderte ich.
    Dieser kleine Scherz schien Owens Laune zu heben. Meine [664]  Großmutter bediente ihn von vorne bis hinten – Ethel wurde gerufen und mußte ihm im Mixer etwas Nahrhaftes zusammenmischen;
eine frische Scheibe Ananas, eine Banane, etwas Eis und ein wenig Bierhefe.
»Etwas, das der arme Junge mit dem Strohhalm trinken kann!« sagte meine
Großmutter.
    »DIE BIERHEFE KÖNNEN SIE WEGLASSEN«, meinte
Owen Meany.
    Nachdem meine Großmutter zu Bett gegangen war, sahen wir uns noch
den Spätfilm an, und Owen neckte mich wegen meines neuen Rufes als Schläger.
Der Spätfilm war mindestens zwanzig Jahre alt – Betty Grable in Moon over Miami. Musik und Kulisse erinnerten mich an das
›Orange Grove‹ und an meine Mutter, die dort als »Lady in Red« gesungen hatte.
Wahrscheinlich würde ich niemals mehr darüber herausfinden, dachte ich.
    »Erinnerst du dich noch an das Stück, das du mal schreiben
wolltest?« fragte ich Owen. »Über den Nachtclub – über die ›Lady in Red‹?«
    »KLAR DOCH. DU WOLLTEST NICHT, DASS ICH ES TUE«, meinte
er.
    »Ich dachte, du hättest es vielleicht trotzdem gemacht«, sagte ich.
    »ICH HAB ANGEFANGEN – EIN PAARMAL«, erzählte
er. »ES WAR SCHWIERIGER, ALS ICH DACHTE – SICH EINE
GESCHICHTE AUSZUDENKEN.«
    Carole Landis spielte in Moon over Miami und Don Ameche; erinnert sich noch jemand an diesen Film? Es geht um eine Jagd
nach Ehemännern in Florida. Nur der Schein des Fernsehers beleuchtete Owens
Gesicht, als er sagte: » DU MUSST DEN DINGEN NACHGEHEN – WENN DIR AN ETWAS
LIEGT, MUSST DU DIE DINGE BIS ZUM ENDE VERFOLGEN. ICH WETTE, DU HAST NICHT MAL
IM TELEFONBUCH VON BOSTON NACHGESCHAUT, OB ES EINEN BUSTER FREEBODY GIBT.«
    »Der Name ist doch nicht echt«, wandte ich ein.
    [665]  »ES IST DER
EINZIGE NAME, DEN WIR KENNEN«, gab er zurück.
    »Nein, ich hab nicht nachgesehen«, gab ich zu.
    »SIEHST DU?« meinte er. »ES GIBT NÄMLICH EIN PAAR FREEBODYS – ABER KEINEN ›BUSTER‹«, sagte
er.
    »Vielleicht ist ›Buster‹ nur ein Spitzname«, überlegte ich – jetzt
war mein Interesse geweckt.
    »KEINER DER FREEBODYS, MIT DENEN ICH GESPROCHEN HABE,
HATTE JE WAS VON EINEM

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