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Owen Meany

Owen Meany

Titel: Owen Meany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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DER
TELEFONZENTRALE IMMER. TYPISCH ARMY: ICH HAB ZWEI STUNDEN, UM MEINE SACHEN ZU
PACKEN, UND IN NULLKOMMANICHTS BIN ICH IN KALIFORNIEN. ICH FLIEG MIT ’NER
ARMEEMASCHINE NACH TUCSON, UND DA NEHM ICH EINE LINIENMASCHINE NACH OAKLAND – GLEICH MORGEN FRÜH. DER RÜCKFLUG VON SAN FRANCISCO NACH PHOENIX IST FÜR
ÜBERMORGEN GEBUCHT – DER JUNGE WAR EIN WARRANT OFFICER, EIN
HUBSCHRAUBERPILOT. DAS BEDEUTET IM NORMALFALL, DASS ER ABGESTÜRZT UND VERBRANNT
IST – WENN DAS WORT »HUBSCHRAUBER« FÄLLT, KANN MAN DAVON AUSGEHEN, DASS DER
SARG DICHT IST.
    KÖNNEN WIR UNS IN PHOENIX TREFFEN?« fragte
er mich.
    [800]  »Uns in Phoenix treffen? Warum? « fragte ich zurück.
    »WARUM NICHT ?« entgegnete
Owen. »DU HAST DOCH NICHTS BESONDERES VOR, ODER?«
    »Hm, das nicht«, gab ich zu.
    »UND DEN FLUG KANNST DU DIR AUCH LEISTEN, ODER?«
    »Hm, das schon«, gab ich zu. Dann erklärte er mir, wie ich fliegen
mußte – er wußte genau, wann meine Maschine in Boston startete und wann ich in
Phoenix ankam; ich würde etwas früher da sein als er mit seiner Leiche aus San
Francisco, aber ich würde nicht lange warten müssen. Ich konnte ihn vom
Flugzeug abholen, und dann hatten wir Zeit füreinander; er hatte uns bereits
ein Zimmer in einem Motel gebucht – »MIT
AIR-CONDITION, FERNSEHEN UND EINEM GROSSEN SWIMMINGPOOL. DANN MACHEN WIR EINEN
DRAUF !« versicherte mir Owen; er hatte bereits alles organisiert.
    Der geplante Beerdigungstermin war bereits geplatzt, weil die Leiche
schon zwei Tage Verspätung hatte. Die Angehörigen des verstorbenen Warrant Officer, Familienmitglieder aus Modesto und Yuma,
mußten in Phoenix warten – bis in alle Ewigkeit, wie ihnen wohl schien. Mit dem
Bestattungsinstitut hatte man erst Vereinbarungen getroffen, dann alles wieder
umgeworfen, um schließlich wieder neue Vereinbarungen zu treffen; Owen kannte
den Bestatter und den Priester – »DAS SIND RICHTIGE ARSCHLÖCHER:
STERBEN IST FÜR DIE NUR EIN GESCHÄFT, UND WENN NICHT ALLES GENAU NACH PLAN
LÄUFT, MECKERN UND SCHIMPFEN SIE IN EINEM FORT AUF DIE ARMY UND MACHEN FÜR DIE
ARMEN ANGEHÖRIGEN ALLES NUR NOCH SCHLIMMER.«
    Die hatten anscheinend eine Art »Leichenpicknick« geplant; es war
bereits der dritte Tag. Owen war sich ziemlich sicher, daß er nichts weiter zu
tun brauchte, als die Leiche in die Leichenhalle zu bringen; der
Hinterbliebenenbetreuungsoffizier – ein ROTC -Professor
von der Arizona State University, ein Major, den Owen ebenfalls kannte – hatte
Owen gewarnt, die Familie sei so schlecht [801]  auf
die Armee zu sprechen, daß sie wahrscheinlich keinen Wert auf eine
Militäreskorte beim Begräbnis legen würde.
    »ABER GANZ SICHER WEISS MAN DAS NIE«, erklärte
mir Owen. »WIR WARTEN EINFACH AB UND ENTSCHEIDEN DANN NACH
GEFÜHL – AUF ALLE FÄLLE SCHAUEN DABEI EIN PAAR FREIE TAGE FÜR MICH RAUS. WENN
SO ’NE SCHEISSE PASSIERT, IST DAS IMMER EINE GELEGENHEIT, DER GARNISON EIN PAAR
TAGE FERNZUBLEIBEN. ICH ERZÄHL DENEN EINFACH, DASS ICH NOCH IN PHOENIX BLEIBEN
MUSS – ›AUF WUNSCH DER FAMILIENANGEHÖRIGEN‹, SO STELL ICH ES DAR. MANCHMAL, JA
SOGAR ZIEMLICH OFT, WILL DIE FAMILIE TATSÄCHLICH, DASS MAN NOCH EIN WENIG BEI IHNEN BLEIBT.
ALSO, AUF ALLE FÄLLE WERD ICH JEDE MENGE ZEIT HABEN, UND DIE KÖNNEN WIR
GEMEINSAM VERBRINGEN. ICH HAB DIR JA SCHON GESAGT, DAS MOTEL HAT EINEN TOLLEN
SWIMMINGPOOL; UND WENN’S NICHT ALLZU HEISS IST, KÖNNEN WIR EIN BISSCHEN TENNIS
SPIELEN.«
    »Ich kann nicht Tennis spielen«, rief ich ihm in Erinnerung.
    »WIR MÜSSEN JA AUCH NICHT
TENNIS SPIELEN«, meinte Owen.
    Mir schien es eine ziemlich weite Reise für die paar Tage. Außerdem
schien mir, daß die genaueren Umstände des Leichenbegleitgeschäfts – im Falle
dieser speziellen Leiche – nicht nur ein wenig vage waren, sondern völlig im
Ungewissen lagen. Doch es gab keinen Zweifel: für Owen war es sehr wichtig, daß
wir uns in Phoenix trafen, und er klang sogar noch aufgeregter als gewöhnlich.
Ich dachte, er brauchte wohl Gesellschaft; und wir hatten uns seit Weihnachten
nicht mehr gesehen. Schließlich war ich noch nie in Arizona gewesen – und war,
wie ich gestehen muß, damals auch ziemlich neugierig, mal etwas von seiner
Rückführungsarbeit mitzukriegen. Ich kam nicht darauf, daß der Juli nicht
gerade der geeignetste Monat für einen Aufenthalt in Phoenix ist – doch was
wußte ich schon?
    »Klar, machen wir’s so – klingt, als ob’s lustig wird«, sagte ich zu
ihm.
    [802]  »DU BIST MEIN
BESTER FREUND«, entgegnete

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