P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
doch nicht, ich sage nur … Hör zu, Liebes, das hier tut weder dir noch Seth gut. Was du jetzt brauchst, ist, nach Hause fahren und schlafen, und morgen, wenn Seth Zeit hatte, sich von der Operation zu erholen …«
»Aber was, wenn er sich nicht erholt?«, flüsterte Alex. »Was, wenn die Verletzungen zu schwer sind? Ich weiß sehr wohl, was für einen Schaden so ein Sturz anrichten kann. Wir haben mal in einer Sendung über so was berichtet.«
Neun von zehn Malen endete ein Sturz von der Brücke wenn nicht mit dem unmittelbaren Tod, dann ganz sicher mit einem sehr langsamen und schmerzhaften. Der einzige Überlebende von den zehn hatte schwerste Verletzungen und litt unvorstellbar.
Selbst wenn Seth es also wie durch ein Wunder schaffte, das hier zu überstehen, auf was für ein Leben konnte er sich dann freuen? Er konnte gelähmt sein oder für immer behindert … und alles nur, weil sie sich nie darum geschert hatte, ihm zuzuhören oder ihn ernst zu nehmen.
»Lass uns einfach abwarten, ja? Ich werde die Schwestern bitten, uns sofort anzurufen, wenn er herauskommt. Dann rufe ich Richard an und höre, wie es aussieht.«
Alex musste sich fragen, was passiert wäre, wenn Jon der diensthabende Chirurg gewesen wäre, als Seth eingeliefert wurde. Sie war sich nicht sicher, wie sie sich fühlen würde, wenn das so gewesen wäre. Der Mann, den sie nun liebte, versuchte das Leben desjenigen zu retten, mit dem sie noch verheiratet war?
Es war ein verrückter und sinnloser Gedanke, und Alex wusste nicht, warum sie überhaupt darauf kam. Jon hätte sich genauso bemüht wie alle anderen, Seth zu retten, das wusste sie ohne jede Frage. Und sie hoffte nur, dass, wer immer ihn jetzt operierte, alles möglich machte, um ihn am Leben zu halten.
Er musste doch durchkommen, oder? Solange sie ihn kannte, hatte Seth Gefahr und Aufregungen genossen, zur Hölle, der Kerl würde jeden Tag seines Lebens dem Tod gegenüberstehen, wenn er könnte.
Sie lächelte schwach und dachte wieder daran, wie er bei dem Rodeo auf dem Bullen herumgehüpft war. Er war so glücklich … so lebhaft und dynamisch. Jemand, der praktisch das Leben bis zum Letzten verschlang, konnte doch nicht einfach so ausgeblasen werden?
Jon versuchte immer noch, sie zu überreden. »Alex, bitte, lass mich dich nach Hause bringen.«
»Nein.« Sie ging direkt zurück Richtung OP. »Ich gehe nirgendwohin.«
31. Kapitel
Z wei Tage später war Seth immer noch bewusstlos.
Nach dem, was Jon berichtete, hatten die Ärzte alles, was sie konnten, während der OP getan, und auch wenn Gott sei Dank kein lebenswichtiges Organ durch den Sturz größeren Schaden genommen hatte, konnten sie sich wegen der Prognose nicht sicher sein, bis er wieder bei Bewusstsein war.
»In der Zwischenzeit können wir nur abwarten«, sagte der Arzt. Leonie konnte sich vorstellen, wie schwer so etwas für Alex war.
In dieser ersten Nacht hatte Alex widerstrebend Seth’ Familie angerufen, um die schlechten Nachrichten mitzuteilen, und war das ganze Wochenende vor der Intensivstation auf und ab gegangen, hatte gehofft und gebetet, er möge durchkommen, und Leonie wusste, dass sie sich immer noch die Schuld gab an dem, was passiert war.
Und sie wusste auch, dass das für heute geplante Treffen mit Helena Abbott das Letzte war, was ihre Freundin tun wollte, doch sie konnte es nicht einfach verschieben, nicht, wenn die Frau extra aus Santa Barbara anreiste, um sie zu treffen.
»Ich könnte doch alleine hingehen«, schlug Leonie vor. »Du brauchst das jetzt wirklich nicht zu allem anderen, was vorgeht.«
Alex schüttelte den Kopf. »Das ist egal. Ich kann doch nichts anderes tun, als dasitzen und warten, dass seine Familie herkommt. Himmel, wenn schon sonst nichts, hilft es mir vielleicht, mich eine Zeitlang von dieser gottverdammten Situation abzulenken.«
»Wenn du dir sicher bist.«
Da sie ihre Freundin kannte, glaubte Leonie zu wissen, warum Alex eine Ablenkung brauchte. Sie war eine Frau der Tat, jemand, der stets alles unter Kontrolle haben musste, und all dieses Warten auf Neuigkeiten machte sie verrückt.
Alex hatte zugestimmt, Helena um drei am Union Square zu treffen, und die Bar am Rande der Plaza vorgeschlagen, doch da die Cable Cars, die dorthin fuhren, voller waren als erwartet, kamen sie etwas später dort an.
»Halte Ausschau nach einer Frau mit einer hellrosafarbenen Jacke und einem lilafarbenen Schal«, sagte Alex zu Leonie, als sie die Stufen zur Plaza hinaufeilten.
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