P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
Alex’ bester Versuche schienen sie nun in eine echte Sackgasse geraten zu sein, einen von beiden zu finden. Unwillkürlich hatte sie nur widerstrebend weitere der Briefe gelesen, sobald Alex vorgeschlagen hatte, die Sache auf sich beruhen zu lassen, doch gleichzeitig war es schwer zu widerstehen.
Hatte ihre Freundin recht?, fragte sie sich nun. Sollten sie das Ganze einfach bleiben lassen und den Versuch aufgeben, das Paar wieder zusammenzubringen?
Schließlich wusste Leonie besser als die meisten, dass es Situationen gab, die man einfach nicht klären konnte, dass manche Taten nicht ungeschehen gemacht werden konnten. Und zum x-ten Mal seit alledem wünschte sie, sie hätte die Geistesgegenwart besessen vorauszusehen, was auf sie und Adam zukam.
Vor allem, als wirklich alles zu bröckeln begann …
Dublin – neun Monate vorher
Es war an einem Donnerstagabend, und Leonie war später als sonst nach Hause gekommen, da sie sich spontan zu einem abendlichen Einkaufsbummel in der Stadt entschlossen hatte.
Als sie die Wohnung betrat, war sie verwundert, wie ruhig alles war. Obwohl Adam normalerweise lange nach ihr von der Arbeit heimkam, hatte sie ihm vorhin eine SMS geschickt, um ihm mitzuteilen, dass es heute ein wenig später bei ihr werden würde und er deshalb bitte schon anfangen sollte, das Abendessen vorzubereiten. Doch es schien, dass er noch nicht zurück war, da im Wohnzimmer die Rollläden heruntergelassen waren, und Leonie glaubte, sie habe wohl vergessen, sie zu öffnen, bevor sie am Morgen aus dem Haus gegangen war.
»Hi.« Die Stimme ertönte so unerwartet, dass sie zusammenfuhr.
»Adam, Mensch, du hast mich zu Tode erschreckt!«, rief sie lachend, erkannte aber fast sofort, dass etwas nicht stimmte. Adam saß steif auf dem Sofa und starrte in die Ferne, das Zimmer lag praktisch im Dunkeln. »He, was ist los?« Sie ließ die Rollläden hoch, so dass das Abendlicht in den Raum strömte. Erst da erblickte sie sein Gesicht. »Adam?«, fragte sie nun besorgt. Er sah furchtbar aus. Sein Gesicht war aschfarben, und seine hellblauen Augen ließen das übliche Funkeln vermissen. Mein Gott, dachte Leonie entsetzt, ist er krank oder so?
»Hast du es nicht gehört?«, erwiderte er, und seine Stimme klang ausdruckslos und wie die eines Zombies.
»Was gehört?« Sie stand wie angewurzelt da und hatte Angst, sich zu rühren. »Was ist los, Adam, du machst mir Angst.«
»Es war heute Abend in allen Nachrichten. Ich dachte, du hättest es gehört.«
Bei diesen Worten empfand Leonie etwas wie Erleichterung. Nun, was immer das Problem war, es konnte nichts mit Krankheit zu tun haben. »Um ehrlich zu sein, ist es heute in der Arbeit ein bisschen zugegangen, ich habe mittags am Schreibtisch gesessen, und danach war ich einkaufen, deshalb …«
»Es geht um Microtel«, unterbrach er sie, und sie hörte, wie seine Stimme zitterte. »Sie sind weg.«
»Wie ›weg‹?«, fragte sie und runzelte die Stirn. »Wohin weg? Adam, das, was du sagst, ergibt keinen Sinn.«
Adam klang hölzern, und die Worte kamen nur langsam. »Das Unternehmen, bei dem ich die letzten sieben Jahre war, ist pleite. Sie haben heute Morgen ein Meeting einberufen, um uns zu sagen, dass sie in Konkurs gehen.« Er sah sie an, sein Gesicht war weiß. »Es ist alles aus, Lee. Seit heute Morgen bin ich offiziell arbeitslos.«
»Was?« Leonie war fassungslos. Das war wahrscheinlich das Letzte, was sie erwartet hätte. »Aber das können sie doch sicher nicht einfach so machen? Was ist mit einer Abfindung oder zumindest einer längeren Frist, um dir Zeit zu geben, was Neues zu finden …«
Er schüttelte den Kopf. »So läuft das nicht. Sie haben keine Verpflichtung, etwas für uns zu tun. Es ist vorbei, und mehr gibt es da nicht.«
Leonie sah ihn an und versuchte zu begreifen, was das bedeutete. Er hatte jahrelang bei Microtel gearbeitet, und was sie beide anging, hätte er das sein ganzes Leben lang getan. Seine gegenwärtige Position als Ingenieur war eine gehobene, und er bekam ein tolles Gehalt. Wie war das passiert?
»Ich begreife es nicht …«
»Ich zuerst auch nicht. Aber ich hatte den ganzen Tag, um mich dran zu gewöhnen, und glaube mir, es ist so. Ich habe keinen Job mehr.«
Sie setzte sich neben ihn aufs Sofa und legte die Arme um ihn. »Liebster, es tut mir ja so leid. Ich wünschte, du hättest mich angerufen …«
»Ich hatte einen Schock, Lee, wir alle. Du hättest die Gesichter heute Morgen bei dem Meeting sehen sollen.
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