Paarungszeit: Roman (German Edition)
ich ja, warum! –, wir bestellten in aller Eile das Aufgebot, erklärten den schon gebuchten Thailandurlaub zur Hochzeitsreise, und für ein paar Wochen – bevor mir klarwurde, dass ich in äußerst knapper Zeit etwas gegen meine Pinguinfigur tun musste – war ich glücklich. Trotzdem mied ich den Thread euer Antrag im Hochzeitsforum. Nachdem ich Berichte über die traumhaften Anträge von anderen gelesen hatte: Abende in Restaurants, ein angehender Ehemann, der das ganze Haus mit Blütenblättern schmückte, bevor er die Liebste fragte, eine Ballonfahrt, eine Woche in Paris … Nur quietschentchen war im McDonald’s gewesen: zwei chesbürgermenüs mit groser Cola, ein heiratsantrag *g*, und dan noch ein quiki in der tiefgerage. ^^ Den sie anscheinend auch höchst romantisch fand.
Ich räumte die Ordner wieder ins Regal und kehrte zum Bildschirm und zu Goldflossys Nachricht zurück. Sie habe, schrieb Goldflossy, angesichts der so ergreifenden Fischpaarung begriffen, dass sie es nicht länger in ihrer Ehe aushalte, sie werde Mike verlassen und allein für ihre Buntbarsche leben. Sie wolle Timo aber nicht weiter im Weg stehen. Eine geschiedene Frau an seiner Seite werde man ganz sicher nicht akzeptieren, weder in der Diözese noch in seiner Schule.
Liebster, du sollst wissen, dass ich dich nie nie, nie vergessen werde. Aber wir sollten einander nicht mehr in Versuchung führen. Dies ist meine letzte Nachricht. und damit du siehst, dass ich es vollkommen ernst meine, werde ich in einer halben Stunde meinen Account hier im Forum löschen. Goodbye forever. Dein Asselchen.
Eine Weile saß ich still, sah zu, wie Zopodil meditativ und tänzerisch Eier ins Schaumnest spuckte. Und plötzlich schwebten meine Finger über den Tasten, hoben und senkten sich. Ich, Susn Engler, schien gar nichts damit zu tun zu haben:
Liebstes Asselchen, bitte, verlass mich nicht! Auch ich kann dich nicht vergessen, und schon gar nicht unsere Nacht …
Einen Moment hielt ich inne: Ich hatte keine Ahnung, wie diese Nacht verlaufen war, ob sich Kampffisch-Superman, eingewickelt in den Duschvorhang, mit einem ganz und gar unfischigen Schrei auf sein Asselchen gestürzt oder sich eher so verhalten hatte, wie ich ihn kannte. Besser, ich beließ es bei diesen sehnsuchtsvollen, vielleicht Asselchens Erinnerung beflügelnden drei Pünktchen nach dem Wort Nacht. Außerdem musste ich mich beeilen, bevor Goldflossy ihren Account löschte.
Geliebtes Asselchen, ohne dich fühle ich mich schrecklich einsam, mehr als das, ich fühle mich ausgesetzt in unendlicher Schwärze, dunkel ists um mich und in mir wie in der Tiefsee, hier in den schwarzen Wassern meiner Seele bleibt mir nichts, als die Angel meiner Sehnsucht auszuwerfen, den Strahl meiner Hoffnung ins Dunkel zu schicken, auf dass er dich erfasse, mein Asselchen …
Hatte ich übertrieben? Timo neigte nicht unbedingt zu dieser Art von Poesie, jedenfalls nicht der Timo, den ich kannte. Egal, die Zeit lief ab, und obwohl ich Goldflossy-Asselchen nicht kannte, ahnte ich, sie würde entzückt sein, vor allem über das, was ich jetzt schrieb:
Mir ist jetzt und hier endlich klargeworden, dass ich nicht meinen Job über mein Leben bestimmen lassen kann. Heiraten werde ich nur aus Liebe und nicht wegen irgendwelcher Gebote unserer Kirchenväter oder meiner Eltern, deren glühendster Wunsch es ist, dass ich Beamter werde. Aber wie mein tapferer Zopodil werde ich mir meinen Weg durch das Labyrinth des Lebens erkämpfen müssen. Und ich hoffe auf eine ebensolche Belohnung, wie sie auch Zopodil erfahren durfte: die Belohnung einer vollendeten Paarung in ewiger, vollkommener Liebe.
Bitte, ruf mich an!
Forever yours, dein Kampffischlover
Ich drückte auf Senden, überzeugte mich, dass Goldflossy noch online war, dann klappte ich Timos Laptop zu und ging zurück ins Schlafzimmer. Draußen war es inzwischen vollständig dunkel, schwarz standen die Bäume, in stiller Andacht, über ihnen das Netz aus Sternen. Ich setzte mich an meinen Behelfs-arbeitstisch, öffnete die Ihajeflo-Datei und ließ mir Flügel wachsen.
Erst nach zwei Stunden blickte ich auf. Ob Goldflossy Timo schon angerufen hatte? Ob ich ihm nicht wenigstens eine SMS schicken sollte?
habe schluss gemacht, falls du es noch nicht gemerkt hast (asselchen), hoffe, es war in deinem sinne. zopo und den weibchen gehts gut, und danke für die liebeserklärung.
Das Telefon in meiner Hand verschwamm vor meinen Augen, jetzt erst kamen die Tränen. Ich
Weitere Kostenlose Bücher