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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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bis zum Bootssteg vor der Tauchschule, versuchte sich auf dem Rückweg sogar im Kraulstil, und als sie herausstieg, prickelte ihr ganzer Körper. Sonnenfunkeln im Garten ihrer Pension, auch an der Scheibe des großen Komfortzimmers, so hell, dass sie Lucien erst wahrnahm, als er die Balkontür öffnete. Er trug eine kurze Badehose, die knapp am Oberschenkelrand abschloss. Um die Schultern hatte er ein Handtuch geschlungen.
    »Cold?« Er lächelte, vollführte eine Schwimmbewegung.
    Sie lächelte ebenfalls.
    »Go … eini, you will see!«
    Wie damisch, jetzt fiel ihr das englische Wort für »hinein« nicht ein. Wie sollte er sie verstehen?
    »I mean, rein. Into. Into the water …« Sie zeigte auf den See, und er nickte.
    »Passtchó!«
    »Äh … wie? What?«
    Er konzentrierte sich, mit gerunzelter Stirn. »Pásstscho!«
    »Ah. Oui! Yes! Passt scho.«
    Eine Sekunde standen sie lächelnd voreinander, dann wurde er ernst, sagte einen französischen, sehr melodischen Satz, den sie nicht verstand, und ging an ihr vorbei Richtung See.
    Summend zog Therese sich in ihrer Wohnung an, holte ein Blech Apfeldatschi aus ihrem Café. Für die Petit Brotzeit, die sie gleich herrichten würde. Etwas reichhaltiger als gestern. Schwimmen machte hungrig! Im Vorbeigehen kontrollierte sie noch rasch die Plakate an der Stellwand auf dem Parkplatz. Sie klebten in scheinbar friedlichem Nebeneinander: I bin der Bürgermeister! Aufräumen – starke Arme für ein aufgeräumtes Neuenthal! und Tradition braucht Zukunft – Therese Engler. Darüber die springende Figur mit dem wippenden … Moment!
    Sie trat näher heran. Genau auf dem Busen der Figur klebte etwas. Etwas Rundes. Rot. Zuerst sah sie das Ausrufezeichen. Dann las sie die Aufschrift: Schluss mit dem Schweinkram! stand mitten auf ihrem Plakat, in großen, weithin lesbaren Lettern.

15.
    H e, du bist ja noch nicht mal angezogen! Sag bloß, du hast es vergessen!«
    Gina sah mich vorwurfsvoll an. Ihr Klingeln an der Tür hatte mich aus dem Schlaf gerissen, dem verdienten, gnädigen Schlaf nach viel zu vielen Tränen und sinnlosen Grübeleien. Verdammt! Heute war der Termin im Brautmodenladen in München! In aller Eile sprang ich unter die Dusche, versuchte gar nicht erst, meine Haare in irgendeine Form zu bringen, und schlüpfte in die erstbeste Garnitur Unterwäsche. Meine Jeans ließ sich überraschend leicht schließen, und auch mein T-Shirt schlotterte um Bauch und Hüften. Also hatte ich tatsächlich abgenommen. Vielleicht würde ich sogar ein Meerjungfraumodell anprobieren können. Für den Bruchteil einer Sekunde heiterte mich diese Vorstellung auf.
    Gina brachte mich dazu, ein Viertel eines Zwiebacks zu essen, auf den ich keinen Appetit hatte, beschwor mich, dass ich mich jetzt zusammenreißen müsse, und keine fünf Minuten später saßen wir in ihrem Auto, und Floh hechelte in unsere Nacken.
    »Sorry, Susn, ich kann ihn nicht zu Hause lassen. Sobald er mit den Papageien allein ist, hört er nicht auf, sie anzubellen. Stell dir vor, gestern hat er sie sogar durch die Wohnung gejagt«, erzählte Gina. »Ich verstehe einfach nicht, was er hat.«
    Ich verstand es. Im Moment nur zu gut. Mir drehte sich auch der Magen um beim Anblick eines glücklichen Paares.
    »Dabei sind Picco und Sissi so …«
    Von hinten ein drohendes Knurren.
    »Aus, Floh! Merkst du jetzt, wie neurotisch er ist? Schon ihre Namen machen ihn aggressiv.« Gina schloss ihr iPhone ans Radio an, drückte darauf herum. Rauschende Orgelklänge übertönten die samtweiche Männerstimme ihres Navigationsgerätes, die ihr immer wieder nahelegte, doch bitte nicht auf die Autobahn aufzufahren. Falls es ihr nichts ausmache, natürlich.
    »Hat sich inzwischen irgendetwas Neues ergeben, bei Timo und dir? Oh verdammt, Bruce, warum hast du mich nicht gewarnt?«
    Vor uns Warnblinkanlagen und Blaulicht, und Gina trat auf die Bremse, drückte auf ihrem Navi herum, dessen Samtstimme schnurrte, es könne keine Ausweichroute finden, sie müsse mit einer Wartezeit von ungefähr sechzig Minuten rechnen.
    Sechzig Minuten, in denen ich Gina immer wieder versicherte, nein, es habe sich nichts Neues ergeben. Ja, Timo wolle mich immer noch heiraten. Obwohl er zugegeben hatte, in Goldflossy verliebt zu sein.
    »Und sie sind einander wirklich noch nie begegnet?« Gina fuhr kopfschüttelnd einen halben Meter weiter, hielt vor den Rücklichtern eines Lasters.
    »Nein. Aber sie telefonieren.«
    »Braaav«, sagte eine sanfte Frauenstimme, und

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