Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Kiefer herum, die blauen Augen, die sich verhärten. Der Ausdruck ist unmissverständlich – es ist der Gesichtsausdruck eines Mannes, der eine Frau liebt, die ihn sitzen gelassen hat.
»Sagt dir das vielleicht was?«, fragt Boone. »Ein Einbruch bei Mr. und Mrs. Hedigan zu Hause in Torrey Pines, ungefähr vor drei Monaten. Vielleicht sollte ich mal hinfahren, bei den Hedigans klingeln und fragen, ob ihnen dein Name …«
»Nett, Boone, total nett«, sagt Mick. »Ich dachte, wir sind Freunde.«
»Eigentlich nicht«, sagt Boone. Meinen Freunden stecke ich keine Zwanziger zu, damit sie meine Fragen beantworten. Meine Freunde sind auch keine schmierigen Matinee-Callboys. »Hast du Tammy in letzter Zeit gesehen? Heute zum Beispiel?«
Mick schüttelt den Kopf. »Ich wünschte, ich hätte sie gesehen.«
Ja, denkt Boone. Von wegen »sagt mir nichts«. »Was heißt das?«
Micks Gesicht wird ganz weich und ernst. »Ich habe sie geliebt, Boone. Ich meine, ich habe die Scheißschlampe geliebt. Richtig geliebt , verstehst du?«
Er hatte sie im Silver Dan’s kennen gelernt. Sah sie tanzen und war gebannt, Mann. Bestellte einen Lapdance und bat sie um ein richtiges Rendezvous. Zu seiner Überraschung ließ sie sich drauf ein. Nach Beendigung ihrer Schicht traf er sich mit ihr bei Denny’s und lud sie zum Frühstück ein. Dann sind sie zu ihr nach Hause.
»Ich dachte, ich wüsste, was guter Sex ist«, sagt Mick. »Aber nicht mal annähernd.«
Er war wahnsinnig gerne bei ihr, sah sie einfach nur an. Diese grünen Katzenaugen, Mann, die könnte man stundenlang anstarren. Eines Abends sahen sie zusammen fern. Irgendeine Tiersendung lief, ein Dokumentarfilm über Leoparden, und Mick sah sie an und meinte: »Das sind deine Augen, Babe. Du hast Leopardenaugen.«
Ja, aber es war nicht nur der Sex, und es waren auch nicht nur ihre Augen – er war einfach wahnsinnig gerne mit ihr zusammen, Mann. Der ganze kitschige, romantische Scheiß aus den Liebesfilmen, an den er nie geglaubt hatte. Und jetzt fing Mick selbst damit an, Mann. Spaziergänge am Strand, Frühstück im Bett, Händchen halten, Gespräche – das ganze beschissene Programm
»Die hatte was auf der Pfanne, Mann«, sagt Mick. »Sie war witzig. Sie war …«
Mick sieht aus, als wollte er gleich weinen. Er guckt in seine Kaffeetasse, als lägen die Erinnerungen auf deren Grund.
»Und, was ist passiert?«
»Sie hat mich abgeschossen.«
»Wann?«
»Vielleicht vor drei Monaten«, sagt Mick. »Zuerst dachte ich, du weißt schon, scheiß auf die Schlampe, aber dann hat es mir echt zugesetzt, verstehst du? Ich hab sie verdammt noch mal sogar angerufen, Mann, hab Nachrichten auf ihren AB gequatscht. Sie hat nie zurückgerufen.«
»Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
»Ich wollte sie in ihrem neuen Club besuchen«, sagt Mick. »Aber sie hat dem Türsteher gesagt, dass er mich rausschmeißen soll. Im TNG bin ich PNG.«
»Wann war das?«
»Vor drei oder vier Tagen«, sagt Mick. »Keine Ahnung. Wie lang hab ich denn gesoffen?«
»Was ist passiert?«, fragt Boone.
»Was meinst du?«
»Ich meine, wenn ihr beide so verknallt wart und so«, sagt Boone. »Da muss doch was passiert sein.«
Auf die Antwort, die Mick ihm gibt, ist er nicht vorbereitet.
»Teddy D-Cup.«
Teddy D-Cup ist passiert.
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Teddy D-Cup.
Alias Teddy Cole. Dr. Theodore Cole, M.D., verbandsgeprüfter Schönheitschirurg.
Teddy D-Cup macht Titten.
Ja, na ja, er macht auch Nasen und Kinnpartien, Fettabsaugungen, Liftings und Bauchstraffungen, aber Titten sind Teddys Profitcenter, daher auch sein Spitzname.
Teddy ist der Michelangelo des Dekolletees. Seine Arbeit wird bei gesellschaftlichen Empfängen, an Stränden, auf Laufstegen, in Filmen, Fernsehsendungen und natürlich in Stripclubs ausgestellt, wo ständig immer noch schönere Brüste zu bewundern sind. Es sind Statussymbole, Prestigeartikel. Es ist schon so weit gekommen, dass Frauen damit prahlen, dass ihre »Titten von Teddy« sind.
Stripperinnen arbeiten jahrelang, bis sie die Kohle zusammenhaben, um sich von Teddy die Brüste machen zu lassen, obwohl das Gerücht umgeht, der gute Dr. Cole habe ein Stipendienprogramm für Mädchen eingerichtet, die er für besonders … äh … viel versprechend hält.
Zu denen laut Mick auch Tammy gehörte.
»Sie wollte mehr Holz vor der Hütte«, sagt Mick. »Ich hab ihr gesagt, dass sie das nicht nötig hat, dass sie umwerfend ist, aber du kennst ja die Frauen.«
Eigentlich nicht, denkt
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