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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Esalen-Institut kam mit einem Kopf voller Acid und Treuhandfonds hierher und kaufte den alten Bischofssitz auf den Klippen über den mitunter besten Breaks der gesamten Westküste.
    Er surfte nicht, hatte aber nichts dagegen, dass diejenigen, die es taten, die Treppe auf der Südseite seines Grundstücks nutzten, um zu dieser wunderbaren Welle zu gelangen. Dem großzügigen Mann zu Ehren – und weil sich das Institut für Selbsterkenntnis nicht die Mühe machen wollte, dies permanent zu dementieren – wurde der Strand unterhalb der Gebäudeanlage schon bald schlicht als »Shrink’s« bekannt.
    Zunächst war das Institut für Selbsterkenntnis ein Zufluchtsort der Hippies, später kamen die New-Age-Anhänger, um sich dort einzuquartieren, vegetarisch zu essen, Meditationsseminare und Yogakurse zu besuchen und sich selbst zu finden.
    »Was soll das eigentlich heißen?«, hatte Dave the Love God Boone eines Tages gefragt, als sie draußen vor Shrink’s am Line-up saßen, auf Wellen warteten und die kleinen Häuschen des ehemaligen Bischofssitzes betrachteten.
    »Mit Masturbation hat es nichts zu tun«, erklärte Sunny Hang Twelve.
    »Ich weiß nicht«, sagte Boone. »Ich denke, man tut’s einfach.«
    »Ja, aber was ?«, fragte Dave.
    »Egal was.«
    Dann kamen die Wellen und sie vergaßen die Frage.
    Boone war sich ohnehin nur vage dessen bewusst, dass der Laden überhaupt Institut für Selbsterkenntnis hieß. Er hatte den Ort immer nur als Shrink’s gekannt und sein Board wahrscheinlich hundert Mal die Holzstufen heruntergetragen, aber auf keinen Fall würde er sich je in einem Zimmer einquartieren, vegetarisch essen, Meditationsseminare belegen, an Yogakursen teilnehmen und sich sonst wie selbst finden.
    Zum einen konnte er sich die stolzen Zimmerpreise sowieso nicht leisten. Zum anderen neigte er nicht zur Besinnlichkeit. Und schließlich und überhaupt hatte er sich längst ganz gut gefunden.
    »Wenn sich eins über Boone sagen lässt«, hatte Sunny einmal bei einem feuchtfröhlichen Gelage im Sundowner außerhalb der regulären Öffnungszeiten verkündet, »dann, dass er weiß, wer er ist.«
    »Das stimmt«, sagte Boone. »Ich surfe, ich esse, ich schlafe, ich arbeite …«
    »Manchmal«, sagte High Tide.
    »Manchmal«, sagte Boone. »Und ab und zu – früher häufiger als heute – habe ich Sex. Und das ist schon alles.«
    Aber jetzt wünscht er, er wäre wenigstens einmal da drin gewesen, dann wüsste er, wie dort der Hase läuft, denn er ist sich ziemlich sicher, dass Tammy dort ist.
    Das Institut für Selbsterkenntnis hat sich einen sehr speziellen und lukrativen Kundenstamm erarbeitet.
    Es sind Menschen – ganz besonders berühmte Menschen –, die zu der Erkenntnis gelangt sind, dass ihrem inneren Selbst ein kleines bisschen Schönheitschirurgie ganz gut täte, und die einen Ort brauchen, an dem sie sich vor den neugierigen Blicken der Öffentlichkeit verstecken können, bis die Schwellungen abgeklungen, die blauen Augen verschwunden sind und sie sich mit ihren neuen Nasen, Brüsten, Gesichtern, Lippen, Bauchdecken, Ärschen oder allem zusammen wieder in die Welt hinauswagen können. Das ISE macht heutzutage also in erster Linie Geld, indem es Prominenten einen Kokon bereitstellt, in den sie sich zurückziehen können, bis ihr neues Selbst vollständig verheilt ist.
    Und das Institut schirmt seine Kunden gegen Paparazzi, Boulevardjournalisten und Neugierige beflissentlich ab. Der Gründer selbst hatte einst keine Zäune gegen die Surfer errichtet. Die neue Geschäftsführung aber ließ Mauern hochziehen, um die Gäste vor den Weitsichtlinsen der Paparazzi zu schützen. Oben auf den Mauern befinden sich Stacheldraht und Bewegungsmelder, falls jemand versuchen sollte darüberzuklettern. Kräftig gebaute Sicherheitskräfte patrouillieren um das Grundstück herum, und der Mann am Haupttor verweigert allen außer angemeldeten Gästen und dort beschäftigten Ärzten den Zutritt.
    Obwohl also Touristen und einheimische Besucher nach Herzenslust durch die Gärten spazieren dürfen, ist es ähnlich schwierig, in den privaten Teil der Anlage vorzudringen, wie die Mauern von Troja zu überwinden.
    Teddy darf einfach so hereinspazieren.
    Dr. Theodore Cole ist der Goldesel des Instituts für Selbsterkenntnis. Teddy schickt nicht nur Stripperinnen dorthin, damit sie sich von den Tittenvergrößerungen erholen; er schickt auch Hollywoodstars und Starlets, Trophäenfrauen aus Orange County, die sich ein bisschen

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