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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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geworden machte sie sich auf ins Erdgeschoss, wo ein Nachtlicht einen sanften grünen Schimmer auf einen großen Schreibtisch warf, hell genug, dass sie sich in den Räumen bewegen konnte, ohne weitere Lampen einzuschalten.
    In der Küche wusch sie sich am Spülbecken das Gesicht, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und blickte aus dem Fenster auf die Straße hinaus. Nichts. Aber er musste in der Nähe sein. Sie glaubte nicht, dass er sie jetzt allein lassen würde, nicht, nachdem er wie ein rettender Engel in die Stadt gefahren war und darauf bestanden hatte, dass sie nicht allein in ihrem Haus blieb. Außerdem hatte sie eben seine Stimme gehört – sie war ganz sicher. Sie spähte in die Dunkelheit, und aus den Augenwinkeln bemerkte sie eine Bewegung. Sasquatch bog um die Hausecke und trottete die Zufahrt entlang. Unter einem Baum blieb er sitzen und blickte erwartungsvoll auf. Sie erkannte den Umriss eines Mannes unter dem Baum … Nein, es waren zwei. Zwei. Einer von beiden musste Ty sein – sonst hätte der Hund anders reagiert.
    Samantha biss sich auf die Unterlippe. Ty und wer noch? Er hatte sich aus dem Bett gestohlen, um sich mit diesem Mann zu treffen. Einem Mann, von dem er ihr nichts gesagt hatte. Sie kniff die Augen zusammen, beugte sich über das Spülbecken und starrte in die Nacht hinaus, wo die zwei Männer unter Sprenkeln von Mondlicht die Köpfe zusammensteckten.
    Sie stützte sich auf der Arbeitsplatte ab. Mit wem unterhielt sich Ty so leise zu dieser frühen Morgenstunde? Was war so wichtig, dass es ihn aus dem Bett nach draußen trieb? Düstere Verdächtigungen sickerten in ihr Bewusstsein. Hatte die Polizei nicht darauf hingewiesen, dass sie keinem trauen durfte, schon gar nicht Männern, die sie kaum kannte?
    Aber Ty schien doch nur ihr Bestes zu wollen. Er war zum Sender gekommen, nicht nur einmal, sondern schon zweimal, er hatte geahnt, dass sie ihn brauchte. Er hatte darauf beharrt, sie nach Hause zu fahren, ihr Haus zu durchsuchen, für ihre Sicherheit zu sorgen. Deswegen war sie in dieser Nacht ja bei ihm geblieben. Oder steckte etwas anderes dahinter?
    War alles nur Theater gewesen?
    Sie erwog, nach draußen zu gehen und Antworten zu fordern, erlegte sich dann jedoch Zurückhaltung auf. Was immer er tat, würde schon seine Richtigkeit haben. Sie sollte ihm nicht misstrauen, sollte hier im Haus auf ihn warten, und wenn er schließlich geruhte zurückzukehren, konnte sie ihn noch immer fragen, was da vorging.
    Ausgeschlossen. Sie war zu überdreht. In ihrem Kopf überschlugen sich mögliche Erklärungen dafür, dass er sie allein im Bett zurückgelassen hatte – und keine wollte ihr einleuchten. Sie war so überreizt, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war; außerdem war es nicht ihre Art, geduldig zu warten und irgendeinen Mann über ihr Schicksal entscheiden zu lassen.
    Sie marschierte hinüber in den Wohnbereich, in der Absicht, hinauf ins Obergeschoss zu laufen, sich anzuziehen und zurück nach Hause zu eilen, wo sie hingehörte, doch auf dem Weg zur Treppe kam sie an seinem Schreibtisch vorbei, auf dem sein Laptop mit dem Bildschirmschoner aus leuchtend bunten Röhren stand. Sie hielt inne, versucht, einen Blick in seine Dateien zu werfen. Sie trat näher an den Schreibtisch heran, sagte sich, dass sie im Begriff war, einen Vertrauensbruch zu begehen, gelangte aber zu dem Schluss, dass sie die Wahrheit wissen musste. Es gab zweifellos einen Grund dafür, dass er sich aus dem Schlafzimmer geschlichen hatte, und sie war überzeugt, dass dieser ihr nicht gefallen würde.
    Sie beugte sich über die Tastatur. Binnen Sekunden hatte sie sein Schreibprogramm geöffnet. Auf dem Bildschirm erschienen Dateinummern, die sich auf Kapitel und Recherchen bezogen.
    Was hatte er noch scherzhaft zu Melanie gesagt? Sein Roman sei eine Mischung aus dem
Pferdeflüsterer
und
Das Schweigen der Lämmer?
    Sie öffnete das erste Kapitel.
    Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus.
    Der Buchtitel sprang ihr regelrecht entgegen: Tod eines Cheerleaders. Der Mord an Annie Seger.
    »O Gott«, flüsterte Sam. Ihr Blick wanderte an den Zeilen entlang.
    Mord?
Aber Annie Seger hatte doch Selbstmord begangen!
    Sam gefror das Blut in den Adern. Wieso wusste Ty über den Fall? Woher bezog er seine Informationen? Sie überflog die ersten paar Seiten; ihre Finger, die auf der Maus lagen, zitterten.
    Als ihr klar wurde, wie schwer er sie getäuscht hatte, krampfte sich ihr Herz zusammen.
    Auf welche Weise war er in die

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