Pakt mit dem Feind
einzige Geräusch im Raum das schwerfällige Ticken der Standuhr. Dann platzten alle drei Frauen gleichzeitig heraus.
“Ein Baby!”, keuchte Iona.
“Oh, willst du damit etwa sagen, dass du schwanger bist?” Mimi schaute Max an und grinste. “Gut gemacht, Süßer!”
Er verbeugte sich. “War mir ein Vergnügen.”
“Ha! Das wette ich”, antwortete Mimi frech.
“Himmel! Ein Baby. Wir werden wieder ein Baby im Haus haben”, rief Tante Talitha. Dann barg sie ihr Gesicht in den knochigen Händen und brach in Tränen aus.
“Jetzt wein doch nicht”, sagte Elizabeth mit beruhigender Stimme. Sie ging zu ihrer Tante und umarmte sie.
“Das sind Tränen des Glücks, Kindchen. Ich hatte schon gedacht, ich müsste sterben, ohne die nächste Generation der Stantons zu sehen. Und jetzt …” Sie streckte den Arm über den Spieltisch und drückte Ionas Hand. “Oh Iona. Wir bekommen ein Baby, das wir lieb haben und verwöhnen können. Ist das nicht wunderbar?”
“Ja, das ist es. Einfach wunderbar!”
“Stimmt”, ergänzte Mimi. “Und Tante Mimi wird sich nach Kräften am Verwöhnen beteiligen. Ich weiß schon das perfekte Geschenk für das Baby. Neulich war ich in diesem Laden und habe diesen winzigen Zobelmantel gesehen. Dazu gab es sogar eine passende Mütze und einen Muff.”
“Mimi! Wag es nicht.”
“Was? Ein Mädchen ist nie zu jung für Pelz oder Diamanten.”
“Und was ist, wenn das Baby ein Junge ist?”
“Oh.” Mimi schaute überrascht, als hätte sie diesen Gedanken bisher noch nicht in Erwägung gezogen. “Na ja, dann lasse ich einen winzigkleinen Smoking für ihn schneidern. Oh, und er bekommt pelzgefütterte Stiefelchen. Und wenn er ein bisschen älter ist, einen kleinen batteriebetriebenen Pick-up-Truck.”
Elizabeth rollte die Augen. “Du bist unmöglich.”
“Man wird nun mal nicht jeden Tag Tante.”
“Oh Talitha, mir ist gerade etwas eingefallen”, rief Iona aufgeregt. “Ich habe ein Häkelmuster für eine ganz allerliebste Babydecke. Morgen fange ich damit an.”
“Gute Idee. Dann stricke ich ein paar Mützchen und Söckchen. Oh, und ich muss das stantonsche Taufkleid heraussuchen. Ich glaube, es liegt in einer Truhe auf dem Dachboden.”
Elizabeth sah zu, wie die alten Damen vor sich hin schwatzten. Plötzlich fühlte sie eine solche Liebe im Herzen, dass ihr die Brust schmerzte und Tränen in ihre Augen traten.
Sie spürte Mimis Hand auf ihrer Schulter. Die Freundin beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: “Du hast sie heute sehr glücklich gemacht, Süße. Und mich auch, übrigens. Gratuliere, kleine Mom.”
Elizabeth legte ihre Hand über die von Mimi und sah durch einen Tränenschleier in das vertraute Gesicht. “Danke.”
Als ihr Blick zu Max wanderte, lächelte er ihr so liebevoll zu, wie sie es bei ihm noch nie gesehen hatte. Gleichzeitig reckte er in einer beifälligen Geste den Daumen in die Luft.
Als sie an diesem Abend zu Bett gingen, verführte ihr Mann sie mit einem langsamen, zärtlichen Liebesspiel. Jede seiner Bewegungen war sanft und behutsam. Elizabeth wusste, dass er sich diese außergewöhnliche Zurückhaltung wegen des Babys auferlegte. Und obwohl dazu gar keine Veranlassung bestand, ließ diese Rücksichtnahme ihr Herz vollends vor Gefühlen überfließen.
16. KAPITEL
E in paar Minuten nach fünf Uhr am nächsten Morgen erlebte Elizabeth den ersten Anfall von Übelkeit. Sie setzte sich plötzlich im Bett auf, ihre Magen drehte sich um, und sie rannte ins Badezimmer.
Max kam gleich hinterher. “Was ist los? Bist du krank?”
Sie stöhnte nur. Der wiederholte Würgereiz hinderte sie daran zu antworten.
“Verdammt.” Erschrocken griff Max in ihr Haar und hielt ihr die Strähnen aus dem Gesicht. Den anderen Arm legte er Elizabeth um die Taille, um sie zu stützen. “Du musst dir irgendeinen Virus eingefangen haben. Hast du Fieber? Oder vielleicht hast du etwas Falsches gegessen.”
Elizabeth übergab sich noch mal. Schließlich wischte sie sich den Mund mit etwas Toilettenpapier ab. Sie richtete sich vorsichtig auf, unsicher, wie ihr flauer Magen reagieren würde. Dann warf sie Max von der Seite einen etwas gequälten Blick zu. “Ich habe keinen Virus, Max. Das ist Morgenübelkeit. Eine Schwangerschaft bringt das mit sich.”
Er schaute entsetzt. “Meinst du das ernst? Es muss etwas geben, das der Arzt dir geben kann. Soll ich dich zur Notaufnahme bringen?”
“Nein. Auf keinen Fall. Das vergeht wieder.”
Er schaute
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