Pakt mit dem Feind
erotisch-verspielt, wirkte er jetzt beinahe ärgerlich.
“Ich dachte, wir hätten eine Abmachung!”
“Haben wir auch.” Elizabeth drehte sich um und schaute ihm geradewegs in die Augen. “Willst du meine Hilfe dabei, diese Leute für dich zu gewinnen?”
“Du weißt, dass ich das tue, aber …”
“Dann musst du mir vertrauen. Ich weiß, dass unser Ziel lautet, Investoren für dein Projekt in Dallas zu finden. Aber wir müssen es auf die richtige Art und Weise anpacken, sonst wird es nicht funktionieren. Glaub mir, ich kenne diese Leute. Heute Abend bleiben wir zusammen und mischen uns unter die Gäste. Ich werde ein paar Andeutungen machen und hier und da Bemerkungen fallen lassen, um sie hellhörig zu machen. Vielleicht laden wir sogar ein oder zwei Paare zum Dinner ein, zum Beispiel für … Donnerstagabend. Aber heute geht es nur darum, ihre Neugier zu wecken. In Ordnung?”
“Wenn du meinst.” Max gab nach, aber er sah immer noch zweifelnd drein.
“Max, du musst vor allem eins begreifen: Diese Leute mögen es nicht, wenn man gleich zum Geschäftlichen übergeht”, versuchte Elizabeth zu erklären. “Wenn du das versuchst, werden sie dir mit einem Lächeln und mit gesammeltem texanischen Charme die Tür vor der Nase zuknallen.”
Etwas kleinlaut verzog er den Mund. “Ja, genau so haben sie mich jetzt über ein Jahr lang abgefertigt.”
“Die meisten dieser Leute können ihren Stammbaum bis zu den ersten Pionieren zurückverfolgen. Ihre Vorfahren haben mit Geschäftssinn und Fleiß großen Reichtum angehäuft. Natürlich ist fraglich, ob die Nachkommen diese Eigenschaften immer noch besitzen, aber zumindest möchten sie das alle gern glauben. Genau wie sie gern glauben wollen, dass jede Investition, die sie tätigen, ihre ureigene Idee war. Und eine brillante noch dazu.”
“Hmm. Ich verstehe, was du sagen willst.” Er überlegte einen Augenblick. Dann nickte er. “Okay, lass es uns auf deine Art versuchen.”
Elizabeth wandte sich wieder dem Spiegel zu und puderte ihre Nase. Sie zupfte eine widerspenstige Locke zurecht, dann kramte sie in ihrer Schmuckschatulle. “Ich weiß nicht, was ich zu diesem Kleid tragen soll. Meinen ganzen schönen Schmuck habe ich verkauft.”
“Warte einen Augenblick”, sagte Max und verschwand im Ankleidezimmer. Ein paar Sekunden später kam er mit einem flachen Kästchen wieder zurück.
“Ich wollte sie dir eigentlich Weihnachten geben, aber ich glaube, du brauchst sie heute Abend.”
“Was ist das?”
“Mach die Augen zu.”
Sie tat, wie ihr geheißen, und spürte, wie Max ihr eine Kette um den Hals legte. “In Ordnung.”
Elizabeth öffnete die Augen und rang nach Luft. “Oh! Die Stanton-Diamanten!”, rief sie atemlos. “Oh Max, wie … wann …?”
“Weißt du noch, wie du mir erzählt hast, dass du sie verkaufen musstest? Am selben Tag habe ich den Auftrag erteilt, sie wiederzubeschaffen.”
“Es muss ein Vermögen gekostet haben, sie zurückzukaufen.”
Er zuckte mit den Schultern. “Das Entscheidende ist, dass sie jetzt wieder da sind, wo sie hingehören.”
“Oh Max!” Tränen stiegen in ihren Augen auf, und sein Bild verschwamm vor ihren Augen. Sie sprang auf und schlang Max die Arme um den Nacken. “Danke. Danke. Danke. Vielen, vielen Dank. Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet.”
“Hey, nicht weinen. Komm schon, hör auf. Du ruinierst nur dein Make-up, und wir müssen doch zu dieser Party.”
12. KAPITEL
A ngelo Delvecchio saß mit dem Rücken zur Wand in einer kleinen Bar. Auf dem Tisch vor ihm stand ein Glas Mineralwasser, aber er wandte den Blick nicht von der Tür.
Seit er vor mehr als einer Stunde hereingekommen war, hatte er sich nicht von seinem Platz weggerührt. Gesprochen hatte er nur, um seine Bestellung aufzugeben. Alle Gäste machten einen weiten Bogen um ihn. In diesem Viertel von New York rochen die Leute Ärger zehn Meilen gegen den Wind.
Diejenigen, die ihn kannten, nannten Angelo den “Engel des Todes”. Sein bulliger Körperbau allein reichte schon aus, um die meisten Leute einzuschüchtern. Mit einer Größe von mehr als eins neunzig und einem Berg Muskelmasse wirkte er wie ein Stier. Zu der bedrohlichen Ausstrahlung trugen die groben Gesichtszüge, eng stehende Augen und ein meist regungsloses Gesicht noch bei. Die meisten Leute hatten Angst vor ihm.
Angelo war in diesem Viertel aufgewachsen. Sein ganzes Leben lang hatte er andere schikaniert. Es hatte niemanden überrascht, dass er
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