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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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festgestellt, dass Lord Arhys ob der Notlage seines Bruders sehr beunruhigt ist. Daher habe ich beschlossen, einer gewissen, sehr erfahrenen Heilerin meines Vertrauens in Valenda zu schreiben, der Geistlichen Tovia. Vielleicht weiß sie ja Rat. Also wollte ich mir ein Bild von dem Patienten und den Krankheitsäußerungen machen, um beides möglichst genau schildern zu können. Tovia legt großen Wert darauf.«
    »Das ist überaus freundlich von Euch, Majestät, uns Eure eigene Heilerin anzubieten«, sagte Lady Cattilara sichtlich bewegt. »Mein Gemahl leidet tatsächlich sehr unter der Tragödie seines Bruders. Wenn die herausragenden Heiler, nach denen wir geschickt haben, auch weiterhin nicht bereit sind, so weit zu reisen – denn wir mussten feststellen, dass solche Meister meist sehr, sehr alt sind –, wären wir sehr dankbar für Eure Hilfe.« Sie warf der Magd mit dem Krug einen zweifelnden Blick zu. »Glaubt Ihr, Eure Heilerin möchte auch wissen, wie wir ihm die Ziegenmilch verabreichen? Ich fürchte, es ist kein schöner Anblick. Mitunter würgt er alles wieder aus.«
    Die Schlussfolgerungen waren deutlich, unheilvoll und abstoßend. Ista dachte an die viele Arbeit, die Goram auf sich genommen hatte, um seinen gefallenen Meister möglichst würdig erscheinen zu lassen, und sie wollte nicht zusehen, wie dieser Mann allen höfischen Schmucks entledigt wurde und eine schmachvolle Behandlung hinnehmen musste, so nötig sie auch sein mochte. »Ich gehe davon aus, dass Tovia auch damit gut vertraut ist. Ich muss ihr nicht jede Einzelheit schildern.«
    Lady Cattilara wirkte erleichtert. Mit einer Geste bedeutete sie der Magd und Goram, fortzufahren; dann geleitete sie Ista und Liss zurück auf die Galerie und ging mit ihnen bis zu Istas Gemächern. Das Zwielicht wurde intensiver. Der Innenhof lag bereits völlig im Schatten, obwohl die höchsten Wolken noch pfirsichfarben vor dem zunehmend dunklen Blau des Himmels leuchteten.
    »Goram ist ein sehr pflichtbewusster Mann«, sagte Cattilara entschuldigend zu Ista. »Aber ich fürchte, er ist mehr als naiv, obwohl er unter den Männern Lord Illvins, die sich um seine Pflege gekümmert haben, bei weitem der fähigste ist. Die anderen sind zu verängstigt, nehme ich an. Goram hat einst ein raues Leben geführt, und er ist nicht zimperlich. Ohne ihn könnte ich die Sache mit Illvin nicht einmal ansatzweise schaffen.«
    Gorams Zunge mochte zurückgeblieben sein, seine Hände waren es gewiss nicht, auch wenn er wie das Musterexemplar eines beschränkten Faktotums wirkte. »Er scheint Lord Illvin außergewöhnlich ergeben zu sein.«
    »Das ist nicht verwunderlich. Ich nehme an, in jüngeren Jahren war er ein Offiziersbursche, und er wurde während eines der gescheiterten Feldzüge von König Orico von den Roknari gefangen genommen und als Sklave verkauft. Auf jeden Fall hat Illvin ihn zurückgeholt – auf einer seiner Reisen nach Jokona vermutlich. Ich weiß aber nicht, ob Illvin ihn freigekauft hat, oder ob etwas anderes geschah. Jedenfalls hat es den Anschein, als wäre irgendein unangenehmes Missgeschick damit verbunden. Seither ist Goram an Illvins Seite geblieben. Ich nehme an, er ist zu alt, um weiterzuziehen und anderswo noch einmal neu zu beginnen.« Cattilara blickte auf. »Worüber wollte der arme Bursche mit Euch reden?«
    Liss machte den Mund auf, doch Ista zwickte sie in den Arm, bevor sie etwas sagen konnte. Stattdessen erwiderte sie selbst: »Ich fürchte, er kann sich nicht besonders verständlich ausdrücken. Ich hatte gehofft, er wäre ein alter Bediensteter des Hauses und könnte mir deshalb etwas über die Jugend der Brüder erzählen. Aber es stellte sich heraus, dass dem nicht so war.«
    Cattilara lächelte voll Mitgefühl. »Als Lord dy Lutez noch lebte und jung war, meint Ihr? Ich fürchte der Kanzler – war er schon der Kanzler des Königs Ias, damals, oder nur ein aufsteigender Höfling? – kam nicht häufig nach Porifors.«
    »Das habt Ihr mir bereits erklärt«, erwiderte Ista kühl und ließ es zu, dass Cattilara sie und Liss behutsam in ihre Gemächer brachte. Dann zog sich die Burgherrin wieder zurück, um die Pflege zu überwachen, oder was immer sie für Illvin tat. Ista fragte sich, ob es außer dem Honig noch etwas anderes gab, das der Ziegenmilch zugegeben wurde, und was für seltsame Gewürze aufs Essen gestreut sein mochten, das er bekam … worauf er unzusammenhängendes Zeug redete und dann den ganzen Tag verschlief, ohne dass

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