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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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»Daher ihre Täuschung.« Sie zögerte. »Es ist bitter, wenn das ganze Leben von den Entscheidungen anderer abhängt und man nichts tun kann, um irgendetwas zu ändern.«
    Der Wagen vollendete seine Wende und setzte sich im Schritttempo wieder in Bewegung. Auch bei dieser Geschwindigkeit würde das Gespann erschöpft sein, wenn sie die zehn Meilen zur Burg ein zweites Mal zurückgelegt hatten.
    Arhys berührte Cattilara an der Schulter. Deutlich zeichnete sich dort ein dunkler roter Fleck ab, der von dem Blut herrührte, das langsam darunter hervorsickerte. »Das geht so nicht.«
    »So muss es gehen, bis wir zurück in Porifors sind«, sagte Illvin unbehaglich, streckte Arme und Hände und spannte die Schultern, als müsse er sich erst wieder in einem Körper zurechtfinden, der ihm fremd geworden war. Er erprobte die Stärke seines Griffs und runzelte die Stirn.
    »Ich kann nur hoffen, dass die Garnison nach meinem Verschwinden nicht in Aufruhr geraten ist«, sagte Arhys.
    »Sobald wir eintreffen«, sagte Ista, »müssen wir ein weiteres Mal versuchen, Cattilaras Dämon zu befragen. Er weiß bestimmt, was in Jokona vor sich geht. Und wichtiger noch, wer ihn entsendet hat.« Sie wiederholte vor Illvin den Bericht des Offiziers über die plötzliche Wandlung von Sordso dem Säufer.
    »Sehr merkwürdig«, grübelte Illvin. »Sordso hat sich vorher nie als Familienmensch gezeigt.«
    »Können wir diese Kreatur überhaupt befragen, Majestät?«, wollte Arhys wissen. Er schaute immer noch auf Cattilara hinunter. »Beim letzten Mal war unser Erfolg mehr als bescheiden.«
    Ista schüttelte den Kopf. Sie teilte die Zweifel. »Beim letzten Mal konnte ich nicht auf den Rat von dy Cabon zurückgreifen. Und nicht auf die Unterstützung von Foix dy Gura. Vielleicht können wir den einen Dämon auf den anderen ansetzen und so etwas Gutes bewirken … überhaupt etwas bewirken. Ich werde mich mit dem Geistlichen beraten, sobald wir zurück sind.«
    »Ich werde mich mit meinem Bruder beraten, solange ich kann«, kündigte Arhys an.
    »Und ich halte eine Mahlzeit für angeraten«, meinte Illvin. »Haben wir in diesem Wagen was zu essen?«
    Arhys ließ den Pagen suchen. Der Junge durchwühlte die Vorräte und brachte einen Laib Brot zum Vorschein, ein Säckchen mit ledrigen, getrockneten Aprikosen und einen Schlauch Wasser. Illvin machte es sich bequem und kaute bedächtig, während Arhys ausführlich die Berichte seiner Kundschafter wiedergab.
    »Von der Straße nach Norden haben wir gar nichts gehört«, bemerkte Illvin, nachdem Arhys mit seiner raschen Aufzählung fertig war.
    »Ja. Am meisten beunruhigt bin ich wegen der beiden Gruppen, die bisher nicht zurückgekehrt sind und auch keinen Boten geschickt haben. Ich wollte gerade eine weitere Patrouille hinter ihnen her schicken, als meine morgendlichen Pflichten so unvermittelt unterbrochen wurden.« Verärgert blickte Arhys zu seiner bewusstlosen Frau hinüber. »Oder selbst nachsehen.«
    »Bitte, tu das nicht«, sagte Illvin und rieb sich die Schulter.
    »Unter den gegebenen Umständen wäre es vielleicht nicht angeraten.« Er blickte Cattilara noch besorgter an, so es überhaupt möglich war. Sie sah schrecklich hilflos aus, wie sie zusammengekrümmt auf der Seite lag. Ohne den Anflug von Arglist in ihrem Gesicht kam ihre bemerkenswerte natürliche Schönheit wieder zum Vorschein.
    Arhys schaute auf und rang sich für Ista ein kurzes Lächeln ab. »Seid ohne Sorge, Majestät. Selbst wenn irgendeine Streitmacht ungesehen aus dieser Richtung vorrückt, so gibt es wenig, was sie gegen Porifors ausrichten kann. Die Mauern sind fest, die Besatzung steht zu uns, und es ist so gut wie unmöglich, auf diesem Gelände Belagerungsmaschinen in Stellung zu bringen. Außerdem ruht die Festung auf massivem Fels und kann nicht unterminiert werden. Wir würden Unterstützung aus Oby erhalten, bevor unsere Angreifer auch nur die Zeit finden, ihr Lager aufzuschlagen.«
    »Wenn Oby nicht gleichzeitig angegriffen wird«, murmelte Illvin vor sich hin.
    Arhys blickte beiseite. »Ich habe mich in den letzten Tagen ausführlich mit dem Notar des Tempels unterhalten und mit seiner Hilfe meinen letzten Willen niedergeschrieben. All meine anderen Papiere sind dem Majordomus der Burg anvertraut. Ich habe dich zu meinem Testamentsvollstrecker ernannt, und zum Mitvormund für die kleine Liviana.«
    »Arhys«, sagte Illvin, und seine Stimme klang zweifelnd. »Es ist keinesfalls sicher, dass ich lebendig aus

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