Paladin der Seelen
dieser Sache hervorgehe …«
Sein Bruder nickte. »Ich weiß. Dann wird Livianas Großvater ihr alleiniger Schirmherr, und der Verwalter all ihrer Dy-Lutez-Güter. Auf jeden Fall möchte ich Catti mitsamt ihres Wittums wieder unter die Verantwortung von Lord dy Oby stellen. Immerhin haben wir ja auch keine gemeinsamen Kinder.«
»Cattilara hätte an meiner Vormundschaft so wenig Interesse, wie ich daran habe, sie auszuüben«, bemerkte Illvin. »Also danke ich dir in unser beider Namen.«
Arhys nickte. »Wenn … wenn du es nicht in Livianas Namen übernehmen kannst, geht der militärische Oberbefehl über Porifors wieder an den Herzog von Caribastos, damit der ihn jemandem übertragen kann, den er für geeignet hält. Ich habe ein Schreiben aufgesetzt, um ihm anzukündigen … nun, dass ich krank bin, und dass er sich nach einem Nachfolger umsehen sollte, für den Fall der Fälle.«
»Du kommst jeder Verpflichtung nach. Egal wie abscheulich sie ist.« Illvin lächelte düster. »Stets hast du versucht, für uns alle die Rolle eines Vaters zu übernehmen. Kann es einen Zweifel geben, welcher Gott auf dich wartet? Aber lass ihn noch ein wenig länger warten.« Er warf Ista einen Seitenblick zu.
Aber ihn erwartet kein Gott, dachte Ista. Das ist es, was Verdammnis bedeutet.
Arhys zuckte die Achseln. »Die Tage nagen an mir wie die Ratten an einem Leichnam. Ich fühle es immer deutlicher. Ich bin schon länger hier als vorgesehen, viel länger. Majestät …« Der Blick, der sie traf, war unangenehm durchdringend. » Könnt Ihr mich lösen? Ist das der Grund, aus dem Ihr hierhin gestolpert seid?«
Ista zögerte. »Ich weiß selbst kaum, was ich tun kann und was nicht. Wenn ich ein Wunder herabrufen könnte, wäre das nicht meine erste Wahl. Obwohl es in der Natur der Wunder liegt, dass ihr menschlicher Vermittler sie nicht beeinflussen kann. Man kann sie nur zulassen oder ganz ablehnen. Allein die Zauberei der Dämonen können wir nach unserem Willen beugen. Aber niemand beugt einen Gott …«
»Und doch«, meinte Illvin nachdenklich. »Der Bastard ist selbst zur Hälfte ein Dämon, sagt man. Ich denke, sein Wesen entspricht nicht ganz dem der übrigen göttlichen Familie. Vielleicht gilt das auch für seine Wunder?«
Ista runzelte verwirrt die Stirn. »Ich weiß es nicht. In meinem Traum schien er so weit jenseits meines Verständnisses zu sein wie seine Mutter in der Vision, die ich vor fast zwanzig Jahren hatte. Jedenfalls habe ich bisher nur die Stärke der Energien umverteilt, die zwischen euch dreien fließen. Ich habe nicht versucht, die Bindung des Zaubers zu lösen, oder den Dämon gegen den Willen seiner Meisterin dazu zu zwingen. Obwohl deutlich geworden ist, dass er alles aufgeben und fliehen würde, wenn er könnte.«
»Versucht es jetzt«, sagte Arhys.
Ista und Illvin widersprachen gleichzeitig. Sie sahen einander an.
»Selbst wenn Ihr es nicht tun könnt, muss ich es wissen«, drängte Arhys.
»Aber … Ich kann es nur versuchen, indem ich es tue. Und dann weiß ich nicht, wie ich es wieder rückgängig machen könnte.«
»Ich habe nicht gesagt, dass Ihr es wieder rückgängig machen sollt.«
»Ich hätte Angst, Euch der Verdammnis auszuliefern.«
»Mehr als jetzt?«
Voller Unbehagen blickte Ista zur Seite. Sie las eine Erschöpfung in seinem Gesicht, die bis in die Tiefe seiner Seele reichte. Als wäre er mit jeder Stunde eher bereit, alle Mühen hinter sich zu lassen, auch wenn es das Vergehen im Nichts bedeutete. »Aber was ist, wenn das nicht die Aufgabe ist, für die ich hierher geschickt wurde? Was ist, wenn ich mit meinen Überlegungen Unrecht habe – ein weiteres Mal? Ginge es darum, Euch zu heilen, wäre ich mit Begeisterung dabei. Aber ich habe wenig Lust, einen weiteren dy Lutez zu ermorden.«
»Ihr habt es schon einmal getan.«
»Ja, aber nicht durch Zauberei, sondern durch Ertränken. Das würde bei Euch nicht gehen. Ihr habt während der letzten fünf Minuten nicht einmal Luft geholt.«
»Oh. Ja.« Er wirkte verlegen und atmete ein.
Illvins Augen waren groß geworden. »Was ist das denn für eine Geschichte?«
Ista blickte zu ihm hinüber, biss die Zähne zusammen und erklärte: »Arvol dy Lutez starb nicht unter der Folter im Zangre. Ias und ich haben ihn versehentlich ertränkt, als wir drei gemeinsam versuchten, ein Wunder zu Chalions Rettung herabzurufen. Die Anklage des Verrats war gänzlich erfunden.« Nun. Mit zunehmender Übung ging es immer schneller.
Illvins
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