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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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selbst wenn sie es versuchte. Arhys blinzelte, bewegte prüfend den Kiefer und erhob sich unsicher, eine Hand auf Gorams Schulter gestützt.
    »Ich danke euch«, murmelte Foix in die wohltuende Stille.
    »In meiner ersten Trauer pflegte auch ich gelegentlich auf diese Weise zu zetern«, flüsterte Ista ihm zu. Die Erinnerung daran bereitete ihr Unbehagen. »Warum, in der fünf Götter Namen, hat mich nie jemand zum Schweigen gebracht und dafür gesorgt, dass die anderen nicht mehr unter meinem Schmerz zu leiden hatten? Das werde ich wohl nie erfahren.«
    Aus dem Innern des Wagens fragte eine krächzende Stimme: »Bei den Dämonen des Bastards, was ist jetzt denn los?«
    Erleichterung huschte über Arhys’ Gesicht. »Illvin! Hier draußen!«
    Das Tappen bloßer Füße war zu hören; dann wankte Illvin heraus und stand blinzelnd im hellen Morgenlicht. Er trug nur ein leinenes Nachtgewand und sah aus wie ein Mann, denn man nach einer Nacht ausgelassener Feierns zu früh geweckt hatte. Mit einer abgemagerten Hand griff er nach dem Rahmen des Verdecks, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Sein Blick fiel auf Ista, und seine Miene hellte sich auf. »Du dicker fetter Dummkopf!«, rief er entzückt. Mit einiger Verspätung schloss Ista, dass diese merkwürdige Begrüßung dem Pferd galt, das die Ohren aufstellte und schnaubte. Es blähte die grauen Nüstern und hätte sich beinahe – aber nur beinahe! – von der Stelle fortbewegt, auf der seine Reiterin es hatte halten lassen. »Majestät«, fuhr Illvin fort und nickte ihr zu. »Feder hat Euch zu Eurer Zufriedenheit getragen, nehme ich an?«
    »Er ist ein vollendeter Kavalier«, versicherte ihm Ista. »Und ich halte ihn für sehr wohlgeformt.«
    Illvin schaute auf Catti hinunter, die zusammengesunken an Gorams eingezogener Schulter lehnte. »Was bedeutet das? Ist alles in Ordnung mit ihr?«
    »Im Augenblick ja«, versicherte Ista ihm und auch Arhys, der seine Frau mit noch größerer Sorge betrachtete. »Ich, äh … habe dafür gesorgt, dass sie eine Weile die Plätze mit Euch tauscht.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Ihr dazu imstande seid«, bemerkte Illvin bedächtig.
    »Ich ebenso wenig, ehe ich es vor einigen Augenblicken versucht habe. Der Zauber des Dämons ist nicht gebrochen. Er ist nur … umverteilt.«
    Arhys’ Gesicht war starr vor Unbehagen. Trotzdem kniete er sich hin und nahm Cattilara auf die Arme. Illvin betastete seine rechte Schulter und runzelte die Stirn, als er den roten Fleck erblickte, der sich langsam auf Cattilaras Schulter ausbreitete. Er lehnte sich zur Seite und ließ seinen beladenen Bruder gebückt nach hinten in den Wagen gehen. Ista übergab Liss ihre Zügel und stieg aus dem Sattel direkt auf den Kutschbock. Illvin streckte eine Hand aus und half ihr herüber.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte sie ihm.
    Er nickte. »Goram«, setzte er hinzu. Sein Knecht blickte auf, und Erleichterung spiegelte sich auf seinem Gesicht. »Wende den Wagen und bring uns nach Porifors zurück.«
    »Jawohl, Herr«, erwiderte Goram glücklich.
    Ista duckte sich und trat hinter Arhys und Illvin in den Wagen. Foix rief seinen Männern Befehle zu, damit sie beim Wenden des Gespanns Hilfe leisten konnten. Arhys bettete Cattilara auf die Liege, die er eben erst verlassen hatte. Nach dem hellen Licht draußen war es dämmrig und muffig unter der Segeltuchplane, doch Istas Augen gewöhnten sich rasch daran. Der Diener, Cattilaras Dame und der Page drängten sich furchtsam im hinteren Teil des Wagens zusammen, zwischen drei oder vier kleinen Truhen. Die Ausrüstung wirkte bescheiden für die Reise, obwohl ohne Zweifel auch das Schmuckkästchen der Gräfin irgendwo zwischen dem Gepäck ruhte.
    Arhys schickte den Diener und die Frau nach vorn, damit sie neben Goram Platz nahmen. Der Page ließ sich in seiner Nähe nieder, die Augen groß vor Sorge. Arhys strich dem Jungen beruhigend durchs Haar. Dann setzte er sich zu seiner Frau, die Beine überkreuzt, neben der Kopfseite ihrer Liege. Illvin half Ista auf die Liege gegenüber. Sie fühlte, wie der Schorf unter ihren Verbänden aufplatzte, als sie die Knie beugte. Illvin wollte sich mit überkreuzten Beinen ihr gegenüber niederlassen, erkannte dann aber, wie ungeeignet sein knappes Nachthemd für diese Stellung war.
    Arhys blickte finster auf seine Frau. »Ich kann nicht glauben, dass sie ernsthaft geglaubt hat, ich würde Porifors im Stich lassen.«
    »Das hat sie gewiss nicht geglaubt«, meinte Ista.

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