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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Fluchtpläne ihrer Herrin eingeweiht gewesen waren. Voller Schrecken starrten sie auf die blutige, atemlose, schmallippige Königin. Ista schickte sie allesamt fort und befahl ihnen, Waschwasser, Getränke und Essen für Lord Illvin und den Rest ihrer Truppe herbeizuschaffen, die am Morgen – vor einer Ewigkeit, wie es schien – überstürzt aufgebrochen war, mit einem Schluck Tee und einem Stück Brot oder noch weniger zum Frühstück.
    Illvin trat an Cattilaras Waschschüssel und wrang ein nasses Handtuch aus. Er schaute zu Ista hinüber und reichte es ihr. Der rote Schmierfilm auf ihrem Gesicht sah erschreckend aus. Und das Blut stammte nicht nur vom Pferd, wie sie feststellte, als sie behutsam die Kratzer abtupfte. Illvin spülte und wrang das Tuch wieder aus und rieb sich sein eigenes blutiges Gesicht und den schmutzigen Oberkörper ab. Dann nahm er einen Becher Wasser von Liss entgegen und leerte ihn in einem Zug, schlenderte zu Ista und sah auf Cattilara hinunter. Diese lag reglos auf dem Bett, noch immer in ihrem Reisekleid. Der rechte Ärmel war abgetrennt worden, und eine Kompresse bedeckte die Wunde an ihrer Schulter.
    Sie sah so hübsch aus wie ein schlafendes Kind, makellos bis auf einen Fleck auf der Wange, und selbst der wirkte an ihr wie ein Schönheitspflästerchen. Doch Illvin zeichnete mit dem Finger besorgt die Furchen um ihre tief eingesunkenen Augen nach. »Ihr Körper ist zu zerbrechlich, um den von Arhys und sich selbst zu erhalten.«
    Er musste es wissen. Ista blickte auf Illvins hohle Wangen und die vorstehenden Rippen. »Nicht für Wochen und Monate, das ist wahr. Für Stunden oder Tage … Ich denke, sie ist an der Reihe. Und ich weiß, wen Porifors im Augenblick weniger entbehren kann.«
    Illvin verzog das Gesicht und blickte über die Schulter zur aufschwingenden Tür. Foix führte den besorgten dy Cabon herein.
    »Den fünf Göttern sei Dank! Ihr seid gerettet, Majestät!«, rief der Geistliche voll aufrichtiger Erleichterung. »Und Lady Cattilara ebenso!«
    »Ich danke Euch, dy Cabon«, sagte Ista, »dass Ihr Euch nicht an meine Anweisungen gehalten habt.«
    Beunruhigt betrachtete er die daliegende Gestalt der Gräfin. »Sie wurde doch nicht etwa … verwundet?«
    »Nein, sie ist unverletzt.« Widerstrebend fügte Ista hinzu: »Bis jetzt. Doch ich habe sie dazu gebracht, Arhys eine Zeit lang die Kraft ihrer eigenen Seele zu leihen, an Stelle von Lord Illvin. Nun muss ich noch ihren Dämon zum Reden bringen. Ich weiß nicht, ob er Prinzessin Umerues Meister war oder ihr Diener, aber ich bin sicher, dass er ein Zeuge – mehr noch, ein Ergebnis der dämonischen Machenschaften von Fürstinnenwitwe Joen gewesen ist. Illvin hatte Recht: Der Dämon muss wissen, was sie tut, vor allem, weil er Teil dieses Tuns war. Auch wenn er anscheinend ihrer Leine entkommen konnte.« Wenn sie näher darüber nachdachte, war dies eine ermutigende Feststellung. »Joens Kontrolle ist offenbar nicht unauflösbar.«
    Dy Cabon blickte sie mit unverhohlenem Entsetzen an, und zu spät fiel Ista auf, dass ihre Worte für ihn wie sinnloses Gestammel klingen mussten. Auch Illvins hohe Stirn legte sich in Falten, und er blickte verwirrt. Vorsichtig sagte er: »Ihr habt gesagt, Joen sei noch unheimlicher als Sordso erschienen. Wie kann das sein?«
    Stockend versuchte Ista zu beschreiben, was ihr zweites Gesicht an der Fürstinnenwitwe wahrgenommen hatte – eine kurze, erschreckende Vision, als sie neben der zertrümmerten Sänfte stand. Dann schilderte Ista ihre Eindrücke von dem besessenen Fürsten Sordso, und wie sein dämonisches Feuer scheinbar sämtliche Knochen in ihrem Leib voneinander gelöst hatte. »Bisher haben sich alle Dämonen in meiner Gegenwart geduckt, ohne dass ich den Grund dafür wusste. Ich hatte keine Ahnung, dass ich so verletzlich durch ihre Macht bin.« Unbehaglich schaute sie zu Foix hinüber.
    »Die Anordnung, die Ihr beschreibt, ist überaus merkwürdig«, meinte dy Cabon grübelnd und rieb sich sein Mehrfachkinn. »Ein Dämon zehrt von einer Seele, das ist die Regel. Da ist kein Platz für mehrere. Außerdem dulden Dämonen es normalerweise nicht, dass ein anderer sich auch nur in ihrer Nähe aufhält, geschweige denn im selben Leib. Ich weiß nicht, was für eine Kraft so viele auf diese Weise zusammenbinden könnte – abgesehen vom Gott selbst.«
    Ista biss sich nachdenklich auf die Lippe. »Das Ding in Joen sah nicht so aus wie das in Sordso. Sordso schien von einem gewöhnlichen

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