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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Ebenen folgen? Sie dachte an Wasserfälle, Dornengestrüpp, schroffe Felsen, über die sie und die anderen weder reiten noch ihre Pferde führen konnten. Man würde sie für närrisch halten, wenn sie einen solch unsicheren Weg vorschlug. Ista erschauerte.
    »Jedenfalls habt Ihr Recht, was die Roknari betrifft«, sagte sie. »Vereinzelte Spitzel oder kleine, gut getarnte Gruppen können vielleicht so weit in den Süden vordringen, aber kein Trupp, der stark genug wäre, unsere gut bewaffnete Wachtruppe zu überwältigen. Selbst mit Foix muss man noch rechnen.«
    »Das stimmt«, räumte er ein.
    Ista biss sich auf die Lippe, sah sich um und vergewisserte sich, dass der junge Mann zurück zu den anderen gegangen und außer Hörweite war. »Was wird mit Foix geschehen, dy Cabon? Einen Augenblick habe ich … Es war so, als hätte ich die Seele des Bären gesehen. Sie war noch stärker zerfressen und schlimmer verfallen als der Leib, und sie wand sich in den Todesqualen einer fortschreitenden Fäulnis. Wird auch Foix …?«
    »Die Gefahr besteht, ja. Aber nicht sofort.« Dy Cabons Stimme wurde fester, als er sicheren Boden unter den Füßen fühlte. Seine weiß gekleidete Gestalt straffte sich. »Er hat durch Zufall etwas eingefangen, was manch verworfener oder kurzsichtiger Mann absichtlich zu erlangen sucht. Einen Dämon einzufangen und ihn nach und nach mit Happen des eigenen Selbst zu füttern, im Austausch für seine Hilfe, machte einen Menschen zu einem Zauberer, jedenfalls eine Zeit lang – in manchen Fällen für sehr lange Zeit, wenn der Betreffende besonders geschickt oder vorsichtig ist.«
    »Und wer behält am Ende die Oberhand?«
    Dy Cabon räusperte sich. »Mit der Zeit fast immer der Dämon. Doch bei diesem ungeformten Elementargeist wird Foix zu Beginn der Meister sein, falls er sich darauf einlässt. Doch ich habe nicht vor, diese Sache mit ihm zu bereden, oder ihn auf die Idee zu bringen. Und ich möchte Euch ebenfalls bitten, Vorsicht walten zu lassen, Majestät. Je mehr sie sich miteinander verflechten, umso schwieriger ist es, sie wieder zu trennen.«
    Er senkte die Stimme und fuhr fort: »Doch woher kommen diese Dämonen? Durch welchen Riss in den Mauern der Hölle strömen sie plötzlich in so großer Zahl in diese Welt? Meine Kirche ist dazu berufen, in dieser Sache als Aufpasser zu wirken, so wie die Ritter aus den Orden von Sohn und Tochter im hellen Sonnenlicht ausreiten, bewaffnet mit Schwert und Schild gegen die körperlichen Übel dieser Welt. Die Diener des fünften Gottes wandern allein in der Dunkelheit, gerüstet mit den Waffen des Geistes.« Er seufzte tief. »Gerade jetzt hätte ich lieber eine wirksamere Waffe.«
    »Der Schlaf wird unseren Geist schärfen«, sagte Ista. »Vielleicht wissen wir morgen früh einen besseren Rat.«
    »Ich werde darum beten, Majestät.«
    Er führte sie durch das Gestrüpp zurück zu ihrem Unterschlupf. Ista verzichtete darauf, ihm angenehme Träume zu wünschen. Oder überhaupt irgendwelche Träume.
     
    Der besorgte Ferda weckte die Gefährten bei Morgengrauen, nur seinen Bruder nicht. Erst als das Frühstück bereitet war, kauerte er sich neben dessen Lager nieder und berührte ihn vorsichtig an der Schulter. Liss kam gerade an Ista vorbei, einen Sattel über der Schulter. Sie hielt kurz inne, beobachtete Ferdas besorgte Zärtlichkeit, und kniff angespannt die Lippen zusammen.
    Sie aßen in aller Eile, brachen das Lager ab und folgten bald darauf wieder der steinigen, gewundenen Straße. Das schroffe Hügelland erlaubte kein schnelles Vorankommen, doch Ferda führte sie mit gleichmäßiger Geschwindigkeit. Der Morgen verstrich, und die zurückgelegte Wegstrecke wuchs stetig.
    Die Schar bewegte sich meist schweigend voran, versunken in schwermütigen Gedanken. Ista konnte nicht entscheiden, was ihr am meisten missfiel: Foix’ Übernahme durch einen Dämon oder die Träume dy Cabons. Foix’ Bärendämon mochte ein unglücklicher Zufall sein – wenn es ein Zufall war. Dy Cabons Träume jedoch waren eine deutliche Warnung, trügerisch vielleicht, wenn man ihnen folgte, aber gefährlich zu ignorieren.
    Diese Verkettung unheimlicher Vorgänge in Istas Umfeld ließ ihr die Haare zu Berge stehen und machte sie zugleich wütend. Sie hatte das beunruhigende Gefühl, dass sie sich in etwas hatte verwickeln lassen, das sie noch nicht erkannt hatte.
    Sobald wir Maradi erreichen, machen wir kehrt und reisen nach Hause.
    Doch selbst dieser Gedanke brachte ihr

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