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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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keine Erleichterung. Die Anspannung blieb wie eine bis zum Zerreißen gespannte Schnur. Wie der erstickende Druck, der sie an jenem Morgen in Valenda durch die Seitenpforte und in höfischen Trauergewändern und Seidenschuhen die Straße entlang getrieben hatte.
    Ich muss mich bewegen. Ich kann nicht einfach still abwarten.
    Das Hügelland hier war sogar noch trockener als weiter im Süden, obwohl die Flüsse immer noch angeschwollen waren vom Schmelzwasser aus den Höhen. Die knorrigen Pinien waren hier kleiner und wuchsen weiter verstreut. Immer häufiger kam die Reisegruppe an ausgedehnten, kahlen Geröllfeldern vorüber. Als sie wieder einmal die Kuppe einer Anhöhe überquerten, warf dy Cabon einen Blick über die Schulter zurück auf den Weg, den sie gekommen waren. Abrupt brachte er sein Maultier zum Stehen. »Was ist das?«
    Ista drehte sich halb im Sattel. Mehrere Reiter kamen soeben über den Kamm des hinter ihnen liegenden Berggrats.
    »Ferda?«, rief Foix. »Du hast die besseren Augen.«
    Ferda wendete sein Pferd und blinzelte im hellen Licht. Die Sonne brannte immer intensiver, als sie sich dem Zenit näherte. »Männer auf Pferden.« Ferdas Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. »Bewaffnet. Ich sehe Kettenhemden, Speere. Sie tragen Rüstungen im roknarischen Stil … Bei der Hölle des Bastards, bei den fünf Göttern! Das sind Wappenröcke des Fürstentums von Jokona. Ich kann die weißen Vögel auf grünem Grund von hier aus sehen.«
    Ista sah noch immer nicht mehr als undeutliche grüne Flecken. Besorgt fragte sie: »Was machen sie hier, in diesem friedlichen Landstrich? Die Wachen eines Kaufmanns, die dem Handelszug voranreiten? Gesandte?«
    Ferda stand in den Steigbügeln und reckte den Hals. »Es sind Krieger. Ausschließlich Krieger.« Er blickte über seine kleine Schar hinweg und legte die Hand auf den Griff seines Schwertes. »Nun, das sind wir auch.«
    »Äh … Ferda?«, sagte Foix. »Da kommen immer mehr über den Grat.«
    Ista konnte sehen, wie seine Lippen sich bewegten, während er zählte. Reihe um Reihe strömten die Eindringlinge den Hügel hinunter, stets zwei oder drei nebeneinander. Ista hatte schon mehr als dreißig Mann gezählt, als dy Cabon das heilige Zeichen schlug und zu ihr hinüberschaute. Sein Gesicht war kreidebleich geworden. Er musste husten, bevor er wieder ein paar Worte hervorbrachte. »Majestät? Ich glaube nicht, dass wir diesen Männern begegnen sollten …«
    »Ganz sicher nicht«, sagte Ista, der das Herz bis zum Hals klopfte.
    Inzwischen waren die Anführer der fremden Kolonne auf sie aufmerksam geworden. Männer zeigten in ihre Richtung und riefen etwas.
    Ferda machte eine rasche Bewegung mit einem Arm und rief seinen Begleitern zu: »Reitet weiter!«
    In schnellem Kanter führte er sie die Straße hinunter. Die Maultiere mit dem Gepäck sträubten sich, als die Reiter sie hastig hinter sich her zogen, und die Männer bei den Packtieren verloren den Anschluss. Dy Cabons Tier war bereitwilliger und kam anfangs besser voran, doch bei jedem Schritt stöhnte es fast wie ein Mensch unter der schweren, hüpfenden Last auf seinem Rücken. An der nächsten Hügelkuppe, eine halbe Meile weiter, konnten sie erkennen, dass der Trupp aus Jokona einen Trupp von zwei Dutzend Reitern ausgeschickt hatte. Sie ritten im Galopp und versuchten offensichtlich, Istas Schar einzuholen.
    Es würde also auf ein Rennen hinauslaufen, und darauf waren sie nicht vorbereitet. Die Packtiere konnten sie zurücklassen, doch was war mit dem Maultier des Geistlichen? Jetzt schon waren dessen Nüstern weit offen und gerötet, und Schaum stand auf seinem weißen Fell, auf dem Nacken, der Schulter und zwischen den Hinterbeinen. Und trotz der Tritte dy Cabons fiel das Tier immer wieder vom Galopp in einen scharfen Trab, der jeden Knochen im Leib des Geistlichen stauchte. Dy Cabon wurde durchgeschüttelt; seine Gesichtsfarbe wechselte von blutrot zu leichenblass, dann zu grün und wieder zu blutrot. Es schien, als müsste er sich jeden Augenblick vor Angst und Anstrengung übergeben.
    Die gegnerische Truppe wirkte wie eine feindliche Heerschar auf Beutezug – doch wie, in der fünf Götter Namen, hatte sie aus dem Süden herankommen können, ganz ohne Vorwarnung? Wenn dem so war, mochte Ista für sich und die Ritter der Tochter ein Lösegeld in Aussicht stellen. Doch ein Geistlicher des fünften Gottes würde als Irrgläubiger behandelt und geschändet werden; sie würden dy Cabon zuerst die

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