Paladin der Seelen
Belanglosigkeiten mit Ferda. Ista war erfreut, als sie die verbliebenen Mitglieder von Ferdas Schar an den anderen Tischen entdeckte. Ausgeruht, gewaschen und in geliehenen sauberen Kleidungsstücken saßen sie zwischen den anderen Teilnehmern des Mahls – Arhys’ Offizieren, Cattilaras Damen und einigen wenigen Besuchern in geistlichen Gewändern. Die wichtigen Bürger aus dem Städtchen unterhalb der Burg würden ohne Zweifel bei den nachfolgenden Mahlzeiten Gelegenheit bekommen, vor Ista aufzumarschieren.
Der ältliche Geistliche erhob sich mühsam und trug mit zitternder Stimme die Gebete vor: Er dankte für den Sieg am Tag zuvor und für die wundersame Rettung der Königin; er bat um Heilung für die Verwundeten und segnete das bevorstehende Mahl. Es folgte die lobende Erwähnung der Standfestigkeit Ferdas und seiner Leute, in dieser der Tochter eigenen Jahreszeit. Ista konnte sehen, wie sehr der Ritter sich darüber freute.
»Und wie stets bitten wir besonders die Mutter, deren Zeit bald bevorsteht, um die Genesung des Lord dy Arbanos.« Der Geistliche machte eine segnende Geste über dem leeren Platz zur Linken Lord Arhys, und dieser nickte und seufzte verhalten. Ein eher fühl- als hörbares zustimmendes Gemurmel lief rings um die übrigen Tische, und Ista entging nicht, dass einige finstere, missbilligende Blicke getauscht wurden.
Als die Diener mit den Weinkrügen und dem Wasser kamen und die ersten Platten mit Speisen auftrugen, wagte Ista die Frage: »Wer ist Lord dy Arbanos?«
Cattilara musterte Arhys vorsichtig, doch der entgegnete nur: »Illvin dy Arbanos ist mein Rittmeister. Er … nun, ist nicht ganz gesund, schon seit zwei Monaten. Ich halte ihm den Platz frei, wie Ihr seht.« Seine letzte Bemerkung klang beinahe trotzig. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Außerdem ist Illvin mein Halbbruder.«
Ista nippte am verdünnten Wein in ihrem Kelch und ging in Gedanken Familienstammbäume durch. Ein weiterer nicht anerkannter Bastard von dy Lutez? Aber der mächtige Höfling hatte stets größten Wert daraufgelegt, für jedes Mitglied seiner verstreuten Nachkommenschaft offiziell die Verantwortung zu übernehmen, mit regelmäßigen Gebeten und Opfergaben an den Turm des Bastards für ihren Schutz. Vielleicht war die Mutter diesmal schon verheiratet gewesen, und das Kind war mit stillschweigender Zustimmung des gehörnten Ehemannes der Familie der Frau untergemischt worden? Stillschweigend, wenn auch nicht insgeheim, andernfalls hätte dy Arbanos seinen Platz im Umfeld des Grafen nicht einfordern können und zugebilligt bekommen.
»Es war eine schreckliche Tragödie«, sagte Cattilara.
»So schrecklich, dass wir uns heute Abend nicht die Feier damit verderben sollten«, knurrte Arhys.
So begann Cattilara, bedeutungslosen Tratsch über ihre Familie in Oby zu erzählen. Sie berichtete von ihrem Vater und ihren Brüdern und deren Zusammenstößen mit verstreuten Roknari an den Grenzen während des Feldzugs im letzten Herbst. Ista fiel auf, dass Lord Arhys sich nur wenig von den Speisen auf den Teller legte, und dieses Wenige schob er mehr mit seiner Gabel hin und her, als dass er es aß.
»Ihr esst ja gar nichts, Lord Arhys«, merkte Ista endlich an.
Mit gequältem Lächeln folgte er ihrem Blick auf seinen Teller. »Ich leide ein wenig unter Wechselfieber«, sagte er, »und ich habe festgestellt, dass es sich am besten durch Aushungern behandeln lässt, zumindest in meinem Fall. Es wird sicher bald besser.«
Eine Gruppe von Musikanten hatte auf der Galerie Aufstellung genommen und spielte schwungvoll, was für Arhys – wenn auch nicht für Cattilara – ein willkommener Vorwand war, die schleppende Unterhaltung zu unterbrechen. Kurz darauf entschuldigte er sich und ging davon, um sich mit einem seiner Offiziere zu besprechen. Ista schaute zu dem freien Platz der anderen Seite Arhys’ hinüber, der vollständig gedeckt war. Jemand hatte eine weiße Rose auf den Teller gelegt, als einen Gruß oder ein Gebet.
»Lord dy Arbanos scheint hier sehr vermisst zu werden«, sagte Ista zu Cattilara.
Sie schaute über den Hof hinweg, um ihren Gemahl ausfindig zu machen. Der aber stand an einem der anderen Tische und war in eine Unterhaltung vertieft, außer Hörweite der anderen.
»Wir vermissen ihn sehr«, sagte Cattilara. »Tatsächlich haben wir fast schon die Hoffnung aufgegeben, dass er sich jemals wieder erholen wird, aber Arhys will nichts davon hören … Es ist so traurig.«
»Ist er
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