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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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kunstvolles Flechtwerk vor den schmalen Fenstern auf der gegenüberliegenden Seite des Gemachs. Wandteppiche und Vasen mit Schnittblumen lockerten große Flächen der nüchternen, weiß getünchten Wände auf. Eine geschlossene Verbindungstür bot Zugang zu angrenzenden Zimmern, und Ista fragte sich, ob es die von Arhys waren. Zahllose Kisten und Kästchen standen vor den Wänden, manche beschnitzt, andere mit Intarsien versehen oder in Eisen gefasst. Cattilaras Damen räumten rasch einige Kleiderhaufen oder andere Spuren von Unordnung beiseite; dann legten sie ein federgepolstertes Kissen auf eine der Truhen, damit Ista sich setzen konnte. Behutsam ließ sie sich auf diesem Ruheplatz nieder und schaute durch das Flechtwerk. Die Fenster gewährten einen Blick über die Dächer auf einen weiteren Innenhof.
    »Was für hübsche Gemächer«, sagte Ista, um die augenscheinliche Verlegenheit Lady Cattilaras zu zerstreuen, die ihre Räume so unversehens besetzt fand.
    Cattilara lächelte dankbar. »Mein Haushalt erwartet voller Freude, Euch bei Tisch die Ehre erweisen zu dürfen. Doch vielleicht wollt Ihr Euch zuvor waschen und ein wenig ausruhen.«
    »O ja«, erwiderte Ista inbrünstig.
    Die Akolythin machte einen Knicks vor der Burgherrin. »Wenn es Euch recht ist, Herrin« sagte sie, »sollte Ihre Majestät auch die Verbände wechseln lassen.«
    Cattilara blickte erstaunt. »Ihr seid verletzt? Davon hat mein Gemahl in seinem Brief nichts verlauten lassen …«
    »Es ist auch nicht der Rede wert.« Doch Ista hatte nicht vor, ihre Verletzungen zu vernachlässigen. Ihr Sohn Teidez, so hieß es, war an einer unbehandelten Wunde am Bein gestorben, die kaum mehr als ein Kratzer gewesen war und aus der sich eine fiebrige Entzündung entwickelt hatte. Ista vermutete, dass gewisse übernatürliche Einflüsse die Sache verschlimmert hatten. Gebete genug jedenfalls waren für den Jungen gesprochen worden, doch sie wurden nicht erhört.
    Lady Cattilara überspielte ihr zeitweiliges Unbehagen mit hektischer Betriebsamkeit. Sie ließ Tee, getrocknete Früchte und Brot reichen, ließ Schüsseln und ein Sitzbad holen und Wasser bereitstellen. Dann kümmerten die Akolythin und Cattilaras Bedienstete sich um Istas Körperpflege. Als diese beendet und Ista in einen Bademantel gehüllt war, hatte die Gastgeberin ihre gute Laune wieder zurückgewonnen.
    Unter Cattilaras Anleitung brachten die Zofen ein Kleidungsstück nach dem anderen herbei, damit Ista es begutachten konnte, und die Burgherrin öffnete ihr Schmuckkästchen.
    »Mein Herr Gemahl sagte, Ihr hättet all Eure Besitztümer an die Jokoner verloren«, erklärte Cattilara atemlos. »Deshalb bitte ich Euch, nehmt von mir zum Geschenk, was auch immer Euer Gefallen findet.«
    »Da ich ursprünglich auf einer Pilgerreise war, hatte ich nur wenig dabei, deshalb habe ich auch nur wenig verloren«, beschwichtigte Ista. »Viel wichtiger ist, dass die Götter meine Männer verschont haben. Alles andere kann ersetzt werden.«
    »Ich habe den Eindruck, es war eine grausame Prüfung für Euch«, sagte Cattilara, die bestürzt nach Luft geschnappt hatte, als die Akolythin die hässlichen Wunden an Istas Knie enthüllte.
    »Den Jokonern ist es am Ende schlimmer ergangen, Dank Eures Herrn Gemahls und seiner Leute.«
    Dieses Lob für ihren Gemahl ließ Cattilara freudig strahlen. »Ist er nicht großartig? Vom ersten Augenblick an, da ich ihn sah, bin ich unsterblich in ihn verliebt. Es war an einem Herbsttag, als er gemeinsam mit meinem Vater durch die Tore von Oby ritt. Mein Vater ist der Graf von Oby, der bedeutendsten Festung in Caribastos, abgesehen von der Residenz des Herzogs.«
    Ista schmunzelte. »Ich kann Euch versichern, dass Lord Arhys auf dem Rücken eines Pferdes einen bemerkenswerten ersten Eindruck vermittelt.«
    Cattilara plapperte weiter: »Er sah wundervoll aus, aber auch sehr traurig. Seine erste Frau war im Kindbett gestorben, schon Jahre zuvor, bei der Geburt seiner Tochter Liviana. Man erzählte sich, dass er seither keine andere Frau mehr angeschaut hatte. Ich war damals erst vierzehn. Zu jung, sagte mein Vater zu mir, und dass es bloß eine mädchenhafte Schwärmerei von mir wäre. Aber ich habe ihm das Gegenteil bewiesen. Drei Jahre lang habe ich mit meinem Vater um Lord Arhys Gunst gekämpft, und was habe ich alles dabei gewonnen!«
    Allerdings. »Seid Ihr schon lange verheiratet?«
    »Seit fast vier Jahren.« Sie lächelte stolz.
    »Habt Ihr Kinder?«
    Ihr Mundwinkel

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