Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

allesamt leer waren. Dann packte er die Einlegeböden und zog daran. Die Spinde bewegten sich ein kleines Stück auf ihn zu.
    »Dieser Teil ist nicht an der Wand befestigt«, stellte er fest. »Dahinter ist irgendwas.«
    »Seht mal nach, ob ihr einen Knopf oder so was wie einen Schalter finden könnt«, meinte Ajay.
    Jeder von ihnen nahm sich einen Schrank vor. Nick entdeckte Lüftungslöcher, die in die Rückseite des mittleren Schranks gestanzt waren, und blickte hindurch. »Ich kann keine Wand erkennen«, verkündete er. »Dahinter ist es offen.«
    Der Türknauf rappelte; dann wurde heftig gegen die Tür geschlagen.
    »Da muss irgendwo ein verdeckter Knopf sein. Sucht nach ungewöhnlichen Formen oder Einbuchtungen«, befahl Ajay und tastete jeden Zentimeter des Metalls ab. »Könnte alles Mögliche sein, eine Platte, auf die man drücken oder treten muss … oh Gott, oh Gott …«
    »Bleib ruhig, Ajay«, sagte Will. »Vielleicht will er uns ja nur Angst einjagen.«
    Ein lautes Krachen von Metall auf Metall ertönte, als die Gestalt die Tür rammte.
    »Das gelingt ihm echt gut!«, schrie Ajay.
    »Reißen wir das ganze bescheuerte Ding einfach weg von der Wand«, schlug Nick vor.
    »Auf drei«, rief Will. »Eins, zwei, drei!«
    Jeder von ihnen packte einen Spind und zog, so fest er konnte. Die Schrankgruppe bewegte sich ein paar Zentimeter, hing aber an irgendetwas fest.
    »Hier oben ist ein Schnappriegel«, rief Ajay, als er die Innenseite des mittleren Schranks abtastete. »Definitiv ein Schloss. Es muss einen verborgenen Mechanismus geben, mit dem man es öffnen kann.«
    Ein weiterer heftiger Schlag gegen die Tür, dann drei hintereinander, immer schneller und lauter. Der Beschlag rund um den Türknauf begann, sich zu verbiegen.
    »Er schlägt die verdammte Tür ein«, stellte Nick fest.
    Ajay kletterte vollständig in den Spind, packte die Metallhaken an der Decke und versuchte, sie zu drehen. »Okay, ich glaube, ich hab's.«
    »Sag Bescheid, wenn du so weit bist!«, rief Will, als ein weiterer Schlag den Knauf nach innen drückte.
    Ajay stemmte einen Fuß gegen eine Wölbung im Metall an der linken Seite und mit dem rechten Fuß drückte er gegen eine ähnliche Wölbung auf der anderen Seite. Dann drehte er mit aller Kraft an den Haken. Ein Knacken ertönte, als der Schnappverschluss nachgab.
    »Jetzt! Zieht!«, schrie Ajay.
    Will und Nick rissen an den Metallschränken, so fest sie konnten. Dieses Mal gaben die Spinde nach und schwankten bedrohlich. Will und Nick sprangen zur Seite, als sie auf den Boden krachten. Ajay befand sich noch immer im mittleren Schrank. Dort, wo die Gruppe gestanden hatte, war ein Loch in der Betonsteinmauer, das den Blick auf einen dunklen, schmalen Durchgang freigab.
    »Hier drin bin ich keine große Hilfe«, rief Ajay mit gedämpfter Stimme aus dem Spind.
    Ein weiterer wütender Schlag ließ die Tür erbeben. Will warf einen Blick über die Schulter und sah, wie sich die Spitze des Beils neben dem Knauf durch das Türblatt bohrte. Ein zweiter Hieb mit dem Beil vergrößerte die klaffende Öffnung.
    »Der Typ meint es ernst«, bemerkte Nick.
    »Nick!«, rief Will. Er packte die untere Seite der Schränke, Nick die obere. Mit vereinten Kräften stemmten sie die drei Spinde hoch, woraufhin Ajay wieder zum Vorschein kam, zusammengestaucht und mit dem Gesicht auf dem Boden.
    »Das war ziemlich unangenehm«, krächzte er.
    Hastig krabbelte er aus dem Schrank und Nick und Will schoben die drei miteinander verbundenen Spinde in Richtung Tür. Eine Hand in einem schwarzen metallischen Handschuh schnellte durch das Loch neben dem Beschlag und tastete nach dem Türknauf. Ajay kam Nick und Will zu Hilfe und gemeinsam rammten sie die Spinde gegen die Tür. Von draußen hörten sie einen wütenden, schmerzerfüllten Aufschrei.
    »Gefällt dir das?«, schrie Nick mit funkelnden Augen und sprang hin und her. »Komm schon! Kannst noch mehr haben! Na los!«
    »Nick, bist du wahnsinnig?«, rief Will. »Den Typ mit dem Beil schreit man nicht an!«
    »Sieh's mal positiv«, entgegnete Nick. »Zumindest ist es keine Lamia.«
    Rasch klemmte Will eine Bank zwischen die Schränke und die nächstgelegene Wand, damit sie nicht verrutschen konnten. Atemlos sahen die drei sich an und wandten sich dann der schmalen Öffnung in der Rückwand zu.
    »Wer will zuerst?«, fragte Will und knipste seine Taschenlampe an.

DÉJÀ-VU
    Ajay stürmte durch das Loch in der Wand, dicht gefolgt von Nick und Will. Die Wände